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Wenn Menschen Gott begegnen…

Kreuzweg in Virtueller Realität

In der Woche von Palmsonntag und Ostern begeben sich viele Christenmenschen auf einen Erlebnisweg, um das Leiden Jesu anhand von biblischen Texten und künstlerischer Inspiration nachzuerleben. Was im analogen geht, kann man auch medial umsetzen, mit aktueller Technik auch in der Virtuellen Realität (VR).

Da ich in meinem EKM-Job kirchliche VR-Möglichkeiten erörtere, habe ich kurzfristig einen VR-Kreuzweg gestaltet, der Menschen in 20-30 min anhand kurzer Texte und Impulse durch die Geschehnisse der Karwoche leitet. Ein optimales Erlebnis hat man mit einer VR-Brille (z.B. Meta Quest 2), weil man dann „mitten drin“ ist und die Interaktionen direkt um sich herum sehen und mit anderen austauschen kann. Gerade für VR-Neulinge empfehle ich dringend diese Nutzung, um das volle Potential der Technik zu erleben.
Sollte jemand keine VR-Brille im Zugriff haben, kann man eine abgespeckte Version auch als Handy-App bzw. im Browser (spatial.io) anschauen. Da fehlt allerdings die echte Immersion, weil man nur auf einen flachen Schirm schaut statt sich durch die Erlebnisausstellung zu bewegen. Auch die Interaktionen sind dann nur eingeschränkt nutzbar. Bibeltexte und Gesamtkonzept kann man allerdings auch so wahrnehmen.

Für den ersten Einstieg habe ich ein Demovideo erstellt, was zeiget, wie der Kreuzweg in einer VR-Brille ausschaut. So bekommt man schonmal einen Eindruck von den ersten Stationen.

Was braucht man für den VR-Kreuzweg? Wie läuft ein Besuch ab?

  • Erstmal braucht man ein Zugangsgerät, also zum Beispiel eine VR-Brille
  • Dort muss die (kostenfreie) App „spatial.io“ installiert sein
  • Hier kann man sich einen Avatar erstellen. Das ist für den Kreuzweg nicht relevant, aber spannend, weil man nicht nur Frisur und Kleidung anpassen, sondern auch aus Fotos sein eigenes Gesicht einfügen kann. Das ist nach meinem Kenntnisstand aktuell das realistischste Avatarmodell auf dem Markt. Leider stehen andere Körperformen oder Handycaps nicht zur Auswahl, so müssen wir alle zum schlanken Mainstreamkörper werden.
  • Man sollte sich durch das Tutorial mit den elementaren Möglichkeiten der Bewegung/Interaktion in der App vertraut machen (gehen, warpen, springen, greifen, schreiben, zeichnen etc.). Das kann man z.B. in seinem „Home-Space“ üben, von dem aus man andere Spaces besuchen kann.
  • Unter dem Titel „Kreuzweg“ kann man dann den entsprechenden Space betreten. Auf einer kleinen Insel angekommen leitet eine grüne Wegmarkierung den Pfad, um die 8 Stationen in der richtigen Reihenfolge abzugehen. Große Schautafeln geben jeweils einen Impuls, eine Frage und eine Aufgabe. Davor liegt ein gelber Würfel, der bei Berührung den dazugehörigen Bibeltext startet. So kann man selber bestimmen, wann es weiterhgeht.
  • Auch für die angegebenen Interaktionen kann man sich beliebig viel Zeit lassen. Einen Gedanken aufschreiben geht vielleicht etwas schneller, ein Bild oder eine dreidimensionale Skulptur zeichnen, kann etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen. Wichtig ist, entspannt und in meditativer Grundstimmung auf den Kreuzweg zu starten, da er nicht zum „Durchrennen“ geeignet ist und keine Belohnung für schnellste Abarbeitung bietet. Der Weg ist das Ziel.
  • Wenn mehrere Menschen gleichzeitig auf der Insel sind, kann man sich nach den 8 Stationen nochmal in der Couchecke zusammensetzen und gemeinsam austauschen. Ansonsten freuen wir uns als Team der EKM über Feedback an socialmedia@ekmd.de
  • Hinweis: Wenn man den Kreuzweg über die App startet, stehen die Interaktionen nur teilweise und im Browser quasi garnicht zur Verfügung. Da empfiehlt es sich, mit Zettel und Stift persönliche Notizen zu machen und diese ggf mit Freunden auszutauschen. Daher ist der Tipp in jedem Fall: Nutze eine VR-Brille für die volle Immersion 🙂
  • Dennoch hier der Link für die Browserversion.

Zum Hintergrund:
Spaces in spatial.io werden mit Unity gebaut. Eine 3D-Entwicklungsumgebung, in der man beliebige Welten aus elementaren Objekten zusammenstellen kann. Hier habe ich ein einfaches Einsteiger-Set um meine „Posterpräsentationen“ ergänzt und mit Triggerpunkten die Medien eingebaut. Grafiken und Audios habe ich mit anderen Programmen vorbereitet und dann als Assets importiert. Die Texte habe ich von der KI-Stimme Amala (ttsfree.com) lesen lassen. Den Grafiken liegt ein stimmungsvolles Bild von pixabay zugrunde, was ich in 8 Ausschnitte aufgeteilt habe. Das ganze habe ich in unter einer Woche nebenbei zusammengestellt. Bitte entschuldigt also ggf. Typos oder falls irgendwas nicht perfekt ausgearbeitet ist. Ich freue mich über Feedback, um für die Zukunft zu lernen. Gerne auch in Kooperation mit anderen VR-Vordenkern 🙂

Wie funktionieren Hybride Gottesdienste?

Bei einem Gottesdienst treffen sich Menschen in einer Kirche und werden von Theologen bepredigt, von Musikern zum Singen animiert und von Liturgen durch den Gottesdienst geleitet. Das kann inhaltlich und musikalisch ganz unterschiedlich aussehen, lebt aber oft von der Begegnung im gleichen Raum.

Durch die Kontaktsperren haben viele Gemeinde statt der Treffen vor Ort auf Online-Formate umgestellt. Einige haben die Zelebranten in leeren Kirchen abgefilmt, andere bunte und vielfältige Impulsformate vorproduziert, die da Thema des jeweiligen Sonntags medial passend umgesetzt haben. Der kreativität sind dabei kaum Grenzen gesetzt, aber oft bleibt es bei einer Einbahnstraße. Die Gemeinde sendet und die Teilnehmer schauen zu. Interaktionselemente (Gebetsanliegen, Dialogpredigt, Umfragen, …) sind eher bei digitalen Live-Gottesdiensten möglich, die dafür meist nur einen Ort zeigen.

Wenn jetzt Versammlungen in Gotteshäusern unter bestimmten Auflagen wieder stattfinden können, stellt sich vielerorts die Frage, wie man weitermacht. Gerade die Gemeinden, die online 10-20x so viele Menschen erreicht haben als vorher offline wollen diese Menschen nicht einfach im Stich lassen, wenn sie zurück in die Gebäude gehen. Auch für Risikogruppen ist mitunter eine Feier vor Ort momentan noch nicht angesagt, was bei reinen Offline-Veranstaltugnen einem Ausschluss gleich kommen würde. Man kann also überlegen, einen minimalistischen Gottesdienst (nur 30 min, kein Gesang vor Ort, keine Kontakte, Hyginekonzept) in der Kirche zu feiern und zentrale geistliche Elemente auch nochmal für eine Onlinezielgruppe als Kurzclips zu produzieren. Das können kurze Liveaufnahmen sein oder Aufnahmen an neutralen Orten, wie man es als Onlineformat bereits eingeführt hat.

Oder man kann Gottesdienste feiern, die eine Gemeinschaft aus Menschen im Kirchgebäude und Menschen vor den Monitoren bildet und so hybrid und gleichzeitig Menschen zusammenbringt. Für so eine Gemeinschaft ist es wichtig, sich gegensitig wahrzunehmen, bestimmte Beteiligungsmöglichkeiten zu schaffen und beiden Gruppen das Gefühl zu geben, „echter Teil der Gemeinde“ zu sein. Das bedeutet, dass eine Begrüßung sowohl die Menschen vor Ort als auch die Online-Teilnehmer (direkt in die Kamera reden!) ansprechen muss, dass die Predigt sowohl in den Raum gesprochen wird, aber auch immer wieder direkt in eine Kamera (die optimalerweise so steht, dass man beide Gruppen gleichzeitig im Blick haben kann) gerichtet ist und dass die Menschen im Raum mitbekommen, wie viele Leute online dabei sind (ggf sogar wer) udn die Leute im Stream die Gemeinde vor Ort wahrnehmen (Kameraschwenk durch die Bänke, aber auch Offscreen-Plätze schaffen, falls jemand nciht im Bild auftauchen möchte!).

Ein Beispiel, wo so ein Interaktiver Hybrid-Gottesdienst mit Livestream und Dialogpredigt umgesetzt wird, ist der Checkpoint Jesus in Erfurt.

Ein weiteres Beispiel ist der Einführungs-Gottesdienst von Superintendentin Rosenthal im Kirchenkreis Arnstadt-Ilmenau am Pfingstmontag, der von der OnlineKirche in Zusammenarbeit mit zahlreichen Akteuren umgesetzt wird. Hier sind über den Hybrid-Charakter hinaus auch noch zwei Gottesdienst-Orte liturgisch vernetzt.

Was kennst du für Beispiele? Ich freue mich über inspirierende Arten, aktuell passend Gottesdienst zu feiern!

Gottesdienst-Live-Streaming kann ganz einfach sein

Durch die aktuelle Infektionsgefahr werden immer mehr Veranstaltungen abgesagt und Menschen mit erhöhtem Risiko zögern auch oft, zum Gottesdienst zu gehen. Daher habe ich mich kurzfristig bereit erklärt, im ersten Online-Barcamp der Initiative „GottDigital“ eine digitale Session zu dem Thema Gottesdienst-Livestream zu halten, die ich hier aufbereite.

Disclaimer: Es ging dabei primär um technische Hürden. Die Frage, ob man nur die Predigt oder das gesamte Programm streamen möchte, ob Live oder Aufnahme besser passt und wie man Interaktion und Online-Gemeinschaft erzeugen kann, war nicht unser Thema. Dazu wird sicherlich demnächst ein ergänzender Beitrag der OnlineKirche folgen.

Außerdem verweise ich jetzt schon auf den guten Beitrag von Christoph Breit, der das Thema für die ELKB durchdacht hat.

Quick & Dirty (für spontane Notfälle und ohne Budget):

  • Fixiere dein Handy auf einem Stativ und streame direkt via Facebook/Insta-live. Das geht ohne große Vorbereitung direkt über die App (YouTube streamt nicht ohne weiteres vom Handy)
  • Nutze ggf einen Laptop, um parallel mit den Zuschauern zu interagieren. Zuschauer begrüßen, Fragen beantworten oder bei Problemen unterstützen ist hilfreich und vermeidet Frust. Das sollte man nicht mit dem Device machen, das gerade streamt, sondern besser mit einem zweiten Gerät (Facebook im Browser vom Laptop aus)
  • Als Upgrade kann man ein Mikrofon oder den Masterausgang des lokalen Audiomischers per Klinkekabel anschließen, um nicht die Umgebungsgeräusche des Smartphones aufzunehmen.
  • Gemeinden für die, das DSGEKD gilt, können sich auf §53 berufen, der das Streamen von Gottesdiensten nach vorheriger Information der Gemeinde erlaubt. Ein deutliches Schild am Eingang und ein Hinweis in der Begrüßung sollten dabei hinreichend sein. Fairerweise sollte man Besucher vor Ort dennoch informieren, wo sie mehr/ weniger/ gar nicht im Bild sind.
  • Für einen Stream mit mobilen Daten sollte man UMTS oder LTE nutzen und 1-2GB Datenvolumen (oder stabiles WLAN) zur Verfügung haben. Ggf sollte man sich informieren, wie man kurzfristig neues Volumen dazubuchen kann, um Lücken zu vermeiden. Auch ein Netzteil zur Stromversorgung hilft, Abbrüche zu vermeiden.

Etwas besser (mit Vorbereitung und kleinem Budget):

  • Wer ein wenig Zeit zur Vorbereitung hat, kann eine einfache USB-Webcam (FullHD reicht aus) und den sauberen Saalton an einen Laptop anschließen.
  • Ggf kann die Webcam auch als zusätzliches Raumklangmikro genutzt werden.
  • Die kostenlose Software OBS läuft unter Windows, Mac und Linux und bietet kostenlos die Funktionen einer kompletten TV-Regie. Eine oder mehrere Webcams, Videoeinspieler, Desktopaufnahmen, Bilder, Sounds, Mikros oder sogar Webseiten können abgemischt und direkt zu Facebook oder YouTube gestreamt werden. Für eine Ausspielung über die Gemeindewebsite empfiehlt sich YouTube, weil man den Live-Feed direkt als iframe in jede Website integrieren kann und die Zuschauer keinen Account brauchen, um den Livestream zu sehen. Auch kann man hinterher die Videos dauerhaft nachschauen und einfach verwalten.
  • Wichtig: Die Kameraperspektive so wählen, dass ein relevantes Bild gestreamt wird. Ggf kann man mit zwei Webcams arbeiten, um eine Großaufnahme (z.B. Prediger) und eine Totale der Gemeinde oder des liturgischen Raumes zu bieten.
  • Für die Zuschauer ist dabei ein verständlicher Ton das wichtigste, eine gute Beleuchtung das zweitwichtigste und eine super Videoauflösung nur das drittwichtigste. Also nicht als erstes in Profi-Kameras investieren, sondern zuerst Ton und Licht optimieren, dann kann oft auch eine einfache Kamera gute Bilder einfangen.
  • Ein stationärer DSL-Anschluss mit min 2-3Mbit/s Upload reicht für einen 720p-Stream. Für FullHD sollte man 5Mbit/s sicher stellen. 4K Livestreams sind für Gottesdienste nicht unbedingt nötig und belasten meist die Internetleitungen unnötig stark.

Richtig gut (Aufwand und Budget nach oben offen):

  • 1-3 Camcorder mit Schwenkstativen und Kameraperson können natürlich viel professioneller die perfekten Blickwinkel abdecken. Wichtig sind dabei die Gesichter der handelnden Personen (einheitliche Eyeline beachten), teilweise auch die ganzen Personen und bei Textlesung/Gebet auch liturgische Symbole wie Kreuz, Kerze, Bibel oder andere Dinge, die nicht vom Inhalt ablenken aber auch nicht die Person über den Inhalt stellen.
  • Ggf kann eine Remote-Cam helfen, auch ohne Zusatzpersonal mehrere Kameraperspektiven abbilden zu können.
  • Für den guten Ton kann man jedem Mitwirkenden ein Funkmikrofon anstecken oder ein Rednermikrofon auf einem Stativ nutzen. Für gut hörbaren Gemeindegesang, einen Chor oder eine Band sind mitunter Saalmikros hilfreich. All diese Kanäle sollte ein zusätzliches Audiomischpult zu einem guten Klang für die Aufnahme abmischen. Roland bietet AV-Mischpulte an, die Audio und Video in einem Gerät mischen und am Ende ein USB-Signal zum Stream ausgeben. Das kann dann wiederum über OBS oder ein Streaming-Device ins Netz gelangen.
  • Wer für die Zuschauer das abgefilmte Geschehen kommentieren möchte, sollte ein Kommentator-Mikrofon bereithalten. Ob das bei einem Gottesdienst nötig ist, hängt vom Format ab (z.B. könnte man übers Netz gesammelte Fürbitten bewusst vom Techniker einbringen lassen statt vom Liturgen.
  • Über OBS oder die Superimpose-Funktion des Videomischers können Namen und Textinfos als „Bauchbinden“ über PErsonen eingeblendet werden. Außerdem können Video-Einspieler, Vorspann, Nachspann, oder ein Gemeindelogo als Bug das Video aufhübschen. All das ist nicht nötig, macht aber einen runden Gesamteindruck aus und hilft den Online-Zuschauern ggf, sich stärker verbunden zu fühlen, wenn speziell für sie gestaltete Informationsclips vor und nach dem Livestream sie am Gemeindeleben teilhaben lassen.
  • Wie gesagt: Der Aufwand ist nach oben offen und beliebig skalierbar. Für eine Konferenz mit tausend Zuschauern wird man mehr investieren also für 10 Gottesdienst-Mitfeiernde. In manchen Situationen ist es wichtiger, überhaupt etwas anzubieten, als es perfekt zu inszenieren. Und das Wichtigste sind mitunter die inhaltlichen Kriterien, was wann warum mit wem geteilt wird, um welchen Effekt zu erziehlen. Aber dazu mehr an anderer Stelle.

Weitere Infos:

  • Die OnlineKirche (Erprobungsraum der EKM) bietet mehrere OnlineGottesdienste an, die unabhängig von Zeit und Ort, aber dennoch interaktiv gefeiert werden können.
  • Ggf werden Teile des Barcamp Kirche Online (ursprünglich geplant 2.-4. April in Dresden) online erfahrbar gemacht.
  • Techniklinks und Infotext als fertige Vorlage
  • Evt kann einigen das MEVO Kamera-Kit (ca 400 EUR) hilfreich sein, was ich aber nie getestet habe.

Geistliches Liedgut im Radiovergleich

Erik Flügges „Kirchenaustritte: Thesen für eine stabilere Kirche“ (20. Juli 2019, primär der vorletzte Absatz) motiviert mich, einen Vergleich christlicher Musik mit der Radiolandschaft zu posten, den ich schon länger im Kopf habe:

Wenn in der Kirche Lieder gesunden werden, geht es darum, Gott die Ehre zu geben und sich als Gemeinschaft der Glaubenden gegenseitig zu bestärken. Das gemeinsame Singen bringt zusammen, die durch Wiederholung ins Herz rutschenden Texte bilden auch in Wüstenzeiten einen Anker an geistlichen Grundwahrheiten und Gottesdienste werden interaktiver wahrgenommen (Ich-bin-beteiligt-Erfahrung). Doch oft scheiden sich am Musikgeschmack die Geister.

Klassische Landeskirchen bauen auf einem Liederbuch auf, das die Hochkultur der letzten Jahrhunderte konserviert. Wertvolle Lieder, die oft stilecht mit der Orgel begleitet werden. Luther würde sich vermutlich im Grab umdrehen, wenn er wüsste, dass wir immer noch  eine Lieder singen, hatte er doch damals Tavernenmelodien umgedichtet, um nah am Volk zu sein. Gleichzeitig sind diese Lieder eine Art Best-Of, die sich über Generationen bewährt haben, weil sie Halt geben und in Krisen tragen.
Als Innovation wurde in den 70ern das moderne geistliche Liedgut entwickelt, dass ähnlich wie die Werke Luthers und Bachs konserviert wurde und daher für heutige Ohren auch nicht mehr wirklich neu klingt.
Bei Gospel und Taize-Gesängen kommt ein wenig Schwung auf, Kinderlieder bringen (erzwungene) Bewegung in den Gottesdienst, insgesamt bleibt es aber eine ernste und gesetzte Veranstaltung.

Junge Gemeinden und Freikirchen sind oft offener für moderne Lobpreismusik, die vom Songwriting her zumindest richtung 90er Jahre geht. Tatsächlich gelten viele der Lieder erst 20 Jahren als etabliert, wenn sie musikalisch eigentlich schon fast als Retro gelten könnten. Klassiker der deutschen Lobpreiskultur findet man in „Feiert Jesus“ Liederbüchern, gleichnamigen CDs oder ähnlichen Reihen. Hier den Überblick zu behalten ist allerdings schwierig und was für die eine Gemeinde aktuelle Hits sind, wird anderswo bereits als veraltet und uncool wahrgenommen. Für manche sind nur internationale Originale (Hillsong, Vineyard, Bethel Music, Rend Collective, …) wirklich hip, die möglichst exakt gecovert und mit Bandbesetzung inszeniert werden. Andere Gemeinden kopieren zwar die Musik, verpflichten sich aber zu deutschen Übersetzungen, die nicht selten unsingbar oder alternativ inhaltlich weit weg vom Original sind. Zudem kursieren von einigen Songs mehrere deutsche Versionen, weil Pioniergemeinden manchmal schneller übersetzen als Standardisierungsprozesse es verbreiten können.
Diese Lieder haben noch keine jahrhundertelange Wirkungsgeschichte, sprechen aber musikalisch in die Jetztzeit hinein. Entsprechend stark ist die emotionale Beziehung, die (junge) Menschen zu den Melodien aufbauen. Ob die Texte dieser Bindung gerecht werden, müsste man im Einzelfall analysieren, was ggf zu wenig geschieht, wenn man sich bewusst macht, dass Lobpreis viele Gottesdienstbesucher stärker prägt als die sauber formulierte Predigt.

Von Musikern und Künstlern schließlich wird Contemporary Worship oft dafür kritisiert, musikalisch zu anspruchslos, zu flach zu schlagerartig-vorhersehbar zu sein. Klar, jeder soll schnell mitsingen können, der Song soll in kleinen Gruppen und im Stadion funktionieren und am besten mit Wandergitarre oder großer Band gut klingen. Aber so wie der Musikmarkt sich ausdifferenziert, brauchen wir auch unterschiedliche moderne Stilrichtungen, um nah dran an den Menschen zu sein. Und wer lange genug sucht, findet das auch: Da gibt es jazzigere Interpretationen, Sambarhythmen, Techno-Worship, Swing- und Punk-Varianten Gott zu loben. Zwischen Filmorchester und HeavyMetal ist jede Stilrichtung auch im „post-modernen geistlichen Liedgut“ vertreten. Nur in den Gottesdiensten trauen sich viele Gemeinden nicht so ganz, mit innovativen Formen zu experimentieren. Zum einen, weil es mit Amateurmusikern nicht so einfach ist, eine wirklich hochwertige Umsetzung zu garaniteren, zum anderen, weil extremere Stilrichtungen stärker binden aber auch stärker abstoßen. Der klassische Klavier-und-Gitarre-mit-Cajon-lastige Lobpreisstil bringt wohl die meisten Generationen zusammen, wenn er auch für viele nur halbwegs passend ist.

Diese Erkenntnis hat mich schon vor einigen Jahren zu einem Vergleich gebracht, warum es gut ist, unterschiedliche Musikstile in christlichen Gottesdiensten zu fördern. Ich habe damals in Hessen gelebt und bin in den 90ern mit einer öffnetlich rechtlichen Radiolandschaft von vier Sendern aufgewachsen:

  • HR1 für gediegene Infos, Sport, niveauvolle aber massentaugliche Musik der letzten 50 Jahre.
  • HR2 für Klassik und niveauvolle Bildung, die wertvoll ist, aber oft eher sperrig wirkt.
  • HR3 als locker flockige moderne Unterhaltung mit viel Chartmusik und nebenbei eingestreuten Infos.
  • HR4 für Schlager- und Heimatfreunde mit harmonischen Wohlfühlklängen aus der „guten alten Zeit“ zur Selbstvergewisserung.

Ähnliche Aufteilungen gab es vermutlich in den meisten Regionen. In diesem Schema sind vermutlich die meisten landeskirchlichen Gottesdienste eher im HR2-Spektrum anzusiedeln, Kirchentagsbewegungen und Gemeindefeste tendieren eher zu HR4, moderne Landeskirchen und klassische Freikirchen eher zu HR1 und die innovativen Jugendbewegungen zu HR3. (Ich will damit niemandem zu nahe treten, jeder möge sich im Zweifel selber einordnen!)
Für die, denen das Spektrum insgesamt zu eng wurde, gab es das Privatradio FFH (die charismatischen Gemeinden?), das Radio der US-Streitkräfte AFN (internationale Missionsgemeinden?) oder das lokale Bürgerradio RUM (Teestubenbewegung?).
Gefühlt mitte der 90er Jahre startete ein weiterer ÖR Jugendsender für die, denen selbst HR3 zu konservativ war. Weitere Privatradios, neue Infokanäle und digitale Streamingdienste, die das Radiohören stark individualisiert haben kamen dazu. Heute lässt man sich meist das persönliche Musikprogramm gespickt mit den Lieblingspodcasts als Infoquelle vone inem Algorithmus zusammenstellen.

Ähnliches erleben wir auch im geistlichen Spektrum. Gerade im städtischen Bereich sucht man seinen Gottesdienst nicht mehr nach Denomination oder theologischen Positionen, sondern nach Uhrzeit und Musikstil aus. Mitunter ist auch ChurchHopping passend, wenn man sich nicht festlegen will und zwischendurch streamt man sich internationale Lobpreismusik auf die Couch. Einige besonders hippe Gemeinden werden mittlerweile nicht mehr um Starprediger, sondern um besondere Lobpreis-Pastoren gebildet. Insgesamt haben wir als Christenheit so die Möglichkeit, viele Menschen da abzuholen, wo sie stehen, haben aber gleichzeitig die Herausforderung, dass wir Menschen den Wert von genreübergreifender Gemeinschaft ganz neu vermitteln müssen. Es geht eben nicht nur darum, die für mich perfekt abgestimmte Musik zu finden, sondern darum, sich darauf einzulassen, am Fremden zu wachsen und die horizonterweiternde Begegnung über die reine Selbstverwirklichung zu stellen.

An der Stelle versagen viele Landeskirchen im Übersetzungsprozess, die beim Stadtfest den Posaunenkreis antreten lassen genauso wie Freikirchen, die das Worshipteam unmoderiert auf die Marktplatzbühne schicken.
Gute Ansätze sind christliche Musiker, die technisch so gut sind, dass sie im Jazzkeller jammen, beim Sommerfest Charthits covern und zwischendurch selbstgeschriebene Songs mit tiefgängigem aber anschlussfähigem Text darbieten. So kann Kirche mit hoher zeitgemäßer Kultur überzeugen und zum Gottesdienst einladen, wo solche Musiker aus geistlichen Liedern aller Zeiten individuell passende Kunstwerke zur Ehre Gottes machen. Da darf die Orgel, das Schlagzeug und der Synthesizer gemeinsam mit Klavier und E-Gitarre oder Bongo und Querflöte erklingen und das Xylophon mit der Melodika und dem Akkordeon zwischen den Radiosendern und den individuellen Erfahrungswelten der Gemeindeglieder switchen. Wenn das gut gemacht, kreativ-liebevoll und mit geistlichem Blick einen Gottesdienst rahmt, wird er vielleicht einen ähnlichen Effekt haben, den Bachs Choräle und Luthers Tavernenlieder in ihrer Zeit hatten.

BTW, um nochmal auf Flügge einzugehen: Ich glaube, es braucht dann gar keine Liederbücher mehr, sondern digital vernetzte Liederdatenbanken und juristisch sowie pragmatisch geregelte flexible Anzeigemöglichkeiten. Egal ob das Monitore, Leinwände, Tablets oder Liedzettel sind.

Von Luther zu WhatsApp – Medienreformation damals und heute

Alle reden von Martin Luther, der Thesentür in Wittenberg und den Solae der Reformation. Gleichzeitig schweift der Blick zumindest in den Kirchen auch zur ehrwürdigen Lutherübersetzung der Bibel die ein echter Meilenstein für das deutschsprachige Christentum war. Schnell wird klar: Luthers Gedanken und seine Mediennutzung gehören zusammen. Und der alte Reformator war eben kein Kulturkonservierer, sondern er hat aktuelle Medien genutzt. Aktuelle Gassenhauer hat er zu Kirchenliedern umgedichtet, zeitgenössische Malerei der Cranachs hat sein Gesicht bekannt gemacht, gedruckte Traktate und Bücher haben seine Ideen über ganz Europa verbreitet.
Warum hat man so oft das Gefühl, dass Kirchen im 21. Jahrhundert die digitale Medienreformation bewusst verschlafen oder sogar als Bewahrer des althergebrachten Stils (vgl. die Kontroversen um freies WLAN in Kirchen oder die oft sparsame SocialMedia-Kommunikation von Kirchengemeinden) auftreten?

Am Wochenende war ich mal wieder als Freiberufler unterwegs. Diesmal in Schaafheim bei Frankfurt. Eine Evangelische Kirchengemeinde hat mich eingeladen eine interaktive Installation zum Thema Medienreformation aufzubauen und einen Jugendgottesdienst zu gestalten. Also haben wir gemeinsam überlegt, was für die Zielgruppe passt, vor Ort möglich ist und mit ehrenamtlichen Mitarbeitern vor Ort umzusetzen ist. Am Ende stand ein Parcours mit sechs Stationen, den die Besucher in eigener Geschwindigkeit begehen konnten:

1. Musik
Wo Luther den Wert des Gemeindegesangs erkannt hat und  Liederbücher erfunden wurden, bekommen heute christliche Künstler wie die Outbreakband Millionenklicks für ihre moderne Lobpreis-Musik auf YouTube. Geistliche Musik kann Menschen ganzheitlich erreichen, aber es gibt auch Unterschiede zwischen damals und heute.

2. Mediale Informationen
Luthers Thesen wurden durch Flugblätter schnell weit verbreitet und brachten ihm große Bekanntheit. Heute werden kurze Text-Bild-Kombinationen (Memes) ebenfalls oft viral verbreitet und erreichen viele Menschen. Allerdings mit sehr knappem Inhalt. Was macht das mit Argumenten und dem Miteinander im Internet?

3. Bibel lesen
Im Zuge der Reformation wurde der noch junge Buchdruck genutzt, um die Bibel in deutscher Sprache zu verbreiten, damit auch Laien sie lesen und verstehen können. Heute ermöglichen Apps und Onlinebibeln jedem Menschen in seiner Muttersprache die Bibel zu lesen, zu studieren, Versionen zu vergleichen und so Gott besser kennen zu lernen. Lesen dann Konfirmanden während der Predigt wirklich den Bibeltext statt zu chatten?

4. Luther-Wissen vermitteln
Martin Luther hat durch sein Leben polarisiert und Menschen haben ihre Erlebnisse mit ihm weitererzählt. So wurde er für viele zum Vorbild, für andere zum Stolperstein. Heute gibt es neben Texten, Bildern und Filmen auch Computerspiele durch die Menschen sein Leben spielerisch kennen lernen können.

5. Wissensdatenbank
Fachwissen war lange Zeit in (Kloster)Bibliotheken verschlossen und wenigen Weisen vorbehalten. Durch die Reformation wurde ein freiheitlicher Wissensmarkt geschaffen, der in heutigen Online-Wissensdatenbanken und Ressourcen gipfelt. Wie können wir das relevante Wissen herausfiltern und wie kann geistliches Wachstum durch Onlinemedien gestärkt werden?

6. Gebet
Luther stand im täglichen Austausch mit Gott und hat auch für Bittsteller zu Gott gerufen. Der persönliche Austausch und das gemeinsame Gebet findet immer zwischen Mensch und Gott statt, kann jedoch sehr gut durch Onlinemedien vermittelt werden, die Gebetsanliegen bündeln und personelles Feedback ermöglichen. Wie gehen wir mit Datenschutz und seelsorgerlichen Aufgaben in laienbasierten Netzwerken um?

Nach einer geführten Einführung in die sechs Stationen für die Teamer folgte eine zweistündige FreeFlow-Phase in der Besucher flexibel zu den sechs Stationen gehen konnten. Im Gottesdienst haben wir uns angeschaut, welche Auswirkungen durch das internationale Netzwerk des Lutherischen Weltbundes geschaffen wurden und wie wir aufgrund des Geschenkes der freien Gnade im Alltag befreit handeln können.

Der Abend mündete in eine Reformations-Cocktailbar, wo die Besucher bei „Luthers Kräutermix, Käthes Schokogeheimnis und ähnlichen alkoholfreien Cocktails über die Themen ins Gespräch kommen und gemeinsam das erlebte reflektieren konnten.

Auch wenn der #reformationssommer sich dem Ende neigt, bleiben die Themen der Reformation aktuell. Wir alle können heute Reformatoren sein, Schieflagen in Kirche und Gesellschaft aufdecken und ganz praktisch Dinge verändern. So ein Thementag in der Gemeinde oder einer Einrichtung kann ein Teil davon sein.

auf dem Weg zu wem?

Jetzt sind sie vorbei, die Kirchentage 2017…
Paralleles Programm in neun Städten am Himmelfahrts-Wochenende bot die Möglichkeit, mit möglichst vielen Leuten das Reformationsjubiläum zu feiern. Und es gab fantastische Inhalte, tolle Konzepte und sehr viele engagierte Menschen, die sich super eingebracht haben. Aber die Chance, mit den Teilen der (ostdeutschen) Bevölkerung zu feiern, die sonst eher wenig mit der Kirche zu tun haben, wurde weitestgehend verpasst. Das ist schade.

Es gab große Gottesdienste (z.B. in Wittenberg)
Es gab hochkarätige Kirchenmusik (z.B. die Augustinerkantorei Erfurt)
Es gab wichtige Themen (z.B. Schwerpunkt Medien in Magdeburg)
Und, ja, es gab auch in allen Orten Möglichkeiten, um ganz offen zusammenzukommen. Bunte Kaffeetafeln, Begegnungsabende, öffentliches Theater oder Marktplatzmusik.

Ich war selber bei einigen dieser Veranstaltungen unterwegs, um medial zu berichten und habe viele Menschen getroffen, die eine tolle Zeit hatten, neue Freunde gefunden haben und zumindest Kirche als gastfreundlich erlebt haben.
Aber ich habe auch Marktplatz-Bühnen erlebt, an denen Passanten ratlos vorbeigingen, weil sie nicht informiert wurden, wann hier was passieren wird. Das Programm war gut gehütetes Geheimwissen in Programmheften. Der „normale Bürger“ wurde weder zum Gottesdienst, noch zum Konzert öffentlich eingeladen noch wurde ihm überhaupt mitgeteilt, dass er eingeladen wäre, mitzufeiern.

So blieb manch gut gemeinte Veranstaltung relativ unbesucht, während nebenan im Park derweil ganze Studentenhorden und junge Familien entspannt auf der Wiese lagen und das Leben genossen.

Warum machen wir eigentlich immer so viel Programm und sind nicht viel mehr einfach da? Warum fragen wir nicht mal die Menschen um uns herum, was sie sich wünschen würden und schaffen Orte, wo man gemeinsam sein kann? Ich hätte mich gefreut, wenn lokale Studenten und „Kirchentagstouristen“ in einer gemeinsamen Grill&Chill-Lounge miteinander ins Gespräch kommen können oder wenn man Kirche zumindest in einer Art und Weise präsentiert, dass Menschen vor Ort wahrnehmen: Da bin ich willkommen, da werde ich gesehen, ernst genommen, das ist etwas, das mit meinem Leben etwas zu tun haben könnte.

So sollte Kirche sein, nicht nur die Kirchentage, sondern der Kirchenalltag. Mittendrin im Leben. Nah dran an den Menschen. Nicht nur an denen orientiert, die eh schon da sind, sondern an denen, die in unserem Stadtteil/Dorf/Gebiet zu Hause sind. Dann sind Medienzentren keine Fremdkörper neben der lokalen Medienuni, sondern Kooperationspartner. Dann werden Innenstadtbühnen gemeinsam mit lokalen Kulturgrößen gestaltet und beworben, damit das potentielle Publikum vor Ort sie auch findet. Und Kirche wird wieder zu einem Kommunikator der Gnade Gottes für Menschen in einer oft gnadenlosen Welt.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwer das ist. Deshalb möchte ich garnicht so viel meckern, was „man“ anders hätte machen müssen… Ich freue ich mich an dem, was gut lief und mache mir Gedanken, wie in Zukunft noch mehr Menschen daran teilhaben können. Nicht erst beim #dekt19 in Dortmund, sondern vielleicht schon diesen Sommer! Macht ihr mit?

Die Sache mit dem Kreuz…

Gestern war Karfreitag, ein stiller Feiertag an dem wir dem Tode Jesu Christi gedenken. Ein trauriges Ereignis. Entsprechend habe ich den Tag ruhig gestaltet, habe einen Kreuzweg in einer Baptistenkirche um die Ecke besucht, wo man in knapp einer Stunde 7 Stationen des Leidens Jesu meditierend nacherleben kann. Später war ich in einem Karfreitags-Gottesdienst und habe abends noch einen Passionsfilm geschaut und den Abend in eigener Meditation ausklingen lassen.

Ich finde, der Karfreitag eignet sich besonders, um aus der Normalität auszubrechen und sinnlich zu erleben, was wir in jedem Gottesdienst besingen. Der Schöpfergott stirbt am Kreuz, damit wir leben können. Ein Kreuzweg kann das bieten, weil man sich „auf den Weg“ macht  und etwas nacherlebt. Auch wenn medial erlebter Schmerz und Demütigung immer nur Anleihen sein können. Deshalb mute ich mir auch Mel Gibsons Passion Christi als Film zu. Ein harter Film voller Blut, Hass und Gewalt. Aber auch voller Liebe und Hingabe. Er erzählt die Passions-Geschichte ab Jesu Gebet in Getsemaneh bis zur Sterbestunde. Knappe 20 Stunden erzählte Zeit auf 2 Stunden grausam-martialischen Film reduziert; gespickt mit Rückblenden auf die ganz andere Lehre Jesu vorher: Die Bergpredigt, die Fußwaschung, die Ehebrecherin, das letzte Abendmahl – Jesus lehrt Liebe, Vergebung, Güte und gelebte Demut. Er ist Menschen zugwandt und tut niemandem etwas zu leide. Dennoch erzürnt er die religiöse Oberschicht gegen sich, weil er nicht nach ihren Regeln spielt und stattdessen Menschen in einen echten Kontakt zu Gott bringen möchte, der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit hervorruft.

Der Film ist hart, aber vermutlich sehr nah an dem, was Jesus an dem Tag durchgemacht hat. Ich verstehe, dass nicht jeder einen so grausamen Film sehen mag. Gerade für Kinder ist er nicht geeignet und auch Erwachsene dürfen an einigen Stellen die Augen schließen ohne sich schämen zu müssen. Ich mag an dem Film gerade, dass er so eine Abscheu auslöst. Man merkt, dass da etwas nicht stimmt, dass es zu viel, zu krass, zu grausam ist. Weil Jesus sehr wahrscheinlich genau das gefühlt hat. Stop, genug, reicht jetzt. Die Kreuzigung war kein Spaziergang, sondern tatsächlich die grausamste Art der Römer, Menschen hinzurichten. Das hat Mel Gibson sehr gut erkannt und umgesetzt.

2004, als der Film neu im Kino lief, gab es Kontroversen, ob die Juden zu schlecht wegkommen und darüber hinaus zu der Frage, wer eigentlich Jesus ans Kreuz gebracht hat.
In einer Karfreitagspredigt hab ich damals gesagt: Die Juden haben Jesus angeklagt und seinen Tod gefordert, die Römer haben den Befehl zur Hinrichtung gegeben. Jesus hat die ganze Zeit geschwiegen (je nach Evangelium hat er einzelne Worte oder Sätze gesagt, aber keine ernsthafte Verteidigung). Er hätte es in der Hand gehabt, Pilatus zu überzeugen und freigesprochen zu werden, das hat er nicht genutzt und damit letztlich seinen Tod selber zu verantworten. Jesus hat sich selber ans Kreuz gebracht!? Warum hat er das gemacht? Weil er als inkarnierter Gott die Trennung zwischen Menschen und Gott aufheben und Gemeinschaft wieder möglich machen wollte. Weil er die Sünde sühnen und Schuld vergeben wollte. Weil er wusste, dass wir Menschen es nicht aus eigener Kraft schaffen, mit Gott in Gemeinschaft zu leben. Das sieht man im Film, wo weder die Juden, noch die Römer, aber auch nicht die Jünger besonders gut wegkommen. Und auch heute sind wir Menschen immer noch weit weg davon, Gottes Maßstäbe von Liebe & Vergebung selber zu leben.

Wir singen Lieder wie „Ich seh das Kreuz, und nichts anderes muss ich sehen. Ich seh das Kreuz, komm und glaube ruft es mich.“ als locker flockige Lobpreissongs in fröhlicher Auferstehungshaltung und haben doch so wenig verstanden, was das Kreuz bedeutet. Jesus ist eben nicht lebendig vom Kreuz heruntergekommen, um seine Macht zu demonstrieren, er hat auch nicht seine Gefangennahme und Geißelung abgebrochen, sondern er hat das Leid ausgehalten. Wir sollten nicht vor dem Kreuz weglaufen, weil wir ja schon wissen, dass Ostern folgen wird. Natürlich leben wir über 300 Tage im Jahr aus der Osterfreude heraus, aber dafür müssen wir auch die andere Seite ernst nehmen, ruhig werden und mit Jesus durch das Leid gehen. Bei der Taufe werden wir in sein Leid, in seinen Tod hinein getauft, um gemeinsam mit ihm auferstehen zu können. (Passenderweise war die Grabesstation beim Kreuzweg im baptistischen Taufbecken gestaltet, sodass man tatsächlich durch Jesu Grab hindurchgehen konnte.) Und so bleibt der Abend des Karfreitags und der Samstag für mich eine ruhige Zeit, in der ich garnicht tanzen und feiern möchte. An dem auch keine fröhlichen Lieder oder ausgelassenen Feste passen. Die Gemeinschaft und die Freude passen am Sonntag wieder. Dann umso mehr. Darauf freue ich mich.

Da passt dann auch die fröhliche Coda des erwähnten Liedes wieder: „Wir werden auferstehen und ewig leben, weil du für uns starbst. Wir werden auferstehen und ewig leben, weil du in uns lebst. Ich seh das Kreuz!“ Ja, die Auferstehungsfreude wird kommen, aber jetzt möchte ich trauernd stehendbleiben und dem Kreuz nicht ausweichen, es in Ehrfurcht wirken lassen, ein Stück tiefer verstehen, was da geschehen ist.

Passend dazu: „Der Herr ist auferstanden!

Pub Theology – Buchrezension

Vor kurzem hab ich ein Buch gelesen, das ich schon länger im Schrank stehen hatte. Und es scheint aktuell sehr gut in meine gedankliche Situation zu passen: Bryan Berghoef – Pub Theology.

pubtheologyEin amerikanischer Pfarrer aus streng reformierter Tradition beschreibt darin seinen Glaubensweg von einem dogmengläubigen Mitläufer über die Öffnung für andere Christen im Studium bis zu einer grundsätzlichen Offenheit, alle Menschen in Glaubensfragen komplett stehenzulassen.
Das ist auch gleich der Punkt, wo er mir etwas zu weit geht. Er vertritt einen sehr universalistischen Ansatz (auf James Fowler: „Stages of Faith“, NewYork 1995 aufbauend), der alle philosophischen Quellen gleichwertig betrachtet. Ich bin ja auch sehr offen dafür, von unterschiedlichen spirituellen Strömungen zu lernen und verschiedene Welterklärungsmuster stehen zu lassen. Aber ich bleibe dabei (aktuell) etwas tiefer in der christlichen Tradition verwurzelt, weil sie als Gottesoffenbarung für mich eigentlich nur dann Sinn macht, wenn man ihr einen gewissen Gültigkeitsanspruch zuspricht. Bei aller berechtigter Kritik an Gegebenheiten der Kirchengeschichte und aller Offenheit für andere Methoden.

Bis auf diese für meinen Geschmack etwas zu starke Öffnung nach allen Seiten finde ich das Buch als Ganzes allerdings sehr spannend und hilfreich, um über die aktuelle Gemeindesituation nachzudenken. Die Grundlage, dass man keine Dogmen auswendig lernen sollte, sondern sich nur aufgrund eigener Glaubenserfahrung oder –Erkenntnis für eine spirituelle Weltsicht entscheiden kann, ist mir als Baptist ja nicht neu. Ebenso freue ich mich über die Impulse, im Studium auch andere Frömmigkeitsstile kennenzulernen, offen zu sein, sich auszuprobieren, Stärken und Schwächen kennen zu lernen und so das Fundament des eigenen Glaubens zu festigen. Auch das durfte ich über 10 Jahre lang erfahren und finde es gerade in meinem aktuellen Job bei der evangelischen Kirche immer noch spannend, zwischen evangelischen, katholischen und freikirchlichen Events zu pendeln und mit ganz unterschiedlichen Menschen im Gespräch zu sein.

Der Kerngedanke des Buches liegt dann freilich in der Präsentation der „Pub Theology“, eines interreligiös offenen Kneipengesprächskreises, den der reformierte Pfarrer aus Michigan ins Leben gerufen hat. Er sagt, „beer, conversations and God“ sind drei Dinge, die er liebt und die er deshalb zusammen bringen wollte. Also fand er eine lokale Kleinbrauerei, die ihm jeden Donnerstag einen Tisch reservierte und lud Menschen aus Gemeinden und Freidenkerclubs ein, mit ihm zu diskutieren. Er sagt, er möchte Menschen nicht missionieren, bekehren oder belehren, sondern offen und auf Augenhöhe mit ihnen ins Gespräch kommen. Er bereitet zwar Startup-Fragen für jeden Abend vor, aber nur, um ein Gespräch anzukurbeln und nicht mit einem bestimmten Ziel oder Ergebnis verbunden. Diese Offenheit ist für ihn der Schlüssel, warum sich Skeptiker und auch von Kirche enttäuschte Christen bei diesen Abenden so wohl fühlen. Für Atheisten ist es eine Möglichkeit, Vorurteile gegenüber vermeintlich „naiven Christen“ abzubauen. Christen aus traditionellen Gemeinden finden hier die Offenheit, kritische Fragen zu stellen statt sich vom Glauben abzuwenden.

Genau diese Offenheit fehlt heute vielen Gemeinden. Es gibt konservative Kreise, wo man schon schief angeschaut wird, wenn man skeptische Gedanken überhaupt zulässt und liberale Gemeinden, in denen klar ist, dass jeder Denken und Glauben kann, was er möchte. Beides ist als Extremform meiner Ansicht nach nicht zielführend. Aber offen und ehrlich über alle Themen zu reden, alle Denkrichtungen ernst zu nehmen und dennoch auch eine eigene Meinung zu vertreten, ist eine Kunst, die ich nicht allzu oft antreffe. Ich kenne solche Situationen allerdings von meiner Arbeit an diversen Cocktailbars. Wenn man nach Mitternacht mit Menschen ins Gespräch kommt, die ihren dritten Cocktail bestellen und sie herausfinden, dass man neben der Arbeit als Barkeeper auch Theologe ist, kommen sehr schnell zentrale Glaubensfragen auf. Oft von Menschen, die sonst niemanden kennen, mit dem sie über solche Themen reden können.
Warum also nicht gleich einen offenen Gesprächskreis ins Leben rufen, der philosophische Gespräche auf Augenhöhe und ohne vorgefasstes Ergebnis anbietet? Und ob das dann beim Kaffee, Bier oder Cocktail passt, darf man individuell entscheiden. Ein solcher Treffpunkt und so eine offene Einstellung würden jeder (größeren) Gemeinde gut tun. Das könnte den Glauben der eigenen Mitglieder festigen und Skeptiker für christliche Gemeinschaft interessieren.

In diesem Sinne, auf viele gute Gespräche, Prost!

 

Hinweis: Ich habe "Pub Theology" von 2012 (162 Seiten) gelesen.

Mittlerweile gibt es eine Neuauflage "Pub theology 101" als E-book von 2013, die fast doppelt so viele Seiten hat. Ob da mehr drinsteht oder der Inhalt aktueller ist, kann ich nicht sagen.

Wer Bücher kauft, darf gerne den lokalen Buchhandel unterstützen :-)

 

Sauna vs. Gottesdienst

Ich mag Gottesdiesnt und ich mag Sauna. Wer mit einem davon nicht so vertraut ist, darf gerne mal jemanden fragen, der sich damit auskennt und es ausprobieren 🙂

Im Laufe der letzten Jahre bin ich immer wieder Bekannten aus der Gemeinde in diversen Saunen begegnet. In zahlreichen Gesprächen kam dabei immer wieder zur Sprache, dass die Sauna durchaus ein Ort sein kann, der Entspannung, eine Auszeit vom Alltag und ein Ort der Reflexion, der Ruhe, der Erbauung und neuer Ideen/Energiequelle ist. Also eine Funktion, die auch ein guter  Gottesdienst erfüllt: Im Gottesdienst nehme ich mir bewusst Zeit, um aus dem hektischen Alltag auszubrechen, zur Ruhe zu kommen, das Heilige zu feiern und durch Selbstreflexion sowie geistlichen Input neue Impulse zu bekommen.
Natürlich kann man durch einen langweiligen Gottesdienst enttäuscht werden und auch eine zu kühle Saunalandschaft bietet nicht automatisch das perfekte Erlebnis, aber das Ziel ist zumeist ähnlich.

Wie läuft ein Sauna-Besuch ab?
Man betritt einen besonders hergerichteten Ort. Meist ruhig gelegen mit minimalistischer Dekoration, damit wenig vom eigentlichen ablenkt. Prinzipiell könnte es überall sein, aber wir bauen spezielle Räume, die durch Fliesen und Holzbänke besonders dafür ausgestattet sind, dass man mit viel Wasser in Berührung kommt, um den Körper zu säubern und Verunreinigungen auszuschwitzen.
Für einen Saunabesuch braucht man Zeit und Ruhe. Wer gehetzt durchs Leben geht, kann hier Entspannung finden, muss sich aber darauf einlassen statt immer wieder hektisch auf die Uhr zu schauen und den nächsten Termin vorzubereiten.
Statt Bürokleidung trägt man meist einen flauschigen Bademantel oder wickelt sich ein großes Saunahandtuch um. Es geht nicht um Mode sondern um funktionale und „passende Kleidung“.
Der Saunabesuch selber folgt dann einer typischen Liturgie (die je nach Ort und Zeitumfang angepasst werden kann):

  • Der Körper wird gründlich unter der Dusche gereinigt.
  • Beim Vorschwitzen im halbwarmen Terpedarium oder Dampfbad gewöhnt man sich an die Wärme.
  • Der Aufguss bietet eine besondere Erfahrung. Heißer Dampf mit wohlriechenden Duftstoffen verströhmt eine angenehme Atmosphäre. Je nach lokaler Tradition wird man still und genießt in sich gekehrt oder kommentiert die wohltuenden Wogen des wedelnden Saunameisters.
  • Nach 10-15 Minuten Hitze folgt die Abkühlung. Meist mit Schwallduschen und einem kalten Tauchbad. Je größer die Temperaturdifferenz, desto stärker der Schockeffekt, der die Kreislaufabhärtung erwirkt.
  • Ein Gang im Freigelände oder eine Pause im Ruheraum schließen sich an. Wichtig ist es, dem Körper genug Ruhezeit zu gönnen. Viele schätzen die Gelegenheit, mit anderen Saunagästen ins Gespräch zu kommen. (Anmerkung: Nach Saunameister Sascha B. sollte der Freigang eigentlich vor der Abkühlung stattfinden, um die Atemwege im aufgeheizten Körper abzukühlen. Ich finde es sorum aber meist entspannender…)
  • Um die Körperkerntemperatur wieder abzusenken, folgt ein warmes Fußbad. Dadurch vermeidet man das Nachschwitzen.
  • Typischerweise folgt ein zweiter (und ggf. dritter) Schwitzgang mit Abkühlung, Ruhe und Fußbad. Ein Aufguss kann mit einem Salz-Peeling kombiniert werden, ein anderer mit frischem Obst oder mit einer Honigeinreibung, bevor am Ende wieder eine gründliche Körperreinigung erfolgt.
  • Wer mag, bucht zusätzlich ein Solarium oder eine individuelle Massage.
  • Essen & Trinken gehören für viele zum Saunagang dazu. Auf jeden Fall sollte man genug Wasser trinken. Obst passt auch gut. Schweres Essen und Alkohol nur bedingt.

Ein Saunagang bietet so also einen festen Rahmen, den man natürlich im Einzelfall an die eigenen Bedürfnisse anpassen kann. Man trifft andere Menschen und öffnet sich für neue Gedanken. In Reflexionszeiten und Ruhezeiten kommt man ins Gespräch. Man liest etwas oder hört auf besondere Musik. Und hinterher ist man glücklich und zufrieden und kann den Aufgaben des Alltags wieder fröhlich begegnen, auch wenn man von Nicht-Saunagängern oft für diesen Tick belächelt wird…

Wie läuft ein Gottesdienst-Besuch ab?
Auch hier betritt man einen besonders hergerichteten Ort. Zumindest in protestantischer Tradition ist auch dieser eher zurückhaltend gestaltet.  Prinzipiell könnte ein Gottesdienst überall sein, aber wir bauen spezielle Räume, die durch Optik und Akkustik darauf ausgelegt sind, dass man dem erhaben Göttlichen begegnen kann. Wir reinigen uns innerlich und entledigen uns unseres seelischen Schmutzes.
Auch für einen Kirchbesuch reserviert man sich eine feste Zeit in der der Alltag Pause hat. Viele Menschen tragen besondere Kleidung, Pfarrer oft einen Talar, zumindest ist es „passende Kleidung“.
Der Gottesdienst folgt dann einer typischen Liturgie (die je nach Denomination angepasst werden kann):

  • Ein musikalisches Vorspiel läd (wie das Anfangsduschen) ein, sich zu öffnen und auf den Gotesdienst einzulassen.
  • Im Trinitarisches Votum begrüßen wir Gott und machen uns bewusst in wessen Gegenwart wir sind (Vorschwitzen).
  • Das Eröffnungsgebet und Gemeindelied geben uns Zeit, für uns selber und in bewusster Gemeinschaft vor Gott zu treten (Ruhephasen und Abkühlung)
  • Die Textlesung (1. Schwitzgang) bietet inhaltlich den ersten Input, den man durch weitere gesprochene und gesungene Gebete (Gloria, Kyrie, Halleluja als Abkühlung und Ruhephase) wirken lässt.
  • Ergänzt wird die erste Lesung oft durch eine zweite Lesung und die Predigt (2. und 3. Aufgussgang), die die gelesenen Texte mit einem weiteren Input ergänzt.
  • Das gemeinsame Glaubensbekenntnis verwurzelt uns in unserer Umgebung  (wie der Frischluftgang)
  • Weitere Lieder und Fürbitten stellen uns bewusst in Gemeinschaft (Gespräche in Ruhephasen).
  • Die Kollekte ermöglicht es, konkrete Projekte zu unterstützen (Solarium)
  • Das Abendmahl ergänzt auch eine kulinarisch-haptische Komponente (Obst beim Aufguss), der Gemeindekaffee oder ein gemeinsames Mittagessen stärken die Gemeinschaft.
  • Die Abkündigungen (Fußbad) lässt uns auf Normaltemperatur herunterkühlen, um uns wieder alltagstauglich zu machen.
  • Wer mag, kann ein individuelles Seelsorgegespräch (Massage) vereinbaren, um tiefersitzende mentale Verspannungen zu lösen.
  • Mit dem Vater Unser und Abschlusssegen (Endreinigung) gehen wir von der heiligen Zeit wieder in säkulare Zeit über.

Ein Gottesdienst bietet so also einen festen Rahmen, den man natürlich im Einzelfall an die eigenen Bedürfnisse anpassen kann. Man trifft andere Menschen und öfnet sich für neue Gedanken. In Reflexionszeiten und Ruhezeiten kommt man ins Gespräch. Man liest etwas oder hört auf besondere Musik. Und hinterher ist man glücklich und zufrieden und kann den Aufgaben des Alltags wieder fröhlich begegnen, auch wenn man von Nicht-Gottesdienstgängern oft für diesen Tick belächelt wird…

Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. (Jesus in Mt 11,29)

Am Tisch des Herrn

Gestern war ich Diener am Tisch des Herrn. Das war schön. Gleich zweimal. Das war umso besser.

Erst haben wir Gottesdienst gefeiert und ich war beim Abendmahl für den „Thekendienst“ zuständig. Also das Auffüllen der Kelche zwischen den Kreisen. Als Erklärung: Wir feiern im Christus-Treff donnerstags einmal im Monat das Abendmahl in Kreisform. Je 30-50 Leuten gruppieren sich im Altarraum, bekommen Brot und Saft und einen Segensspruch. Das ganze 3-4 mal, bis jeder dran war. Zwischendurch werden die Becher aufgefüllt und alles ordentlich gehalten. Ein kleiner Dienst im Hintergrund, den ich gerne verrichte.
Nach dem Gottesdienst hatten wir weiter Gemeinschaft bei Getränken und Snacks im gemeindeeigenen Begegnungszentrum Con:Text. Auch da war ich für Essen und Trinken verantwortlich. Zwar eher organisatorisch und weniger ausführend, aber so ergaben sich einige gute Gespräche mit den Leuten vor Ort.

Beides ganz unterschiedliche Formen von Gemeinschaft und beides wichtig.
Geistliche Gemeinschaft entsteht im eher frontalen großen Gottesdienst und im kleineren Abendmahlskreis, wo wir Gottes Liebe spürbar in uns aufnehmen. Und genauso auch in kleinen Gesprächen und Begegnungen bei Nachos und Bier. Denn jeder Ort kann zu Gottes Haus werden, wenn wir ihn feiern und ihn einbeziehen.

Beim Aufräumen hinterher musste ich an Psalm 84 denken, der genau davon spricht: Besser eine kleine Erfahrung in Gottes Nähe als viele große Events ohne ihn. Schön, wenn man das so plastisch erleben kann 🙂

Psalm 84, 2-3+11-13:
Wie lieb sind mir deine Wohnungen, HERR Zebaoth! Meine Seele verlangt und sehnt sich nach den Vorhöfen des HERRN; mein Leib und Seele freuen sich in dem lebendigen Gott. […] Denn ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser als sonst tausend. Ich will lieber die Tür hüten in meines Gottes Hause als wohnen in der Gottlosen Hütten. Denn Gott der HERR ist Sonne und Schild; der HERR gibt Gnade und Ehre. Er wird kein Gutes mangeln lassen den Frommen. HERR Zebaoth, wohl dem Menschen, der sich auf dich verlässt!