Jetzt sind sie vorbei, die Kirchentage 2017…
Paralleles Programm in neun Städten am Himmelfahrts-Wochenende bot die Möglichkeit, mit möglichst vielen Leuten das Reformationsjubiläum zu feiern. Und es gab fantastische Inhalte, tolle Konzepte und sehr viele engagierte Menschen, die sich super eingebracht haben. Aber die Chance, mit den Teilen der (ostdeutschen) Bevölkerung zu feiern, die sonst eher wenig mit der Kirche zu tun haben, wurde weitestgehend verpasst. Das ist schade.
Es gab große Gottesdienste (z.B. in Wittenberg)
Es gab hochkarätige Kirchenmusik (z.B. die Augustinerkantorei Erfurt)
Es gab wichtige Themen (z.B. Schwerpunkt Medien in Magdeburg)
Und, ja, es gab auch in allen Orten Möglichkeiten, um ganz offen zusammenzukommen. Bunte Kaffeetafeln, Begegnungsabende, öffentliches Theater oder Marktplatzmusik.
Ich war selber bei einigen dieser Veranstaltungen unterwegs, um medial zu berichten und habe viele Menschen getroffen, die eine tolle Zeit hatten, neue Freunde gefunden haben und zumindest Kirche als gastfreundlich erlebt haben.
Aber ich habe auch Marktplatz-Bühnen erlebt, an denen Passanten ratlos vorbeigingen, weil sie nicht informiert wurden, wann hier was passieren wird. Das Programm war gut gehütetes Geheimwissen in Programmheften. Der „normale Bürger“ wurde weder zum Gottesdienst, noch zum Konzert öffentlich eingeladen noch wurde ihm überhaupt mitgeteilt, dass er eingeladen wäre, mitzufeiern.
So blieb manch gut gemeinte Veranstaltung relativ unbesucht, während nebenan im Park derweil ganze Studentenhorden und junge Familien entspannt auf der Wiese lagen und das Leben genossen.
Warum machen wir eigentlich immer so viel Programm und sind nicht viel mehr einfach da? Warum fragen wir nicht mal die Menschen um uns herum, was sie sich wünschen würden und schaffen Orte, wo man gemeinsam sein kann? Ich hätte mich gefreut, wenn lokale Studenten und „Kirchentagstouristen“ in einer gemeinsamen Grill&Chill-Lounge miteinander ins Gespräch kommen können oder wenn man Kirche zumindest in einer Art und Weise präsentiert, dass Menschen vor Ort wahrnehmen: Da bin ich willkommen, da werde ich gesehen, ernst genommen, das ist etwas, das mit meinem Leben etwas zu tun haben könnte.
So sollte Kirche sein, nicht nur die Kirchentage, sondern der Kirchenalltag. Mittendrin im Leben. Nah dran an den Menschen. Nicht nur an denen orientiert, die eh schon da sind, sondern an denen, die in unserem Stadtteil/Dorf/Gebiet zu Hause sind. Dann sind Medienzentren keine Fremdkörper neben der lokalen Medienuni, sondern Kooperationspartner. Dann werden Innenstadtbühnen gemeinsam mit lokalen Kulturgrößen gestaltet und beworben, damit das potentielle Publikum vor Ort sie auch findet. Und Kirche wird wieder zu einem Kommunikator der Gnade Gottes für Menschen in einer oft gnadenlosen Welt.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwer das ist. Deshalb möchte ich garnicht so viel meckern, was „man“ anders hätte machen müssen… Ich freue ich mich an dem, was gut lief und mache mir Gedanken, wie in Zukunft noch mehr Menschen daran teilhaben können. Nicht erst beim #dekt19 in Dortmund, sondern vielleicht schon diesen Sommer! Macht ihr mit?