Gerade war ich bei einer Netzwerkveranstaltung kirchlicher Öffentlichkeitsarbeiter, bei der als Abschlusss dieses Lied von Dieter Trautwein gesungen wurde (in einer etwas peppigeren Version!).
Dabei kamen mir folgende Impressionen:
Komm, Herr, segne uns, daß wir uns nicht trennen,
Wir bleiben vereint, auch wenn wir auseinander gehen. Virtuelle Netzwerke sind im Herzen von Menschen schon 1978 Realität. Und wir haben durch Social Media nun wirklich die Möglichkeit, aktiv in Verbindung zu bleiben.
sondern überall uns zu dir bekennen.
Nachdem gestern ein bekannter Journalist es als Heldentat begreift, scheint das Christusbekenntnis ja wirklich ein großer Schritt zu sein. Klar, Todesstrafe haben wir dafür nicht zu befürchten, aber das Bewusstsein, sich im Alltag als Christ zu bekennen, für die Kirche und für Gottes Liebe einzustehen und bei Streitfragen Position für Nächstenliebe und Gerechtigkeit zu beziehen ist oft eine Herausforderung. Warum nur? Vielleicht sollten wir etwas offener und positiver darüber reden, dass wir in direkten Draht zum mächtigsten Wesen des Kosmos stehen?! Probleme? – mal kurz (im Gebet) beim Chef nachfragen!
Nie sind wir allein, stets sind wir die Deinen.
Das entlastet. Ich muss garnicht immer alles selber hinbekommen, sondern kann vertrauen, dass Gott bei mir ist und mir zur rechten Zeit die passenden Worte geben wird, um mich zu ihm zu bekennen. Im Internet redet man ja viel von Schwarmintelligenz und Massen, die die Welt verändern. Dabei sind es schon seit 2000 Jahren die (oft im Untergrund beginnenden) Ströhme christlicher Nächstenliebe, die Strukturen umwälzen und für die Schwachen eintreten. Kirche – das sind nicht die, die schrumpfen, sondern das ist die große Gemeinschaft der weltweiten Christenheit, die Teil einer Revolution der Liebe ist!
Lachen oder Weinen wird gesegnet sein.
Ja, es wird auch als Christ Leid geben und es ist nicht alles eitel Sonnenschein. Aber das, was kommen wird, wird am Ende gut und gesegnet sein, weil Gott dabei ist. Und deshalb dürfen wir auch mehr sein als ein institutionelles Leidens-Gedächtnis. Wir dürfen lachen, feiern und tanzen. Wir dürfen uns miteinander freuen und mit Gottes Blick auf das Leid der Welt sehen. Und wir dürfen die, die trauern, zum Fest des Glaubens einladen, das wir täglich feiern!
Keiner kann allein Segen sich bewahren.
Wir brauchen die menschliche Gemeinschaft, auch wenn es oft anstrengend ist, man sich über andere Christen oder „die Kirche“ aufregt oder fremd schämt. Aber ein von Gott gesegnetes Leben können wir nur als Gemeinschaft führen (ohne stille Einkehrtage grundsätzlich auszuschließen). Daher ist es gut, auch über den Tellerrand zu schauen. Ökumene, internationale Begegnungen und Offenheit für andere Christen, hilft mir meine Engstirnigkeit zu erkennen und Gottes Weite zu erleben.
Weil du reichlich gibst, müssen wir nicht sparen.
Ein Satz, der oft für Schmunzeln sorgt, wenn man vorher über knappe Finanzbudgets geredet hat. Wie schön, dass wir bei der Weitergabe von Gottes Segen tatsächlich nicht sparen müssen und dass wir dadurch mit einem offenen Herzen auf Menschen zugehen können, weil wir reichlich geben können! Diesen Gestus wünsche ich mir viel öfter in christlichen Verlautbarungen. Und auch bei neuen Methoden und Formen sollten Christen nicht sparsam auf bekanntem beharren, sondern aus der Fülle der Möglichkeiten schöpfen.
Segen kann gedeihn, wo wir alles teilen,
bei Twitter, Facebook, Instagram und dem Gemeindekaffee können News schnell die Runde machen. Teilen ist angesagt. Auch die Bohrmaschine für den Nachbarn, das gemeinsame WLAN oder Car-Sharing. Was uns von Gott anvertraut ist, können wir gemeinsam zu seiner Ehre einsetzen statt egoistisch zu horten. Und auch gute Infos dürfen wir in unserem Kommunikationsnetzwerk mit-teilen, um andere an unseren Erkenntnissen teilhaben zu lassen. Das ist kirchlich noch zu oft ein ignoriertes Lernfeld, das an wenige Experten delegiert wird, statt es fundamental als geistliche Wahrheit zu begreifen.
schlimmen Schaden heilen, lieben und verzeihn.
Das ist oft garnicht so einfach, wenn mir doch unrecht getan wude und ich gekränkt bin. Da muss ich meinen Stolz und Trotz zurücknehmen, auf das größere Bild schauen und kann in Liebe Vergebung aussprechen. Und mitunter wird mir bewusst, dass auch ich oft Schaden anrichte und auf die Vergebung angewiesen bin. Gott sagt seine Vergebung jedem zu, der zu ihm umkehrt. Dem Beispiel dürfen wir folgen – auch initiativ!
Frieden gabst du schon, Frieden muß noch werden, wie du ihn versprichst uns zum Wohl auf Erden.
Wir vertrauen schon darauf, dass Gottes Reich kommt, auch wenn wir täglich von Krieg, Gewalt, Tod und Trauer auf der Welt hören und sehen. Alles Leid dürfen wir Gott klagen, der den Krieg schon gewonnen hat, während die letzten Kämpfe um uns herum noch brodeln. Und Frieden ist das Ziel, das Gott zu unserem – aller Menschen – Wohl geplant hat.
Hilf, daß wir ihn tun, wo wir ihn erspähen –
Wir müssen nicht tatenlos zuschauen, sondern sollen aktive Friedensstifter sein. Wenn wir Gott fragen, was er angesichts einer Situation tut, kann es sein, dass er antwortet „Ich sende dich, um zu Frieden zu stiften!“.
die mit Tränen säen, werden in ihm ruhn.
Die Zusage bleibt hoffnungsvoll. Denn nicht die Tränen sind das Ziel. Nicht das Leid wird glorifiziert. Aber trotz der Rückschläge, Verletzungen und Kämpfe, werden(!) wir in Gott ruhen. Sein „Shalom“ bleibt bestehen auch im hektischen Alltag der Öffentlichkeitsarbeit und der sich schnell wandelnden Internetkommunikation.
Es bleibt der demütige Wunsch (der nicht mit einer Forderung oder einem Befehl zu verwechseln ist) in allem frommen Aktionismus: Komm, Herr, segne uns!
Das wünsche ich allen Teilnehmern der Veranstaltung, die jetzt auf dem Heimweg sind, allen, die mit uns tagtäglich aktiv kirchliche und diakonische Öffentlichkeitsarbeit gestalten und allen, die sich unter Gottes Segen stellen wollen.
Amen.