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Über sehen

Momentan wird ja viel darüber geredet, was wir sehen:
Sollen Kinder und Jugendliche echte Kriegsbilder sehen? Ist es gefährlich, junge Menschen auf TikTok und Instagram ungefiltert alles ansehen zu lassen? Schadet zu viel Digitalkonsum den Augen?

In dem Zusammenhang ist mir eine Unterscheidung zwischen drei Arten des optischen Wahrnehmens begegnet, die man anhand der englischen Entsprechungen erklären kann:

to see
Etwas unbeteiligt wahrnehmen. Sehen tun wir permanent, das meiste wird schon weggefiltert, bevor es unser Großhirn überhaupt erreicht. Aber spannend ist schon, was in unser Blickfeld kommt. In welcher Umgebung halten wir uns auf? Die schneebedeckte Bergkuppe bietet ein anderes Panorama als das abgedunkelte Kellerbüro. In der Innenstadt nehmen die Augen viel mehr Reize auf als auf dem freien Feld, dafür ist die Weitsicht sehr eingeschränkt. Du bestimmst (meist), in welcher Umgebung du dich aufhältst und was deien Augen sehen.

to look at
Etwas bewusst anschauen und wahrnehmen. Wenn ich durch die Stadt laufe sehe ich so einiges, ohne es wirklich wahrzunehmen. Entscheide ich mich, das steitende Pärchen am Straßenrand wahrzusehen? Sehe ich den Obdachlosen am Straßenrand an oder registriere ich ihn nur aus dem Augenwinkel? Was bekommt meinen Fokus? Schaust du der attraktiven Frau hinterher oder siehst du die alleinerziehende Mutter, die Hilfe an der Straßenbahn braucht? Da, wo wir sind, setzen wir aktiv Filter, was wir wahrnehmen wollen.

to watch
Etwas mit emotionaler Verbundenheit oder bewusstem Interesse verarbeiten. Wenn du im Café sitzt, schaust du den Kindern am Spielplatz zu, wie sie spielen? Den Menschen, die gemeinsam shoppen? Dem Eichhörnchen am Strauch vor dem Fenster? Oder den Studierenden am Nachbartisch? Das Leben um uns herum erzählt Geschichten. Oft bin ich in meiner eigenen Welt gefangen und nehme nichts wirklich wahr, aber wenn ich mich darauf einlasse, bin ich oft begeistert (oder erschüttert), welche Dramen sich direkt um mich herum abspielen. Und diese tiefe Wahrnehmung kann mich zu einem dankbaren oder Fürbitte-Gebet motivieren. Das, was ich optisch an mein Herz lasse, kann ich mit Gott teilen.

Mit dem Herzen sehen
Was lassen wir an unser Herz?
Wovon lassen wir uns prägen?
Wo schaltest du bewusst ab, um dein Herz zu schützen?
Wovon lässt du dein Herz für die Not anderer erweichen?
Was tut gut und erbaut? Was manipuliert und belastet?
Gut, dass wir eigenständig entscheiden können, was wir in welcher Intensität sehen!

übersehen
Und noch eine Beobachtung: Wenn ich zu viel herausfiltere, kann ich auch wichtige Dinge übersehen. Eine rote Ampel, weil ich in Gedanken war. Anzeichen, dass es einem Freund nicht gut geht, weil ich nicht wirklich zugehört habe. Potentiell negative Folgen einer langfristigen Entscheidung, weil ich sie nicht genau durchdacht habe. Es hilft, präsent zu sein und sich bewusst zu machen, wo ich gerade bin und was meine Aufmerksamkeit hat. Denn am Ende ist es das Bedürfnis eines jeden Menschen, gesehen zu werden. Und wenn wir anfangen uns gegenseitig wirklich wahrzunehmen schaffen wir Herzensgemeinschaft und werden auch selber gesehen!

Mosel-Camino

[Nennung von Namen und Marken ist keine bezahlte Werbung, sondern subjektive Einschätzung aufgrund unserer Erfahrungen]

Nachdem ich letztes Jahr von Erfurt zum Rhein gepilgert bin, habe ich mir dieses Jahr mit einem Freund den Anschluss von Koblenz nach Trier vorgenommen. Der Mosel-Camino ist ein schöner (und anspruchsvoller) Fernwanderweg mit nominell ca. 160 Km (gelaufen sind wir laut Handyaufzeichnung 201 Km). Dazu einige tägliche Höhenmeter zwischen Moseltal und Höhenlagen. Sinnvoll wäre es wohl, den Weg in kürzere Etappen (max 16-20 Km/Tag) aufzuteilen und lieber 1-2 Tage länger einzuplanen als der Outdoor-Führer aus dem Conrad-Stein-Verlag empfiehlt. Dann hat man den Kopf frei bzw Zeit, auch mal in Kirchen zu verweilen oder die schöne Natur zu genießen statt überall vorbeizuhetzen. Das Buch ist übrigens nur bedingt als Pilgerführer zu empfehlen. Es behauptet zwar Wanderführer und Pilgerführer zu sein, präsentiert aber primär historische Zahlen statt spiritueller Inhalte zu Kirchen, Klöstern und Strecken, verzichtet auf eine Liste von Pilgerstempeln und verzeichnet eher hochpreisige Unterkünfte. Echte Pilgerherbergen (5-10 EUR Spende im Massenquartier) finden sich allerdings an der Mosel auch nicht, sondern 30-40 EUR p.P. im Doppelzimmer sollte man einplanen. Dann bekommt man guten Standard mit reichhaltigem Frühstück. Das hat aber dann nicht so viel mit dem ursprünglichen Pilgergedanken (mit wenig Geld mehrere Monate bis nach Spanien laufen) zu tun, sondern ist eher ein 2 Wochen Aktivurlaub. Interessant wäre eine antikapitalistische Variante, den ganzen Weg über mit Schlafsack in Schutzhütten zu übernachten und sich an vorhandenen Wasserbecken frisch zu machen.
Die Strecken scheinen mir auch nicht so sehr an historischen Wegen oder „energieeffizient“ markiert zu werden, sondern aufgrund touristischer Kriterien. So sind einige Alternativrouten direkt an der Mosel im Buch von 2021 nicht mehr enthalten (angeblich weil die Fahrradfahrer sich über zu viele Pilger auf dem gemeinsamen Wegstrecken beschwert hatten) und einige Bergtouren könnte man deutlich einfacher begehen. Da empfehle ich jedem Wanderer, seine eigene Route zu wählen. Von der Via Regia und dem Elisabethpfad bin ich da aber etwas mehr Pilger-Unterstützung gewohnt als an der Mosel. Entsprechend würde ich meine Reise diesmal auch nicht als Pilgerreise, sondern als Wanderurlaub bezeichnen (auch wenn es geistliche Momente und Pilgerbegegnungen gab). Schön war, dass nach dem coronabedingten Lockdown Hotels und Gastronomie wieder öffnen konnten und so andere Pilger unterwegs waren. Es gab also immer wieder persönliche Begegnungen, wie man es sich beim Pilgern wünscht.

Als Grundlage für eine Planung des Moselcamino kann ich empfehlen: http://mosel-camino.info/
Wie bei jeder Tour sollte man nur das Nötigste mitnehmen. 2 Klamottensets (Merinowolle oder schnelltrocknende Synthetik), Hohe Wanderschuhe und leichte Abendschuhe, kleiner Kulturbeutel und minimales Technikset (Handy, Ladegerät, Powerbank, weil der Empfang dort oft erstaulich schlecht ist, was Akkuleistung zieht!). Oft kann man sich vom Frühstück noch ein Brötchen für den Weg mitnehmen oder beim Bäcker besorgen. Ein Apfel und Müsliriegel, evt Banane oder Tomate zwischendurch reichen dann, um über den Tag zu kommen. Ich mag meine 2l Trinkblase, die ich täglich mit Leitungswasser auffülle und eine kleine Flasche, in der ich abends ColdBrewCoffee (Turkish Style) für den nächsten Tag ansetze, um unterwegs Kaffee trinken zu können. Nach Ankunft tut mir ein halber Liter Wasser mit Minaral-Vitamin-Tabletten gut und abends ein guter Moselwein lokaler Erzeuger.

Unsere Tourdaten:

Koblenz Hbf – Stolzenfels Zubringer über den Rheinburgenweg (ca 10Km) Es lohnt sich, hier mit einer Übernachtung zu starten, wenn man eine längere Anreise hat.
ÜN: „FeWo-Stolzenfels“ (war bei uns ausgebucht) ist gut gelegen am offiziellen Wegstart. Hotel zur Kripp war OK, aber ca 1,5Km ab vom Weg.

Koblenz-St. – Alken 17,6 Km (Real haben wir mit Zubringerwegen 22,5 Km zurückgelegt) neben der Autobahnrastanlage kann man erstaunlich gut pausieren.
ÜN: Pilgerherberge am Bleidenberg (war bei uns ausgebucht).

Alken – Kloster Maria Engelport 26 Km ÜN im Kloster lohnt sich.
Die Strecke ist allerdings zu weit! Bis Treis-Karden schafft man es (waren schon 25 Km, die weiteren 8 haben wir im Taxi abgekürzt). Wer im Kloster übernachten will, sollte ggf die erste ÜN nach Löf oder Hatzenport schieben oder eine extra ÜN nähe Burg Eltz einplanen, um nicht zu spät am Kloster anzukommen.

Kloster Engelport – Bullay 20 Km ist vom Kloster aus machbar. Von TK aus wieder viel zu weit vorgegeben! Interessanter Brautrock-Brunnen.
ÜN im Moselinchen ist nett und unkompliziert

Bullay – Traben-Trarbach 23,7 Km (real 27Km). Wir hatten geplant, mit einer Fährüberfahrt nach Pünderich die geplante Route abzukürzen, aber die Fähre war ohne Vorankündigung auf der Webseite außer Betrieb. Alternativroute nördlich der Schleife am Moselweg ist auch schön, später macht bei Sonnenschein der „Heiße Stein“ seinem Namen alle Ehre und über den Mont Real läuft es sich entspannt schattig (aber nicht mit wenig Höhenmetern).
ÜN in der Pilgerherberge Alte Lateinschule (war bei uns ausgebucht) ist wohl sehr empfehlenswert. Wir haben bei Pension Bartz etwas weiter außerhalb mit modernen Zimmern und kleinem Pool im Garten gute Erfahrungen gemacht.

Traben-Trarbach – Klausen 23,7 Km (real 27,2 Km) auch hier zu weit und ab Monzel würde ich die „alte Alternativroute“ nördlich der letzten 2 Berge empfehlen.
ÜN: nette Pilgerherberge in Klausen direkt am Dorfladen, sehr zu empfehlen! Aufgrund der Streckenaufteilung aber vielleicht doch eher in Monzel bleiben?!

Klausen – Klüsserath 10,5 Km (real 13Km) war kurz und entspannt, lässt Zeit zum Nachdenken und für Begegnungen
ÜN: Privatzimmer im Weingut Herres inkl Essen und Weinprobe in persönlicher Atmosphäre sind sehr zu empfehlen

Klüsserath – Schweich 14 Km (real 16,7)
ÜN: Pension Schiff war ausgebucht (von anderen empfohlen), Pension Wallerath direkt am Weg war gut.

Schweich – Trier 20,2 Km (real 25 Km je nach Stadtroute), sieht erst flach aus, hat aber einige heftige Anstiege und zieht sich am Ende länger als man denkt. Am Anfang ist eine Alternativroute bis Quint an der Mosel angenehm zu laufen. In Trier lohnt es sich noch ein paar Stunden oder sogar einen ganzen Tag einzuplanen, um auszuschlafen und wieder in der Zivilisation anzukommen
ÜN in der neu renovierten Jugendherberge war gut, setzt aber eine kostenpflichtige Mitgliedschaft aller Gäste voraus.


Am Ende ist ein Pilgerweg das, was man draus macht. Wir hatten fast täglich gute Begegnungen mit Menschen, die auch unterwegs sind und Fragen haben. So kann man sich gegenseitig bereichern, wenn man offen ist und ins Gespräch kommt. Daher würde ich auch immer zu kurzen Etappen und freien Zeiten raten, um Zeit für sich, andere Menschen und Gottesbegegnugnen zu haben.

Mehr Fotos gibts bei Facebook!

„Rumo und die Wunder im Dunkeln“ als Passionsweg

Kurz vorneweg: Ich bin kein Literaturwissenschaftler und habe Walter Moers nicht in aller Tiefe studiert. Aber ich bin tief bewegt von den (Hör)Büchern, die ich von ihm gelesen habe. Darüber möchte ich medientheologisch nachdenken und freu mich über weiterführenden Austausch dazu!

Rumo ist nach „Käpt`n Blaubär“ und der „Stadt der träumenden Bücher“ der dritte Zamonienroman, den ich als Hörbuch genossen habe (die anderen werden folgen). Was der Autor sich dabei gedacht hat, weiß ich nicht, aber ich möchte (allen, die sich darauf einlassen können) eine Deutung von Rumo als (christliche) Passionsgeschichte anbieten. Vielleicht eignet sich dieses Buch ja als Lektüre in der vorösterlichen Zeit mit dem Finale am Osterwochenende, um die bekannten Ereignisse mal in ganz neuem Licht zu reflektieren?!


Spoiler-Alarm: Wer hier weiterliest wird Details aus Verlauf und Ende des Buches erfahren. Wer es vorher unbedarft lesen will, sollte jetzt aufhören und in 26 Stunden hier weiterlesen!


Ganz kurz zusammengefasst geht es in dem Buch um einen Wolpertinger (hundeartige Wesensform, die auf zwei Beinen geht), der als Welpe von Zyklonen entführt wird, sich nach langem Leid blutig befreien kann, umherschweift, Gleichartige findet, für die große Liebe ein Wagnis auf sich nimmt und am Ende ganz Zamonien rettet und selbst gerettet wird.
In diesem Buch geht es äußerst grausam zu. Leiden und Sterben ist an der Tagesordnung und mehrfach überkam mich Abscheu vor so einem „Splatterroman“. Dennoch hat mich der Wortwitz, die Spannung der verwobenen Geschichten und die Hoffnung auf einen guten Ausgang gefesselt. Ein ähnliches Gefühl habe ich immer bei Mel Gibsons Bibelverfilmung „Die Passion Christi“ (die ich jahrelang als Karfreitagsritual gesehen habe): Unsagbares Leid wird schonungslos offen dargestellt, schreckt ab und rührt an zugleich. Auch das Lesen der biblischen Passionstexte in der Karwoche löst bei vielen bereits dieses Gefühl aus und mir kam instinktiv die Idee, die beiden Narrative zu vergleichen.
Im folgenden parallelisiere ich die Stationen Rumos mit dem Leidensweg Jesu; wohlwissend, dass es bei ersterem um reine Fiktion (wenn auch sehr gute) und bei letzerem um (im Kern) historisch gesicherte Ereignisse handelt (tiefere historisch-kritische Auseinandersetzungen gerne an anderer Stelle). Ich tue das angelehnt an einen Passionsweg anhand verschiedener Stationen aus dem Leidensweg Rumos/Jesu:

Galiläa: Lernen und Leiderfahrung als vorbereitende Zeit

  • Rumo wird aus seiner vertrauten Heimat entführt und sein Leben bedroht
    vs. Säuglingsmord des Herodes, Flucht nach Ägypten
  • Leidenszeit auf dem Teufelsfelsen, die für den späteren Weg vorbereitet
    vs. Versuchungen durch den Teufel in der Wüste
  • Smeik wird Mentor und Wegbereiter für Rumo, Erweckung der Instinkte
    vs. Johannes der Täufer bereitet Jesus den Weg, Taufe Jesu als Beginn der Wikungszeit
  • Erkenntnis von besonderen Reflexen und Sensorik
    vs. erste Wunder (Wasser zu Wein) und Nathanaelberufung (ich wusste von dir, bevor ich dich getroffen habe)
  • Kampf gegen körperlose Schatten
    vs. Dämonen austreiben, leeres Haus nicht unbewohnt lassen

Einzug nach Jerusalem

  • Rumo scheint unbesiegbar, auf Erfolgskurs
    vs. Jesus hat große Gefolgsschar, die ihn zum König machen will
  • Ankunft in Wolperting, Erfolge & Duelle mit Rolv und Ushan
    vs. Einzug in Jerusalem, Streit mit Religiösen, Wutrede und Tempelreinigung

Getsemane

  • Rumo hat ein Schwert, in das zwei Geister eingeschmiedet sind, die ihm als innere Stimme (teils widersprüchliche) Ratschläge geben, was zu tun ist
    vs. Jesu inniges Gebet und hadern zwischen gewaltsamer Machtergreifung und demütigem Gehorsam

Verurteilung

  • während Rumo unterwegs ist, wird Wolperting überfallen und alle seine Freunde entführt. Er entscheidet sich, ihnen in die Untenwelt zu folgen, um ihren Tod zu verhindern
    vs. von außen wird Jesu Hinrichtung beschlossen, aus innerem Antrieb geht er bereitwillig den Weg, um die Menschheit vor dem ewigen Tod zu bewahren

Kreuzweg

  • schwerer Leidensweg durch die dunklen Höhlen zur Stadt „Hel“, Rumo scheitert fast, bekommt Unterstützung
    vs.
    Jesuswird gegeißelt und muss sein Kreuz durch die Stadt tragen, bricht zusammen, Simon hilft ihm tragen

Golgata

  • Protagonistenwechsel: Rala wird in der „kupfernen Jungfrau“ auf die schrecklichst mögliche Art zu Tode gefoltert und gibt nach langem Todeskampf mit einem lauten Schrei auf. Sie stirbt unter den Augen ihres Peinigers.
    vs. Jesus wird gegeißelt, ans Kreuz genagelt (leidvollste Hinrichtungsmethode der Römer), verspottet und stirbt mit einem Schrei unter den Augen seiner Peiniger.

Auferstehung

  • Rala liegt Tod in ihrem Sarg. Durch drei „unvorhandene Winzlinge“ (die niemand sehen kann, die aber sehr wohl vorhanden sind) und ihre Möglichkeiten wird die körperlich tote Rala wiederbelebt.
    vs. Jesu Tod wird attestiert. Er wird im Höhlengrab bestattet und durch Gottes Eingreifen wieder zum Leben erweckt. Keiner hat gesehen oder weiß genau wie, aber der Effekt ist sichtbar.

Weiteres

  • Der Endkampf im Theater ähnelt den epischen Schlachten der Offenbarung am Ende der Zeiten
  • Die Selbstzerstörung TikToks als letzte Aktion erinnert an das „wilde Wüten Satans“, der bereits besiegt noch viele mit in den Tod reißen will
  • Die einstürzende Höhle erinnert an das Erdbeben zur Todesstunde Jesu, was den Weg zum Allerheiligsten im Tempel (= zu Gott?) frei macht (also den Weg zur Hölle (Hel) versperrt?

Osterfreude

  • Ganz am Ende schafft es Rumo endlich, Rala seine Liebe zu gestehen und erfährt, dass sie ihn schon die ganze Zeit geliebt hat (Name eingeritzt). Seine Aktion (Schatulle & Rettung der Wolpertinger) war gar nicht nötig, um ihre Liebe zu verdienen, war aber für seinen Weg ein wichtiger Baustein
    vs. Am Ende unserer geistlichen Reise erkennen wir, dass es gar nicht auf unsere Taten ankam, sondern Gottes Liebe zu uns immer schon da war. Unsere Werke können für uns und die Welt wichtig sein, sind aber nicht Bedingung, um sich Gottes Liebe zu verdienen. Unsere Namen sind bereits im Buch des Lebens verzeichnet.


Ergänzend
In den Gesprächen über den Beitrag kamen einige spannende Aspekte auf, die beide Narrative nochmal schärfen und Teilweise die Übereinstimmungen stärken, teilweise aber auch eklatante Unterschiede deutlich machen. So hilft das Gedankenspiel, die Stoffe nochmal neu und klarer wahrzunehmen…

  • Ich gehe nicht davon aus, dass diese Übertragung bewusst inszeniert ist, wenngleich es ein durchaus übliches Stilmittel Moers ist, bekannte Narrative aufzugreifen und auch andere Literatur gerne auf die Bibel als Vorlage für Heldenreisen jeder Coleur zurückgreift.
  • Wie Wikipedia aufzeigt, kann man auch Anschlüsse an germanische und griechische Mythen in Rumo finden.
  • Zentrales Motiv vom Tod Jesu ist, dass er sich selbst aus freien Stücken für die Menschen opfert. Der Tod Ralas wird ihr von außen aufgezwungen. Sie wehrt sich nach Kräften, weil ihr Opfer keine Erlösung verspricht, sondern den sarkastischen Spieltrieb einer Tötungsmaschine befriedigen soll. Das Wesen TikTaks hier soll nicht als Gottesbild gesehen werden!
  • Die Übertragung der Personen kommen bei genauerer Betrachtung schnell an Grenzen. So ist Johannes der Täufer in der Bibel ein Asket und Gerichtsprediger, Smeik aber eine genießerische Lebemade und Glücksspieler. Die Funktion des Adjutanten erfüllen sie aber beide. Interesant aber, dass Smeik in Ralas Blutbahn tatsächlich bereit ist, sein Leben für ihre Rettung zu riskieren, was man christologisch deuten könnte.
  • Rumo bleibt sympatisch gebrochener Held, weil er zwar in der Lage ist, alle möglichen Gefahren zu besiegen, aber bis zum Ende nicht über seine Gefühle reden kann. Jesus wird hingegen als suveräner Kommunikator auch in Liebesdingen dargestellt.

DisTanz-Party

Tanzen gehen, großer Club, laute Musik, buntes Licht, viele Menschen und sich ganz ungezwungen bewegen. Das scheint aufgrund der Kontaktbeschränkungen gerade nicht möglich zu sein.

Aber ähnlich wie berufliche Team-Meetings und Konferenzen kann man auch Freizeitbeschäftigungen digital realisieren. Natürlich ist es nicht „das Gleiche“. Der Gestank von Schweiß, Rauch und Enge, ist alleine zu Hause nur schwer herzustellen und der körperliche Kontakt, wenn man sich beim Tanzen näher kommt, ist auch auf die Teilnehmer in der eigenen Wohnung beschränkt. Aber man kann sich im Rahmen einer Privatveranstaltung mit 20-30 Personen zumindest optisch wahrnehmen, kann sich gleichzeitig zur gleichen Musik bewegen und dabei mental abschalten. Und das ist oft schonmal einiges.

Die nächste DisTanz-Party feiern wir am FREITAG 7. 5. 2021:

https://us02web.zoom.us/j/82586359797?pwd=VUMrNjd2MXo5aTd5YVR1cGkxVGtqdz09
Bzw. Meeting-ID: 825 8635 9797, Kenncode: distanz

Was brauchst du, um dabei zu sein?

  • Ein Computer mit installierter Zoom-Software (ein Account ist nicht nötig) und ordentlichen Lautsprechen für Discosound.
  • Freifläche zum Tanzen (so viel eben geht)
  • Webcam, die dich beim Tanzen zeigt
  • buntes Blinklicht, um die Atmosphäre zu prägen (einfach mal „Discolicht kaufen“ googeln). Für 20-30 EUR bekommt man schon was passendes.
  • Snacks und Getränke nach eigenem Gusto

Die Musik bereite ich für den Abend als Playlist vor, die ich als Audiospur über Zoom teile. So hören alle die gleiche Musik und am Abend steht das Tanzen im Vordergrund.

Damit die Nachbarn geschont werden, ist die Party auf 20-22 Uhr angesetzt, denn zum Tanzen braucht man schon eine gewisse Lautstärke. Wer nach 22 Uhr noch zusammen bleibt, muss selber einschätzen, wie laut die Musik noch spielen darf. Wichtig ist, dass es sich bei dem Treffen nicht um eine öffentliche oder kommerzielle Veranstaltung handelt, sondern um eine Privatveranstaltung von Karsten Kopjar und seinen Freunden. Quasi als würden wir uns in meinem Wohnzimmer treffen, nur eben dezentral. Wer Freunde mitbringen/einladen will, die sich benehmen können, darf das gerne tun. Sollte jemand versuchen, die Party zu stören, werden sie rausgeschmissen und per Warteraumfreigabe oder IP-Sperre ausgesperrt. Das war bisher aber noch nicht nötig.

Um die Privatsphäre zu schützen, machen wir während der Party keine Aufnahmen/Screenshots (außer nach Absprache).

Wer digital über die Veranstaltung redet, gerne mit Hashtag #DisTanzParty

Pilgern in Deutschland – ein Erfahrungsbericht

Ich schreibe als Medientheologe über meine Erfahrungen mit einem sehr klassischen Medium – die Pilgerreise. Eine Auszeit, in der ich bewusst viele Kanäle nicht genutzt habe, um anderes stärker wahrzunehmen.
Da der Text etwas länger ist, hier eine Übersicht der Kapitel:

Mehr Fotos im Facebook-Post zum Beitrag!

Der Weg ist das Ziel

Eigentlich hatte ich geplant, den nordspanischen Küstenweg nach Santiago de Compostella zu pilgern. Nachdem Nordspanien kurzfristig Risikogebiet wurde, war ich im Oktober 2020 stattdessen vier Wochen auf Pilgertour in Deutschland.
Nach der ersten Enttäuschung kam es mir eigentlich total passend vor: Wie ursprünglich üblich bin ich zuhause (in Erfurt) losgelaufen. Die richtung wurde durch die Wege mit der Jakobsmuschel ausgewiesen. Auch wenn mir klar war, dass ich in einem Monat nicht den ganzen Camino gehen kann, war ich im Geiste der Jakobspilger unterwegs. Und diese Ausrichtung gab der Tour eine zusätzliche Tiefe. Neben dem Fernwandern haben mich geistliche und menschliche Fragen beschägtigt: Wer bin ich? Was ist mir wirklich wichtig? Wie will ich in Zukunft leben? Fragen, die im Alltag zu oft untergehen. Da bietet es sich an, eine Auszeit zu nutzen, um bewusst darüber nachzudenken.
Die täglich Routine des Laufens und wo möglich ein einfaches Leben mit Verzicht auf unnötigen Luxus und Zerstreuung waren mir wichtig. Leider ist letzteres in Deutschland gar nicht so einfach (dazu später mehr). Einige sagen ja, man muss sich vom Weg leiten lassen, aber um entspannter zu sein, empfehle ich hierzulande ein wenig vorzuplanen. So habe ich die Übernachtungen der ersten beiden Wochen komplett vorgebucht und die letzten beiden Wochen dann unterwegs immer mit ein paar Tagen Vorlauf recherchiert. Das war gut, weil ich auf Veränderungen reagieren konnte, hat aber unterwegs auch zu einigen Stunden MobileOffice geführt. Und dass ich am Ende nach 500 Km an der Loreley lande, hätte ich am Anfang noch nicht gedacht. Von daher hat der Weg mich geführt, auch wenn ich nicht ganz unvorbereitet gestartet bin.

Planung und Literatur

Die Grundlage meiner Wegplanung war die Website https://camino-europe.eu (ergänzend auch www.oekumenischer-pilgerweg.de, www.elisabethpfad.de/elisabethpfade/eisenach-marburg und www.lahn-rhein-camino.de und die entsprechende Literatur). Ursprünglich geplant war die via regia und der Elisabethpfad. Durch kurzfristiges Umdisponieren (durch die sich ständig ändernden Infos zu Beherbergungsverbot und Corona-Hotspots) kamen noch LahnCamino und RheinCamino hinzu. Auf der europäischen Camino-Website finden sich Kurzbeschreibungen und gpx-Dateien der zentralen Jakobswege. Außerdem habe ich mir Literatur besorgt, um detailiertere Beschreibungen und Herbergsverzeichnisse (notfalls auch ohne Internet und Strom) dabei zu haben. Im Nachhinein würde ich aber sagen, dass beides auch nur mit digitalen Mitteln gut funktioniert hätte und die Bücher nicht unbedingt nötig sind. Besonders enttäuscht war ich, dass die eigentlich sehr guten OUTDOOR-Führer des Conrad-Stein-Verlages völlig unpassende Unterkünfte (Einzelzimmer oft 60-80 EUR pro Nacht) angeben und damit als Pilgerführer an sich ungeeignet sind. Allerdings muss man dazu sagen, dass es an den Strecken auch nicht sehr einfach ist, günstigere Alternativen zu finden (zumal aktuell fast alle Jugendherbergen wegen Umbau geschlossen sind). Da wäre also auch an die Jakobusvereine zu apellieren, noch mehr Kirchgemeinden und andere Anbieter zu motivieren, ihre Gemeindehäuser für Pilger zu öffnen und das auch klar zu kommunizieren. Positiv hervorheben möchte ich daher das Herbegsverzeichnis des ökumenischen Pilgerweges entlang der Via Regia (nur im Heft) und des Elisabethpfades, welches zwar dringend aktualisiert werden müsste, aber viele, auch günstige und pilgergeeignete Unterkünfte (5-10 EUR für Massenquartier, 15-30 EUR Pension) enthält. Wer die Bücher nutzt, bekommt freilich noch viele kulturelle Infos zu Städten und Sehenswürdigkeiten am Weg, die man sich sonst zusammengoogeln müsste. Und wer digitale Medien reduzieren will, kann das so entspannt tun (als Ergänzung sollte man dann eine gute Wanderkarte mitnehmen!).

Ich war allerdings primär digital unterwegs. Ich nutze die OpenSource-Software OSMAND~ die kostenlose Karten auf dem Gerät speichert und so unterwegs ohne Internetverbindung via gps navigieren kann. Über die importierten GPX-Daten wurde mir als rote Linie der vorgeschlagene Weg angezeigt. Zusätzlich habe ich meist eine Fußgänger-Navigation gestartet, um die Entfernung zum Ziel im Blick zu haben und bei Wegänderungen einfach weiter geleitet zu werden. Als Backup hatte ich die Beschreibungen in den Führern und die Wegmarkierungen (Jakobsmuschel bzw Elisabeth-Symbol am Wegrand), die mir gezeigt haben, dass ich auf dem richtigen Weg bin. An einigen Stellen musste ich zwischendurch abwägen, wenn die GPX-Daten, Navigation und Wegmarkierungen voneinander abwichen. Und letztlich muss jeder Pilger immer wieder seinen eigenen Weg finden. Der kann mal eine Ehrenrunde drehen, eine Abkürzung nehmen oder Exkurse integrieren. Vor allem zwischen Eisenach und Marburg musste man sich fast täglich entscheiden, ob man dem Jakobsweg auf den alten Handelsrouten im Tal (20Km asphaltierter und eher langweiliger Radweg) oder dem Weg der Heiligen Elisabeth (anstrengenderer aber schönerer Waldweg über die Hügel) folgt. Ich war meist mit Lissy unterwegs. Am Rhein verweigert sich der Jakobsweg allerdings der „einfachen Route“ am Fluss entlang (die mir das Navi immer wieder aufdrängen wollte) und folgt in weiten Teilen dem bekannten Rheinsteig mit deutlich mehr Höhenmetern (und dadurch schönerem Lauferlebnis). Ich würde empfehlen, lieber mehr Zeit zu investieren und die schöneren Wege zu gehen, denn auf den Weg kommt es ja an. Nicht versiegelte Waldwege tun den Füßen (meist) gut und inspirierende Umgebungen helfen beim Nachdenken. Ob man allerdings wirklich jede Dorfkirche am Weg mitnehmen muss, darf jeder selbst entscheiden. Einige haben mich nachhaltig fasziniert, während ich kurz sitzen und ausruhen konnte. Andere waren nicht so einladend oder sogar geschlossen. Dann ist die Enttäuschung über den Umweg doppelt so groß. Ein Highlight ist die offene Kirche in Aspach (bei Gotha) mit Tisch & Stühlen und toller Atmosphäre!

Was sind geeignete Herbergen?

Bei den Übernachtungen muss man sich auf einen Mix aus günstigen Pilgerherbergen und teureren Hotels oder Pensionen einstellen. Ganz so günstig wie in Spanien kommt man nicht davon. Vor allem, weil eine Hotelübernachtung meist auch ein Abendessen im Restaurant erfordert, wenn die einfache Pilgerküche fehlt. Und in manchen Hotelrestaurants hat schon ein Glas Wein und Wasser zum Abendessen mehr gekostet als an anderen Orten die Übernachtung inkl selbstzubereitetem Abendessen, Getränken und Frühstück zusammen. Weiter unten werde ich detaillierter auf meine Erfahrungen eingehen (wobei die durch die Brille der Corona-Maßnahmen im Herbst 2020 zu sehen sind).
Gute Erfahrungen habe ich mit dem Anrufen bei Pfarrerinnen und Pfarrern gemacht. Einige haben mich aufgenommen, obwohl sie keine offizielle Pilgerherberge betreiben. Leider musste ich mir auch einige verständnislose Absagen anhören, die gar nicht verstehen konnten, warum man auf einer Pilgerreise in einer Kirche nach Unterkunft fragt. Vielleicht sollten die Landeskirchen (in dem Fall EKM, EKKW, EKHN und EKiR) das Thema „Pilgerfreundliche Gemeinde sein“ nochmal vertieft behandeln. Denn wer Pilger aufnimmt, tut nicht nur denen etwas gutes, sondern kann auch von deren Fragen und Erlebnissen profitieren (sofern man irgendwann wieder wirklich miteinander in Kontakt kommen darf). Eine Falt-Matratze in einem beheizbaren Raum, eine einfache Pilgerküche (Herdplatte, Topf, Wasserkocher) und eine Toilette mit Waschbecken reichen notfalls aus. Ein Kühlschrank und eine Dusche erhöhen den Komfort natürlich deutlich. Aus Pilgersicht wäre es schön gewesen, mehr Kontakt zu Gastgebern oder anderen Pilgern zu haben. Das war coronabedingt nur eingeschränkt möglich, weil oft pro Sanitäreinrichtung nur ein Haushalt zugelassen war und ich daher oft alleine im großen Gemeindehaus war, während andere weiterreisen mussten.

Realistisches Tagesziel

Bei den Etappenvorschlägen in der Literatur finde ich immer wieder Touren um die 30 Km am Tag. Das halte ich persönlich für eine Pilgerreise für zu viel. Aber das muss jeder selber rausfinden. Mein Körper sagt mir bei über 20Km (mit gut 10Kg Rucksack auf dem Rücken) sehr deutlich, dass es reicht. Ich laufe meist zwischen 8 und 9 Uhr los und versuche, zwischen 16 und 17 Uhr anzukommen. Und dafür sind 20Km eine gute Distanz. Denn an schönen Punkten sollte man auch Zeit zum Verweilen einplanen. Sei es eine 30min Mittagspause, mehrere kurze Auszeiten an schöner Aussicht, in einer Kirche oder zum Lesen informativer Schautafeln. Und auch das Nachdenken und ggf Aufschreiben von Erkenntnissen sollte Zeit haben. An den Tagen, wo ich ein zu hohes Pensum schaffen musste, habe ich weniger von mir und meiner Umgebung wahrgenommen als an entspannten Wandertagen. Also lieber nur 18 Km vornehmen (kleinere Umwege ergeben sich von selbst…) als mit zu hohen Ansprüchen unglücklich werden. Zwar hört man immer wieder Geschichten von Pilgern, die 30 oder 40 Km an einem Tag gelaufen sind, aber das sind dann oft Ausnahmen, weil es nicht anders ging oder irgendwas schief gegangen ist. Und das sind vor allem keine Entfernungen, die man mehrere Wochen am Stück geht. Wer nur eine Tagestour macht oder eine Woche unterwegs ist, kann mehr leisten als wer dauerhaft geht. Zusätzlich würde ich außerdem alle 10-14 Tage einen Pausetag einplanen, an dem man nur wenig oder gar nicht gehen muss, sondern vor Ort bleibt, Wunden versorgen, Wäsche waschen oder lokale Sehenswürdigkeiten besichtigen kann. Und wenn es mal gar nicht mehr geht (Wetter, Füße, Motivation, …), darf man auch ruhig mal eine Strecke per Bus und Bahn abkürzen. Ich habe zum Beispiel die Innenstadtrouten von Erfurt und Gotha abgekürzt, weil ich an dem Tag erst mittags losgekommen bin und der mir gut bekannte Weg vom Domplatz zum Messegelände ohnehin nicht so reizvoll ist.

Mahlzeiten und Tagesstruktur

Abends habe ich meist zwischen 18 und 20 Uhr gegessen. Oft war ich der einzelne Pilger in einer Unterkunft (gleichzeitig ein Vorteil und Nachteil der Corona-Maßnahmen), so dass gemeinsame Gespräche über den Weg eher spärlich ausfielen. Dadurch bin ich entgegen meinem Alltag als Spätschläfer meist schon um 21-22 Uhr Schlafen gegangen und habe oft 10h geschlafen. Wenn der Körper es braucht, gönn es ihm! Dennoch fand ich es hilfreich, nicht zu spät loszulaufen. Also um 7 Uhr aufstehen und zwischen 8 und 9 Uhr loslaufen, wäre mein Tipp. Wobei ich auch Tage hatte, an denen es immer später wurde oder ich nach 20min Weg doch nochmal auf nen Kaffee beim nächstbesten Bäcker angehalten habe.
Bei den Mahlzeiten habe ich flexibel auf die Gegebenheiten reagiert. Teilweise gab es ein tolles Frühstücksbüffet, manchmal einfach nur Müsli und Milch, oder auch mal gar nichts. Dann gab es Supermarktfrühstück oder notfalls Fallobst an der nächsten Wiese. Eine Notration hatte ich immer dabei, um notfalls nicht zu unterzuckern. Und einige Herbergen haben schon vorher den Hinweis gegeben, unterwegs einzukaufen, weil es im Ort nichts gibt. Das war hilfreich. Um von Logistik vor Ort unabhängig zu sein, habe ich mir eine kleine Flasche und Kaffeepulver mitgenommen und jeden Abend eine Portion ColdBrewCoffee angesetzt (10g Kaffeepulver mit 250ml kaltem Wasser aufgießen und 8-12h ziehen lassen). So hatte ich jeden Tag einen kalten Koffeinschub zum Mitnehmen. Danaben hatte ich pro Tag 1-2 Müsliriegel, viel Obst und wenn möglich 1-2 Brötchen dabei. Nach Ankunft gab es erstmal eine warme Dusche (oder eben Katzenwäsche) und Vitamin/Magnesium-Brausetablette zum Trinken. Abends war in einigen Orten ohne Küche oder Geschäft ein Pizza-Lieferdienst die einzige Nahrungsquelle. Auch da kann man zwischen Nudeln, Reis und ähnlichem variieren, aber die Qualität im Vorfeld nur selten einschätzen. Zumindest satt bin ihc immer geworden.

Zwischen Erfurt und Loreley

Im Nachhinein wird mir bewusst, wie unterschiedlich Deutschland beschaffen ist und wie diese Gegebenheiten auch kulinarisch und menschlich prägen. Das ist natürlich hochgradig persönlich und von Reisebedingungen wie Wetter, Begegnungen, Unterkünften abhängig. Die Beobachtungen sollen niemanden diffamieren und haben keinen Anspruch auf wissenschaftliche Neutralität:
Die Thüringer Wege waren recht kühl, rauh, windig, sehr ländlich, dünn besiedelt. Infrastruktur war eher spärlich, aber das was da ist, teilt man gerne. Hier waren einfache Übernachtungen am einfachsten zu finden und ich hatte am ehesten das Gefühl, zu pilgern.
Die nordhessischen Wege kamen mir eher wie ein Übergang vor. Das Bindeglied zwischen der neuen und der alten Heimat. RollingHills, kleine Städtchen, die für sich funktionieren aber selber wissen, dass sie keine Highlights sind. Eher entspannt und pragmatisch. Es war ein tägliches Abwägen zwischen den Bergtouren („mit Lissy“) oder den einfachen Talstrecken („mit Jack“), bevor abends beide wieder zusammen kommen.
Die mittelhessischen Wege an der Lahn waren unspektakulär schön. Auf diesem Abschnitt habe ich viel bei Freunden übernachtet und es gab die größten Umplanungen. Die großen Entscheidungen passieren ja oft im unscheinbaren. Mal flach an der Lahn oder mit seichter Steigung über die Hügel. Im Rückblick alles recht zahm, aber ohne zahlreiche unspektakuläre Zuflüsse wie die Lahn wäre der Rhein auch nicht so ein großer Strom…
Zwischen Lahn und Rhein wurde für mich die Reise deutlich katholischer, gefühlt konservativer, weniger flexibel und kommerzieller. Auch da gab es wohlwollende Begegnungen und schöne Strecken, aber die persönliche Nähe wich einer touristischen Gastlichkeit des Gebens und Nehmens.
Das UNESCO-Weltkulturerbe des Mittelrheins schließlich begeistert mit Weinbau, hohen Felsen, Prunk und Unnahbarkeit. Sicherlich liegen einige der schönsten Erlebnisse dort und ich mag das bergige, herausforderne. Aber hier ist man sich auch bewusst, dass man etwas besonderes ist. Man frotzelt gegen die andere Rheinseite, grenzt Altbier- Kölsch-, Pils- und Weingegenden voneinander ab und ist stolz auf alte Steine, egal ob Kirche oder Schloß. Wobei es davon so viel gibt, dass es auch wieder egal ist.

Ausrüstung – Wirklich nur das nötigste

„Maximal 10% des eigenen Körpergewichts soll man auf dem Rücken tragen“ hab ich mal gehört. Da hab ich ja nochmal Glück gehabt, aber wie man als zierliches Wesen bei so einer Tour unter 10 Kg kommen soll, kann ich mir nicht vorstellen. Ein leichter 40l Rucksack scheint mir passend für folgendes zu sein:
Ein Set Wanderklamotten: T-Shirt, Fleece, Unterhose, Socken, Wanderhose, Wanderschuhe, Schweißtuch, Jacke, Mütze, Schal, Handschuhe, Mundschutz. (wenn möglich alles Merinowolle oder schnelltrocknende Microfaser)
Ein Set Freizeitklamotten (notfalls auch wandertauglich): T-Shirt, Longsleeve, Unterhose, Hose, Socken, leichte Schuhe, Mikrofaserhandtuch
Backup für nass-kaltes Wetter: Wollsocken, lange Unterhose, Regenhose, Regencape
Kleines Technik-Set (wasserdicht verpackt): Handy, USB-Ladegerät, Kopfhörer, leichte Powerbank, Smart-Armband + Ladegerät, USB-Stick, Minilampe
Kleiner Kulturbeutel: kl. Zahnbürste, Zahncremekonzentral, Duschgel, Deo-Stick, Feuchtigkeitscreme, Wundheilsalbe, Pflasterset, Nagelschere, Baby-Puder, Desinfektionsspray, Kaugummi
weiteres: Geldbeutel (minimal mit Karten & kleinen Scheinen), Tagebuch, Stift, Pilgerführer, Schlafsack, Baumwollbeutel (um Kleidung zum Kissen zu machen), Schlafanzug, Ersatzmundschutz, Trinkblase (mir haben 1,5l Wasser pro Tagesmarsch gereicht), Termoskanne + Teebeutel, CB-Coffeeflasche + Kaffeepulver, Vitamintabletten, Müsliriegel, Obst, Besteck, Plastikschüssel, Pilgermuschel, Pilgerkreuz

Ich hatte anfangs 15Kg gepackt, habe dann schon zu Hause zweimal entschlackt und nach 3 Tagen nochmal ca 2Kg „Notfallmaterial“ aussortiert und per Päckchen nach Hause geschickt.

persönliches Resümee

Die Reise hat sich auf jeden Fall gelohnt! Es waren vier Wochen Abenteuer, die am Ende so schnell vorbei waren, dass ich mir für das nächste mal gerne 6-8 Wochen Zeit nehmen würde. Aber das ist schwer im Arbeitsalltag einzutackten. Ich hatte öfters die Frage, warum ich mir das eigentlich antue, täglich schmerzende Füße und Beine, wunde Stellen zu versorgen und neue Reise-Bedingungen auf die man sich einstellen musste. Es ist schon was anderes wie ein All-Inclusive-Mittelmeerurlaub (und am Ende vermutlich ähnlich teuer). Aber es ist eine unbezahlbare Erfahrung und hilft, den überdrehten Alltag wieder besser einzuordnen. Zwischendurch habe ich mich manchmal auf SocialMedia-Kanälen umgesehen und gemerkt, welche Belanglosigkeiten uns täglich beschäftigen. Worum geht es eigentlich? Was brauchen wir eigentlich? Und wie viel Ballast hält uns vom eigentlichen Leben ab?
Jetzt komme ich langsam wieder im Alltag an und werde vermutlich ganz schnell wieder nach dem bisherigen „Normal“ funktionieren. Aber das Gegenkonzept im HInterkopf zu haben kann auch helfen, den üblichen Alltag immer wieder zu hinterfragen, reflektierter zu gestalten und kleine Dinge bewusster wahrzunehmen.

Etappen-Übersicht

Für alle, die es ganz genau wissen wollen, hier eine tabellarische Übersicht meiner Reise mit ein paar Kommentaren. Nicht als perfekte Tour zum Nachahmen, aber vielleicht hilft es ja bei der eigenen Tourplanung:

  • Tag -2: Packen, aussortieren, neu packen, klären, was man noch braucht
  • Tag -1: letzte Dinge besorgen & für die Abwesenheit klären, final packen (da ich an einem Montag los wollte, konnte ich Sonntag nicht einkaufen und bin erst Montagmittag losgekommen, kein guter Start…)
  • Erfurt-Gotha, lange geradeaus, unspektakulär, zu schnell unterwegs (Blase gelaufen)
    ÜN im ev. Gemeindehaus der Versöhnungskirche inkl Küche
  • Gotha-Neufrakenroda (Siloah), eigentlich zu kurzer Weg aber als zweite Etappe bewusst so geplant. Abstecher nach Aspach lohnt!
    ÜN im Einzelzimmer, Wetter sehr kalt, aber gute Gemeinschaft auf dem Hof
  • Neufrankenroda – Eisenach, toller Kammweg später schlecht ausgeschildert (ein Bahnübergang existiert nicht mehr), langer Weg durchs Industriegebiet
    ÜN Junker Jörg = schönes Einzelzimmer, aber weit oben am Berg, kein Altstadtbummel mehr, weil müde
  • Eisenach-Ifta, viele Tiere getroffen und bewusst wahrgenommen, Einkaufen schon in Creuzburg (für 2 Tage)
    ÜN im ev. Gemeindesaal, einfacher Standard mit kl Küche
  • Ifta-Datterode, kurze Etappe über die ehem. innerdeutsche Grenze, die mir kaum aufgefallen ist. Hätte ich mir mehr Zeit nehmen sollen?
    ÜN in einfacher Pension im alten Bauernhaus mit super Frühstück!
  • Datterode-Waldkappel, auf Waldweg mit Förster über Fichtensterben geredet & lange Pause in der Sonne
    ÜN im ev. Gemeindehaus, Frühstück beim Bäcker
  • Waldkappel-Spangenberg, zu schnell bergauf gegangen = den ganzen Tag nassgeschwitzt, weil zu wenig Sonne zum schnell trocknen
    ÜN auf Burgsitz (toll reloviert, Spendenbasis)
  • Spangenberg-Homberg, schöner Weg, aber unmotiviert, also viele kurze Sonnenpausen, vor kurzem Starkregen in Kirche geflüchtet, ab Ostheim mit Bus abgekürzt
    ÜN SELK-Herberge inkl Küche direkt in schöner Altstadt!
  • Homberg-Treysa, langer Weg über die Berge „mit Lissy“, nasses Gras = nasse Füße = saukalt
    ÜN privat in Treysa
  • Treysa-Kirchhain, Weg über Momberg und Speckswinkel, ungeheizte Kirchen zum „Aufwärmen“, weil kalter Wind, Stadtallendorf lange Innenstadt, dann per Zug abgekürzt
    ÜN privat in Kirchhain
  • Kirchhain-Rauischholzhausen, entspannter Aufstieg zur Amöneburg mit tollem Ausblick, danach Weg verlassen und Freunde getroffen
    (wäre die Tour bis Marburg gegangen, hätte ich den Berg vermutlich umgangen)
    ÜN privat in Rauischholzhausen
  • RHH-Marburg-Roth, Logistik/Pause-Tag, privates organisieren, daher tw Auto/Bus/Zug gefahren und tw gelaufen, eigentliche Route macht hinterm Schloss einen sicher schönen aber unnötigen Umweg
    ÜN privat in Roth
  • Roth-Bellhausen-Niederwalgern , nochmal ein Tag ohne viel Weg (aus logistischen Gründen), dafür einen Schlenker gemacht und spannende Landwirtschaftsprojekte entdeckt.
    ÜN privat in Niederwalgern
  • Niederwalgern-Gleiberg, auf diesem Weg sind auf einmal alle Dorfkirchen abgeschlossen, kommt mir komisch vor! (zu lange) Pause an der Schmelzmühle, danach zieht sich der (schöne) Weg länger als gedacht
    ÜN im ev. Gemeindehaus
  • Gleiberg-Wetzlar, Burg, Feld, Wald, schöne Wege, aber wenig Caminofeeling (keine Wegweiser), Marburg-Wetzlar ist eher „Zubringer“ zum Lahn-Camino, warum eigentlich?
    ÜN privat in Wetzlar
  • Wetzlar-Weilburg (Kubach), Dörfer abgekürzt, dafür Turm ohne Aussicht und Braunfelser Altstadt mitgenommen, Weilburger Innenstadt ausgespart, weil Herbergssuche schwer war
    ÜN in Pension am Kartoffelhof
  • Weilburg-Langhecke, eigentlich kurze Tour wird länger, weil ich einen Geldautomaten suche, sehr ländliche Gegend, toller sonniger Weg, Highlight ist Burg Freienfels!
    ÜN im kath. Gemeindehaus
  • Langhecke-Limburg, emotionaler Gedanken, daher nehme ich den Weg kaum war, Einlauf nach Limburg sonnig und schön!
    ÜN im Priesterseminar, Andacht mit indischen Schwestern
  • Limburg-Balduinstein, kurze Etappe, um noch etwas Zeit für Limburg und Diez zu haben, wegen Regen länger im Café und mittags Pizzaria gesessen. Dennoch rechtzeitig angekommen
    ÜN in Hotel
  • Balduinstein-Obernhof, fixe Deadline,w eil Klosterpforte 16.30 Uhr schließt, daher schnell unterwegs, dabei im Wald falsch abgebogen und am Ende länger unterwegs, Erlebnis: orthodoxen Gottesdienst mit Schwestern des Klosters gefeiert, einfach aber herzlich
    ÜN Kloster Arnstein
  • Obernhof-Bad Ems, überrascht von schönem Dausenau, aber wenig gastlich, Bad Ems wirkt wie eine alternde Diva, die mal schön war und jetzt langsam unattraktiv wird (schwierige Herbergssuche)
    ÜN Hotel Prinz Eitel
  • Bad Ems-Lahnstein, Schleuse und Flusspflege an der Lahn sind Highlights, der Weg wird bergiger, dank Zeitumstellung schon um halb6 dunkel, emotionales Ende des LahnCamino an der Mündung erst im Stockdunkeln gesehen
    ÜN in sehr schöner Villa via AirB&B
  • Lahnstein-Kamp-Bornhofen, SmallTalk mit anderen Gästen = spät losgegangen, RheinCamino wird bergiger, obwohl es Wege am Fluss gibt = schön, aber nicht effektiv
    ÜN Hotel Rheinkönig direkt am Ufer
  • Kamp-Bornhofen-St. Goarshausen, es gibt da ein Wallfahrtskloster, das keine Pilger beherbergt und das nichteinmal komisch findet…
    Der Weg ist mein Gesamt-Highlight, viel hoch und runter und tolle Ausblicke auf den Rhein, sonnig, aber kalter Wind
    ÜN im ev. Gemeindehaus (ohne Küche)
  • St. Goarshausen-Kaub, letzte (kurze) Etappe des RheinCamino, ich laufe früh los, um noch mit Fähre & Bahn weiterzukommen, zwischendurch kurzer Regenschauer, lange Mittagspause im noblen Restaurant FETZ, Weg durch unscheinbares Hinterland des berühmten Loreley-Felsens (angeblich soll da demnächst ein Vergnügungspark mit Luxushotels entstehen, Anwohner protestieren)
    ÜN in Boppard im neu renovierten Hotel Ebertor
  • Klettersteig in Boppard, es ist gut, ein wenig Zeit zum reflektieren zu haben, am Abschlußtag daher keine große Wanderung, aber ein spannender 5km Wanderweg mit (einfachen) Kletterelementen und hinterher Sauna und Weinprobe runden die Tour ab
  • Rückfahrt über Koblenz, Ausblick vom Deutschen Eck auf den MoselCamino, den ich vielleicht nächstes Jahr laufe, um dem Heiligen Jakobus näher zu kommen?
    Oder doch den Ostteil der Via Regia von Görlitz nach Erfurt, den ich eigentlich dieses Jahr schon gehen wollte?
    Oder den spanischen Camino wie ursprünglich geplant?
    Mal schaun, welcher Weg mich nächstes Jahr ruft…

meine Tanzgeschichte

Tanzen ist Kommunikation. Ein Medium, um die Welt um mich herum in Bewegung umzusetzen.

Tanzen ist eine Leidenschaft, die mich schon lange begleitet. Mit 13 Jahren habe ich angefangen in einer Marburger Tanzschule Kurse zu belegen. Walzer, Jive, Tango, Samba, … Das Welttanzprogramm eben. Nach den üblichen Grund- und Medaillenkursen habe ich etwa 6 Jahre in einer Art Tanzkreis mit anderen Jugendlichen komplexere Technik und Figurenfolgen gelernt. Neben Showtanzformationen war das individuelle Führen und kreative entwickeln neuer Abläufe mit unterschiedlichen Tanzpartnerinnen meine Spezialität. So habe ich gelernt, mit verschiedenen Damen Musik auszutanzen und Freude auszustrahlen.
Neben dem eigenen Tanzen habe ich viel hospitiert, Tanzdamen auf dem Weg durch die Medaillenprüfungen begleitet und dadurch Souveränität auf dem Parkett entwickelt. Auch außerhalb der Tanzschule wurde ich öfters nach Tipps gefragt und habe angefangen, Anfängern die Lust am Tanzen weiterzugeben. Bewusst habe ich nie eine professionelle Turnierlaufbahn eingeschlagen, weil mir Freude und Ausdruck immer wichtiger waren als das penible Gutachten eines Wertungsrichters, der vorgibt, wie etwas korrekt zu sein hat. Neben dem Sport war die Tanzschule auch mein zweites Zuhause. Dort verbrachte ich viel Zeit, traf Freunde und konnte Selbstbewusstsein tanken.

Später habe ich im Studium verstärkt Salsa getanzt. Gelernt habe ich auf Partys von Latinos und in Workshops. Paarweise, als Rueda oder Linedance. Die lockere Partystimmung mit schnellen koordinierten Bewegungen hat mich fasziniert. Dass ich stilistisch dabei sowohl cubanisch als auch NewYorkStyle geprägt bin, habe ich erst später rausgefunden.
Gleichzeitig habe ich beim argentinischen Tango (Salón und Nuevo) das Konzept des modularen „Führen und Folgen“ kennen gelernt. Es hat mich begeistert, wie aufgrund kleiner Nuancen der Körperhaltung harmonische Bewegungen als Paar entstehen. So konnte ich aus bestehenden Bewegungen aller Tänze neue Variationen bauen und flexibler mit tänzerischen Elementen umgehen.

Mein Drang zu extravaganten Elementen hat mich weiter zum sportlichen Rock’n’Roll geführt, wo schnelle Tanzfolgen mit akrobatischen Hebefiguren und stärkeren Show-Elementen kombiniert wurden. Über 10 Jahre war das mein Haupttanz, auch als Übungsleiter im Hochschulsport und Organisator von Trainingslagern, während andere Tänze eher als Hobby nebenher liefen. Da meine langjährige Rock’n’Roll-Partnerin in der gleichen Tanzschule aufgewachsen war wie ich, konnten wir bei Showeinlagen oft mehrere Tänze kombinieren und bei Medleys zwischen Stilen switchen.
In dieser Zeit verstärkten sich die Anfragen und ich konnte öfters Tanz-Workshops oder Wochenend-Freizeiten anbieten, bei denen die Teilnehmer teilweise über Jahre wieder kamen und so eine Gemeinschaft formten. Das Tanzen war für mich also Hobby, Beruf und Familie gleichzeitig. Eine enge Gemeinschaft, die mein Leben geprägt hat.

Dann musste ich durch einen Umzug nach Erfurt viele Dinge aufgeben und am neuen Ort auch tänzerisch neu Fuß fassen. Ich konnte Grundlagen der Gesellschaftstänze vertiefen und freie Improvisation in den Paartanz integrieren. Quasi als Steigerung des Tango Argentino fing ich an, auch in anderen Tänzen als Paar zu verschmelzen und die Musik in elementare Bewegungen zu interpretieren, die zwar grundlegend auf z.B. Rumbaelementen aufbauen, aber letztlich freie Improvisation im Paar sind. Eine sehr emotionale Spielart, die durch die enge Bindung des Paares einen speziellen Reiz hat.
Als etwas ruhigere Form des Rock’n’Roll begann ich mich mit dem Lindy Hop zu beschäftigen, der die freie (argentinische) Improvisation mit schnellen (nordamerikanischen) Bewegungen kombiniert und so faszinierende Lebensfreude mit tänzerischem Spiel verbinden kann.

Ebenso lernte ich sportliche Individualformen wie Zumba, Salsation oder Iron Body kennen, die tänzerische Elemente mit schweißtreibenden Aerobic-Übungen kombinieren und auf fröhlichen Kalorienverbrauch hin optimiert sind. Diese Gruppentänze eignen sich auch, um jede Disco zum Fitnessstudio umzuwidmen und durch Tanz körperlich fit zu bleiben.

Die Kombination aus individueller Bewegung und inhaltlich-musischer Interpretation eröffnete mir ein weiteres Feld der Tanz-Meditation. Nicht nur Musik, sondern auch Gefühle und Inhalte individuell in Bewegung umsetzen und dabei sich selber besser verstehen. Was in der Theologie über Bibliolog, Bibliodrama und andere theologisch-therapeutische Formate passiert, kann auch beim Tanzen helfen, sich in Personen hineinzuversetzen und Rollen zu spielen, um neue Erkenntnisse zu gewinnen. Um das auch tänzerisch umzusetzen, braucht man einen geschützten Rahmen um die Scheu vor der Performance abzulegen. Man muss sich seiner selbst bewusst sein und gelernt haben, in sich hinein zu spüren. Dann ist es möglich, über Tanz und Körperlichkeit Geschichten tiefer zu erleben und künstlerisch umzusetzen.

Ich hoffe, dass ich tänzerisch noch nicht am Ende bin. Auf der einen Seite nehme ich in meiner Geschichte eine Entwicklung von festen Strukturen zu modularer Improvisation wahr, auf der anderen Seite spüre ich eine Sehnsucht, an bisherige Formate anzuknüpfen und Fäden wieder aufzunehmen. So kann die methodische Erkenntnis einer Tanz-Meditation vielleicht auch einen regelkonform getanzten Quickstep in seiner Performance bereichern, ein Discofox durch Showtanz-Elemente oder klassischer Tanzschul-Jive durch LindyHop- und Rock’n’Roll-Einlagen etwas mehr Würze bekommen.
Und letztlich geht es beim Tanzen immer um eine Kommunikation im Paar. Ganz egal, wie der Tanz am Ende heißt, habe ich die Sehnsucht mit Menschen ins tänzerische Gespräch zu kommen, das nicht auf vorher definierten Schritten, sondern auf ausgetanzten Emotionen basiert. Ich wünsche mir, tänzerisch auf dem Weg zu bleiben, neue und alte Formen zu verbinden, Freude zu erleben und weiterzugeben.
Ich möchte Tanzen! Vielleicht auch mit dir?

Serie: Dispatches from Elsewhere

Eine skurrile Mischung aus Escape Room, LARP, Monty Python und Gruppentherapie mit einem historischen Hintergrund.

Die Serie ist keine leichte Kost, aber große Filmkunst. Retrostil mit futuristischen Elementen, Slapstick, Meta-Kommentar, Zeitbrüchen, Selbstironie, Philosophie, einer großen Portion Kreativismus und einem Hauch Science Fiction.
Auf der Metaebene betrachten wir die Innenwahrnehmung der vier Hauptpersonen in psychotherapeutischer Art mit noetischem Anklang. Gleichzeitig zeigt die Storyline ein aufwändiges Parallelwelt-„Spiel“, das als Schnitzeljagt mit Alternativ Reality-Elementen provoziert und herausfordert.

In 10 Episoden erfährt man immer mehr Details, die teilweise die Gesamtdeutung des Geschichte fundamental verändern und aufklären oder verwirren. Dabei geht die Serie sparsam mit Trickeffekten um und verzichtet auf übertriebenen Einsatz von Horror, Gewalt oder Sexualität. Die Spannung wird ganz klassisch durch Informationsmangel und das Begleiten der Charaktäre in ihrer persönlichen Entwicklung erzeugt. Dabei wechseln die Realitätsebenen mehrfach, was zumindest mich fasziniert hat.
Keine Serie für jeden, aber wenn man erstmal drin ist mit hohem Suchtpotential!

Spannend auch die Information, dass ein ähnliches „Alternate-Reality-Spiel“ des Künstlers Jeff Hull tatsächlich 2008 in San Francisco stattgefunden haben soll. Wie wäre es, eine Art Rollenspiel als Mischung aus Geocaching, ActionBound und Schnitzeljagd in physischen Städten aufzubauen. Vielleicht als (religions)pädagogisches Konzept, vielleicht als alternative Sommerfreizeit, vielleicht touristisch oder einfach nur als Kunstprojekt. Ein leerstehendes Geschäft als Rekrutierungs-Center einrichten, in verschiedenen Geschäften, Bars, Museen Hinweise verstecken und die Teilnehmer*innen durch unbekannte Straßen lotsen, während sie sich selbst, die eigene Kreativität und ihr Team kennen lernen. Sicherlich sind die aufwändigen Inszenierungen der Serie ohne millionenschwere Sponsoren nicht umzusetzen, aber eine Light-Version könnte dennoch fesselnd sein. Falls jemand sowas plant: Ich wäre gerne dabei!

Eine Reise durch Narnia

Dieses Frühjahr habe ich die sieben Hörbücher der „Chroniken von Narnia“ von C.S. Lewis (auf deutsch gelesen von Philipp Scheppmann) gehört. Es ist spannend, wie natürlich und lebendig Religion und Glaube in diesen Büchern wiedergegeben werden. Dabei nutzt Lewis einen eigenen phantastischen Kosmos, um in märchenhafter Form über geistliche Realitäten zu schreiben. Diese Form macht es sowohl künstlerisch als auch theologisch spannend.

Die Serie beginnt mit dem Buch „Das Wunder von Narnia“. Grundlage ist der phantastische Gedanke, dass man durch Ringe Portale öffnen kann, um zwischen Welten hin und her zu reisen. So wird die Idee angelegt dass es neben unserer Realität andere Realitäten gibt die vielleicht größer, mächtiger, zumindest anders sind und dass es einen Übergang gibt von unserer Realität in eine andere Dimension. 2 Kinder landen zufällig durch ein Experiment ihres Onkels in dieser schönen, bunten Welt mit vielen Portalen in unterschiedliche Realitäten. Sie betreten eine dieser Welten, die sehr düster aussieht und am Zerfallen ist. Eine böse Hexe scheint hier große Macht zu haben und statt Leben zu schaffen alles in leblose Materie zu verwandeln. Beim Verlassen dieser Welt folgt ihnen diese Hexe und landet nach vielen Umwegen mit ihnen in einer andere Welt, die komplett leer zu sein scheint. Aus dem dunklen „Nichts“ wird jedoch durch einen mächtigen Schöpfer „Etwas“. Er schafft Wiesen, Berge, Sonne, Regen, Pflanzen, Tiere, den Kreislauf des Lebens. Später tritt dieser Schöpfer als großer Löwe auf stellt sich als Aslan vor. Durch ein Lied, durch ein Wort, durch das was aus seinem Mund kommt entsteht alles. Damit sind wir sehr nah am biblischen Schöpfungsbericht, der auch durch Gottes Wort alles entstehen lässt. Auch erfahren wir, dass neben dem guten Schöpfer das übernatürliche „Böse“ bereits anwesend ist. Es scheint kein gleichberechtigt dualistisches Machtverhältnis zu sein, aber dennoch kann diese destruktive Macht innerhalb der Schöpfung eingreifen und Wesen negativ beeinflussen. Der allmächtige König ist sich der Existenz der bösen Macht bewusst, lässt sie aber gewähren, sodass es auch für die Bewohner die Möglichkeit gibt, sich zwischen den beiden Seiten zu entscheiden. Verführung und Versagen, aber auch Gnade und Vergebung werden so möglich. Wir erleben eine Aufgabe, eine heilende Frucht von einem Baum zu pflücken und die Versuchung sie selber zu essen statt damit anderen zu helfen. Dieses Buch legt den Grundstein einer Welt, die sich durch alle Bände ziehen wird. Ähnlich erleben wir auch in der Bibel einen Rahmen von Genesis zur Offenbarung, die von Schöpfung bis zur Neuschöpfung unsere Realität begleitet. Wir können zwar nicht so ganzheitlich zwischen den Welten wechseln, glauben aber auch an eine Realität Gottes außerhalb unserer Welt und einen Schöpfer, der gute Pläne mit unserer Welt verfolgt, auch wenn destruktive Mächte Dinge durcheinander bringen können.

Das zweite Buch „Der König von Narnia“ ist das bekannteste Buch der Reihe und das was am ehesten aus diversen Verfilmungen bekannt ist. Auch hier landen vier (andere) Kinder ca 60 Jahre später in der fremden Realität Narnia, erleben sprechende Tiere, Fabelwesen und eine wundervolle, friedliche Natur, die aber unter dem Fluch einer bösen Königin (die Hexe des ersten Teils) leidet. Aslan taucht erst relativ spät auf, um im entscheidenden Kampf gegen das Böse einzugreifen, vorher überlässt er seine Schöpfung sich selbst, auch wenn dadurch nicht alles perfekt verläuft. Die Kinder lernen, dass die Hexe große Macht erlangt hat, dass sie Wesen zu Stein verwandeln kann und ihr mit normalen Mitteln nicht beizukommen ist. Dennoch stehen sich das Herr der Narnianen und das Heer der „Königin“ in Gefechtsposition gegenüber, als Aslan eingreift und durch sein Opfer die Macht des Bösen bricht. Auf einem Steintisch lässt er sich ohne Gegenwehr fesseln und ermorden, weil dadurch eine uralte Verheißung erfüllt wird, die nicht einmal die Hexe kennt. So kann Aslan wundersam auferstehen und seine wahre Macht über alles in Narnia beweisen. Im Namen Aslans können nun auch die Kreaturen Narnias erfolgreich böse Strukturen bekämpfen und ein friedliches Narnia schaffen. Auch auf der Erde erleben wir manchmal eine Herrschaft des Bösen, die sich wie ein ewiger Winter anfühlt. Böse Mächte verführen mit Süßigkeiten und Machtversprechen, um Menschen auf ihre Seite zu ziehen. Das Leben von Christen im Untergrund haben Menschen im Kommunismus jahrzehntelang erlebt und trotz allem guten Willen ist dauerhafter Frieden nur durch Jesu Tod und Auferstehung möglich. „Ein ewiger Winter und nie Weihnachten“ ist eine bekannte Schreckensvorstehung aus diesem Buch. Passend zur Geburt Christi, die wir mitten im jährlichen Winter feiern und damit den Aufbruch des Frühlings verbinden.

Das dritte Buch „Der Ritt nach Narnia“ (als Spätschrift von Lewis als fünftes geschrieben) ist weniger bekannt und spielt in der folgenden Zeit, in der die vier Kinder viele Jahre lang als Könige über Narnia herrschen. Die Handlung beginnt jedoch in einem südlich gelegenen anderen Land und thematisiert die Ungerechtigkeit, wie eine Gesellschaft arme Kinder und nichtsprechende Tiere behandelt. Ein Waisenjunge wächst unter schlechten Bedingungen auf als ein sprechendes Pferd ihm offenbart, dass es gefangen genommen und hierher verschleppt wurde. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg, verlassen ihr altes Leben, um die Freiheit in Narnia zu suchen. Unterwegs treffen sie auf ein ebenfalls geflohenes Mädchen und ein zweites sprechendes Pferd. Sprache, Bildung und Machtgefüge dieser Erzählung ähneln einer mittelalterlichen Gesellschaft mit Anspielungen an orientalische Großreiche. Es ist nicht üblich, dass man seinen Platz in der Gesellschaft verlässt, sodass die Flucht schnell auffällt und die Kinder sich verstecken müssen. Getrennt voneinander erfahren sie, dass diese aggressiv gezeichneten Calormenen einen Angriff gegen das friedliche Narnia vorbereiten, weil eine angedachte politische Hochzeit zu platzen droht. Am Ende helfen die Kinder den Narnianen auf den Angriff vorbereitet zu sein und den Kampf zu gewinnen. Sie sind durch den Weg nicht nur selber gereift, sondern können auch anderen Gutes tun. Unterwegs begegnet ihnen immer wieder ein Löwe, der ihnen Angst macht, der mächtig ist, der aber gleichzeitig auch teilweise als liebevolle kleine Katze Wärme in der kalten Wüstennacht spendet oder als wohlwollend besonnenes Wesen in Erscheinung tritt. Am Ende wird ihnen Aslan erklären, dass er all diese Erscheinungen angenommen hat, um sie durch dieses Eingreifen zu leiten. Teilweise musste er sie verwunden oder verängstigen, damit sie eigenständig gute Entscheidungen treffen konnten. So kann man sich vorstellen, dass Gott in unsere Welt eingreift, Menschen leitet, ohne ihnen den freien Willen abzunehmen.

Das vierte Buch „Prinz Kaspian von Narnia“ ist vielen als zweiter Film der 2000er-Waldenmedia-Kinoreihe bekannt, die sich an der Schreibreihenfolge Lewis‘ statt der Erzählreihenfolge orientiert. In diesem Buch erleben wir zwei parallele Stränge die erst am Ende zusammenkommen.  Im einen Strang sind die vier bekannten Kinder die nach den englischen Schulferien am Bahnhof stehen durch eine unerwartete Aktion wieder in die Welt Narnias gekommen. Anfangs können sie die Welt, in der sie jahrelang als Königinnen und Könige gelebt haben, nicht wiedererkennen, weil viele einst bewohnte Orte verwildert und verlassen sind. Sie entdecken eine alte Ruine, finden erst sehr spät heraus dass das ihr altes Schloss ist, was aber schon seit Jahrhunderten leer zu stehen und zu verfallen scheint. In einer zweiten Geschichte erleben wir einen narnianischen König, der zwar noch von den alten Geschichten weiß, sie aber für Mythen hält. Aslan und die vier großen Könige werden unter seiner Herrschaft wie Märchen aus alter Zeit behandelt und nur noch von wenigen Wesen überhaupt tradiert. Sprechende Tiere und Fabelwesen haben sich zurückgezogen und kommen so im Leben der Menschen garnicht mehr vor. Trotz eines Verbotes erzählt aber der Hauslehrer dem jungen Prinzen Geschichten aus der alten Zeit. Als dieser später aus dem Palast fliehen muss, erlebt er im Wald die Gastfreundschaft von sprechenden Tieren, die ihn nach einigem Zweifeln zu ihrem König machen, weil er der rechtmäßige Nachfahre des Thrones ist. Gemeinsam versuchen sie den jetzigen bösen König und sein Heer aufzuhalten und Narnia zu befreien. In diesem Zusammenhang hat der Prinz ein altes Horn geblasen, das der Legende nach mächtige Hilfe in größter Not rufen soll. Als offensichtlich nichts passiert, fangen einige Wesen in seiner Gefolgschaft an, zu zweifeln oder sogar die überlieferten Mächte der Hexe um Hilfe zu bitten, die ja ebenfalls totgeschwiegen wurden, aber durch einen Zauber noch zugänglich waren. In der Parallelhandlung versteht man nun aber, dass das Horn wohl die vier Kinder zurück nach Narnia geholt hat, die nun aber mehrere Tagesreisen brauchen, um von ihrem alten Schloss zum neuen Schlachtfeld zu kommen, was die Parusieverzögerung erklärt. Bei den Narnianen angekommen bietet Peter einen Zweikampf gegen den König an, um sinnloses Blutvergießen zu vermeiden. Narnia hat wieder einen wohlgesonnenen König, der in Frieden mit allen Kreaturen regiert und durch die Begegnung mit Aslan und den Kinder-Königen zu einem weisen Herrscher werden konnte. Auf der einen Seite erleben wir also eine Kultur, in dem Gotteserfahrungen der Vergangenheit als Mythos abgetan werden und echter Glaube ausgerottet werden soll. Im biblischen Richterbuch finden wir dieses Muster, dass wenige Generationen nach einem Gotteseingreifen das Volk sich abwendet und das Land im Chaos endet, bis sie Gott wieder um Hilfe anrufen. Auf der anderen Seite wird deutlich, dass die gerufene Hilfe nicht in Form der großen und imposanten Könige der alten Geschichten kommt, sondern die Kinder in scheinbar schwacher Form auftauchen. Gottes Eingreifen zeigt sich nicht durch äußere Macht, sondern gerade durch die vermeintlich schwachen kann er seine Macht deutlich zeigen. Unterwegs ist es dann sogar die jüngste von ihnen, die Aslan persönlich wahrnimmt, während die anderen sich schon zu seher auf eigene Fähigkeiten verlassen, um den Weg zu finden und später anerkennen müssen, dass sie falsch lagen. Für die beiden ältesten Geschwister war es das letzte Abenteuer in Narnia, den jüngeren stellt Aslan eine Rückkehr in Aussicht.

Das in der Erzählreihenfolge fünfte Buch der Narnia-Reihe heißt „Die Reise auf der Morgenröte“. Die beiden jüngeren Geschwister sind mit ihrem äußerst unliebsamen Cousin zusammen der sie schikaniert und versucht ihnen jeden Spaß zu verbieten. Er glaubt nicht, dass es Narnia oder etwas ähnliches gibt bis sie im Zimmer ihres Onkels über ein Bild von einem narnianischen Schiff in Streit geraten und das Bild sie auf einmal aufsaugt und sie im Meer neben eben jenem Schiff landen. Auf der „Morgenröte“ ist Prinz Kaspian dabei sieben Lords zu finden, die bei Expeditionsreisen verschollen sind. Bei den meisten dieser sieben Abenteuer erleben die Protagonisten eine Form von Versuchung. Jede und jeder entdeckt an sich Schwächen und kann doch am Ende etwas zum Gesamterfolg beitragen. Selbst der anfangs bockige und egoistische Cousin wird so zu einem wertvollen Teil der Gemeinschaft. Der Inhalt der einzelnen Abenteuer ist dabei weniger bedeutsam als die Tatsache, dass die Kinder zu weisen Erwachsenen heranreifen. Gerade der Umgang mit eigenem Scheitern festigt die Charaktere. Gleichzeitig werden die zwei ursprünglich kleinen Geschwister dadurch auch nicht mehr nach Narnia zurückkehren, weil das nur Kindern vorbehalten bleibt. Passenderweise kommt die Morgenräte am Ende der Geschichte ganz im Osten Narnias an, wo der Legende nach das Land Aslans liegen soll. Sie sehen dort Dinge, die ihre Vorstellung der physischen Welt aushebeln und dürfen am Ende wirklich das sagenumwogene Land Aslans erleben.
Auf der Reise tauchen zahlreiche biblische Motive auf wie der „Morgenstern der im Osten aufgeht“, der Schöpfer als Löwe und Lamm. Wir erleben eine Insel, auf der erfüllte Träume Menschen gefangen nehmen. Auf einer anderen Insel werden die Protagonisten als Sklaven gefangen genommen und erleben eine unerwartete Befreiung.

Als sechster Band in der Erzählchronologie baut „Der silberne Sessel“ inhaltlich auf dem vorherigen auf. Der damals noch vorlaute Cousin ist durch die Erlebnisse der vergangenen Reise gereift und vom Besserwisser zum besonnenen Abenteurer geworden. Er ist offen geworden für die Wunder und die Welt von Narnia und ist durch die Erfahrung des Scheiterns und angenommen seins umgänglicher geworden. So kann er nun auf die Kraft Aslans vertrauen und auch seine irdischen  Mitschüler merken, dass er sich anders verhält. So hilft er einer Mitschülerin, die gemobbt wird und durch ein Stoßgebet gelangen die beiden nach Narnia. Dort erhalten sie den Auftrag, einen verschollenen Prinzen im Land der Riesen zu finden. Sie geraten dabei zwischen spielende Riesen, bekommen von einer reisenden Frau wohlklingende Hinweise und landen schließlich in einem unterirdischen Höhlenlabyrinth. In einer spannenden Zwischenepisode diskutieren sie das Essen von Fleisch: Warum werden bestimmte Tiere als Nahrung angesehen, andere aber nicht? Und was ist eigentlich verwerflich daran, Menschenkinder zu verspeisen, wenn man mit sprechenden Tieren kein Problem hat? Die Frage, was wir essen dürfen, erinnert an die neutestamentlichen Diskurse über den Verzehr von Fleisch,d as heidnischen Götzen geopfert wurde. Das wird von Paulus zwar nicht pauschal verboten aber aus moralischen Gründen in eigener Küche untersagt.
Im unterirdischen Reich treffen die Kinder auf einen Prinzen, der nie alleine ans Tageslicht geht und erzählt, er leide an einem Fluch, der ihn jede Nacht eine Stunde verrückt werden lässt, sodass er an einem silbernen Sessel gefesselt werden müsse. In Wirklichkeit ist er aber immer verzaubert und nur in dieser einen Stunde bei Verstand. Die Hexe hat ihm diese Verdrehung eingeredet, damit er sich freiwillig fesseln lässt und ihr tagsüber als menschliche Begleitung zur Verfügung steht. Ihr Ziel war es, einen Teil Narnias mit einem Heer aus dem Untergrund anzugreifen und ihn proforma zum Machthaber einzusetzen. Dass er als Prinz auch ohne Krieg der rechtmäßige Machthaber von Narnia wäre, ist ihm in seinem Zustand nicht bewusst. Nachdem der Bann gebrochen wird und sowohl Sessel als auch die Hexe in Form einer Schlange zerstört sind, finden alle Protagonisten einen unterirdischen Ausgang, um den Prinzen ins Schloss nach Hause zu bringen. Spannend auch: Erst nach vielen Abenteuern in dieser Unterwelt entdecken die Kinder eine weitere Unter-UnterWelt , die in dem Fall kein schlimmer Ort ist, sondern eine von liebevollen tageslichtscheuen Kreaturen gerne bewohnt wird. Lewis bricht also mit dem bekannten oben-unten-Himmel-Hölle-Bild und stellt tatsächlich drei gleichberechtigte Realitätsebenen innerhalb Narnias nebeneinander. Durch die gesamte Geschichte zieht sich das Motiv der verdrehten Wahrheit, was die Hexe, am Ende als Schlange in die Welt gebracht hat. Im biblischen Schöpfungsbericht finden wir die Schlange als Symbol für eine böse Macht, die falsche Wahrheiten verkündet und Menschen täuscht. Vor allem im Neuen Testament taucht dann diese Böse Macht wieder als Motiv auf, wird am Ende aber von Gott besiegt wird. Die falsche Versprechung der Hexe erinnert an den Satan, der Jesus in der Wüste verspricht, ihn über die Erde herrschen zu lassen, wenn er ihn anbetet. So wie Jesus ablehnt, um am Ende sein Freidensreich aufzurichten wird auch der Prinz in diesem Buch am Ende keine Gewalt brauchen, um weltliche Macht zu erhalten sondern ein ehrlicher und friedlicher Herrscher werden.

Der letzte Band der Narnia-Reihe befasst sich mit dem letzten großen Kampf zwischen Gut und Böse in Narnia. Das Ganze beginnt mit einer ungleichen Freundschaft zwischen einem klugen und dominanten (sprechenden) Affen und einem treu-doof-naiven (sprechenden) Esel. Der Affe unterdrückt den Esel und lässt ihn für sich arbeiten, während jener denkt, das wäre eine faire Freundschaft und müsse eben so sein. Als nun der Affe ein Löwenfell findet, zieht er es dem Esel über und stellt diesen als „Aslan den Löwen“ zur Schau. So wird deutlich, dass die Geschichte in einer Zeit spielt, in der der echte Aslan schon lange nicht mehr in Erscheinung getreten ist und nur noch als Mythos in alten Geschichten existiert. Damit niemand die schlechte Fälschung enttarnt, baut der Affe ein Geschichtengebäude auf, in dem er sich selbst zum Sprachrohr Aslans macht und lässt selbigen als eitlen und scheuen König nur abends im Dämmerlicht und mit Abstand auftauchen. So behaupten immer mehr Geschöpfe, sie hätten ihn gesehen und schenken den Worten des Affen Glauben. Dieser kann wiederum das feindliche Volk der Calormenen als Partner gewinnen, in deren Minen sich die eigentlich freien Narnianen auf eine angebliche Anweisung Aslans hin zum Arbeiten einfinden. Stück für Stück ändert sich das Bild des friedlichen und freundlichen Aslan hin zu einem versklavenden und strafenden König, dem man gehorchen muss. Dass alles auf einem Schwindel aufbaut, fällt niemandem auf, weil ohne ein echtes Wissen des ursprünglichen Königs alles irgendwie zu passen scheint.

Während die ersten sechs Kinder, die früher Narnia bereist hatten nun alle schon zu alt sind, kommen die beiden jüngsten, die auch das letzte Abenteuer gemeistert haben, noch einmal nach Narnia. Gemeinsam mit dem letzten rechtmäßigen König versuchen sie, Narnia zu retten und das Gute zu bewahren, aber böse Schatten nehmen bereits ihren Lauf und das Unterfangen scheint chancenlos. Selbst als sie den Esel nachts befreien und einer Gruppe Zwerge zeigen, wie sie getäuscht wurden, glauben diese der Lüge noch mehr als der aufgedeckten Wahrheit und weigern sich, mit ihnen gegen den Affen vorzugehen. In einer weiteren Steigerung wird der falsche Aslan als Gott verehrt und seine Anbetung mit den Mythen und Traditionen eines anderen grausamen Götterglaubens vermischt. So macht der Affe aus zwei Religionen eine Mischform, was beiden Seiten nicht gerecht wird, aber von den naiven Anhängern rasch übernommen wird. Als der falsche Löwe nicht mehr vorgezeigt werden kann, bietet der Affe an, einzeln beim großen König vorzusprechen, wenn man sich traut, ihm persönlich zu begegnen. Durch einen bewaffneten Krieger sollen die Mutigen dann als Abschreckung getötet werden. Jedoch läuft die Finte aus dem Ruder und am Ende finden sich der König, die Kinder und einige andere Wesen in Aslans Reich wieder. Von dort können sie der Zerstörung Narnias und einer Neuschöpfung zusehen. Zuerst wirkt es traurig, das geliebte und gewohnte Land vergehen zu sehen, doch am Ende erleben sie, dass das bisherige nur ein Abklatsch von dem war, das noch kommen wird und somit ein hoffnungsvolles Ende bleibt. Dort sind auch viele liebgewonnene Kreaturen und die Kinder aus den früheren Büchern anzutreffen, die durch einen Eisenbahnunfall in London gestorben sind, um hier im „Paradies“ mit ihren lieben vereint zu sein. Im letzen Narniabuch erleben wir verschiedene Bilder aus der biblischen Offenbarung. Eine böse Macht, die sich ein belebtes Standbild macht, um angebetet zu werden und als Lügenprophet Menschen von der Wahrheit abzubringen und ein darauf folgender großer Abfall der Gläubigen wird für das Ende der Zeiten vorausgesagt. Auch Die Ersetzung von Gottesbildern durch konforme Ideologien wurde in vielen Regimen praktiziert. Eine ungeformte christliche Botschaft wird so als religiöse Volksdroge salonfähig, während die Verkündiger der ursprünglichen Botschaft verfolgt werden. Auch die Idee einer göttlichen Welt außerhalb unserer Sphäre und der ewigen Seele, die in einem weiterentwickelten Stadium unsere Realität überleben wird, sind biblische Motive. Ähnlich wie es unter Jesu Jüngern einen abtrünnigen gibt, hat sich im Laufe der Geschichte auch die älteste der vier Geschwister vom Glauben an Narnia abgewandt, um sich ganz in irdische Dinge wie Mode, Makeup und Familiengründung zu investieren. Durch ihren Bruch mit dem Glauben, kann sie auch nun nicht mit in Aslans Realität sein. Biblische Aussagen lassen zwar auf eine Erlösung für alle hoffen, zeigen aber auch eine Möglichkeit der ewigen Verdammnis auf, dass man sich für und gegen ein Leben mit Gott entscheiden kann.

Insgesamt zeichnen die sieben Narniabücher ein eher konservativ-theologisches Bild des christlichen Glaubens, das man sicherlich nicht als rationale Abhandlung und ewige Dogmatik sehen darf. Dennoch geben diese lebendigen Geschichten über Gnade, Liebe, Frieden, Wachstum, Glaube und Vertrauen den Lesern eine Möglichkeit an die Hand, unsere Welt durch die Augen der Phantasie in einer spirituellen/christlichen Realität zu sehen.
Sidefact: Wie schon die einzelnen biblischen Bücher ist auch die heute übliche Reihenfolge von Lewis‘ Büchern nicht die Schreibfolge. So wie die Schöpfungsgeschichte der Bibel vermutlich recht spät aufgeschrieben wurde und die abschließende Johannesoffenbarung sehr spät entstanden sind, wurden auch in Narnia Schöpfung und Apokalypse quasi nachträglich ergänzt, um den Geschichten einen kosmischen Rahmen zu bieten.

Alle echten „Gotteserfahrungen“ in Narnia wurden übrigens von Kindern gemacht. Als rationaler Denker fragt mich das an, ob ich nicht die emotionale, kindliche Komponente meines Lebens stärker zu Wort kommen lassen muss, wenn ich geistliche Realitäten begreifen will? Deshalb ende ich mit der biblischen Einladung Jesu: „Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.“ (Mt 18,3)

Die Osterdramaturgie

In den letzten Jahren beginne ich, die Dramaturgie von Ostern zu wertschätzen. Bewusst nicht jeden Tag des „Oster-Wochenendes“ gleich fröhlich zu feiern, sondern zu begreifen, welche emotionale Achterbahnfahrt Jesus durchgemacht hat und sie mir auch zuzumuten, ohne vor dem Leid wegzulaufen.

Dieses Jahr haben wir in Erfurt am Gründonnerstag eine Tischgemeinschaft organisiert, bei der neben einem liturgischen Teil mit Abendmahl das gemeinsame Essen im Vordergrund stand. Ohne Fußwaschung und ohne Verrat, aber mit dem Gefühl, nochmal mit guten Freunden zu Tisch zu sitzen, bevor ein hektisches Wochende beginnt.

Zu den Szenen von Jesu Verurteilung am Karfreitagsmorgen durfte ich dieses Jahr predigen (Predigt als Audioaufnahme, 21 min, Anfang fehlt leider). Zwar bereits vorgezogen am Palmsonntag, aber dramaturgisch passend habe ich die Aufnahme am Freitag nochmal nachgehört, als ich Karfreitag  zu meiner Familie gefahren bin.

Karsamstag ist der „Zwischentag“ ohne festes Programm. Die Jünger waren verunsichert, zerstreut. Sicherlich haben einige auch ihre Familien mal wieder gesehen, die sie für die Jüngerschaft verlassen hatten. Zumindest war ich mit meiner Familie unterwegs. Kein tief geistliches Programm, sondern ein Tag zwischen den Ereignissen.

Den Ostersonntag beginne ich gerne mit einer Osternachtsfeier, die im dunkeln beginnt und liturgisch in die Auferstehung hinein feiert. Das konnten wir in Ingolstadt erleben, wo lebendige Geschichten von Dunkelheit in der heutigen Welt die Folie bildeten, um die Auferstehungsfreude zur Geltung kommen zu lassen. Mit geteiltem Osterlicht ging es dann zum Frühstück und fröhlichen Familienausflug vor dem traditionellen Ostergrillen in Erfurt.

Und der Ostermontag? Bisher kenne ich noch keine einleuchtende Tradition für diesen Tag. Vielleicht ein echtes Entspannen nach diesen emotionalen Tagen? Vielleicht ein Beisammensein mit Erzählen und sich Wahrnehmen? Vielleicht eine Zeit der Buße für Verleugnung, persönliche Schuld und Gnadenerfahrung?

Dieses Jahr werde ich einfach frei haben und das sacken lassen, was ich im letzten Jahr und den letzten Tagen erlebt habe.

Wenn du Ideen oder Anregungen dazu hast, lass es mich gerne wissen!

Halleluja – Bin ich Valerie oder der Priester?

Als 2016 das Projekt „Valerie und der Priester“ online ging, war es ein viel beachteter Blog. Viele meinten: Endlich öffnet sich die (katholische) Kirche, lässt jemanden hinter die Kulissen blicken und kritische Fragen stellen. Andere freuten sich, über die missionarische Chance, mit Skeptikern über Glaubensdinge zu sprechen. Ein Jahr lang hat die atheistisch-feministische Journalistin Valerie Schönian den katholischen Priester Franziskus von Boeselager in seinem Alltag  begleitet. Sie hat Kirchen betreten, Messen beobachtet, Alten- und Krankenbesuche erlebt. Beide haben sich auf Augenhöhe wahrgenommen, zusammen gefeiert, sich offen und ehrlich ausgetauscht und gemeinsame Erfahrungen gemacht. Und die Erkenntnis: Trotz grundsätzlich unterschiedlicher Meinungen zu bestimmten Themen (Frauenordination, Homo-Ehe, Obrigkeitsgehorsamkeit) kann man sich akzeptieren, verstehen und mögen. Auch wenn das Jahr mit Frusterlebnissen und Kontroversen gespickt war, haben beide eine Sensibilität für die Lebenswelt des anderen erlangt und zumindest einen Perspektivwechsel versucht. 2018 ist „Halleluja : wie ich versuchte, die katholische Kirche zu verstehen“ (Valerie Schönian, Piper Verlag 2018) als reflektierter Rückblick auf das Projekt erschienen.

Ich möchte nicht spoilern, ob sie am Ende heiraten, einer die andere bekehrt (oder umgekehrt) oder die Kirche in ihren Grundwerten erschüttert wird, aber definitiv ist bei der Lektüre etwas in mir in Bewegung gekommen. Ich nehme den Protagonisten ab, dass sie sich ernsthaft umeinander bemühen und kann ihre inneren Prozesse nachvollziehen.

Das Buch beschreibt den Weg dieses Jahres in sieben Abschnitten von anfänglichem Unverständnis, einer persönlichen Annäherung, frustrierter Abgrenzung und Erfahrungen, die das eigene Handeln und Glauben hinterfragen. Wie wichtig ist eine übernommene Tradition (religiös oder a-religiös)? Wo fängt Gebet an und wieviel „Geist“ wird emotional und gruppensozial erzeugt? Was würde ich denken, wenn ich anders aufgewachsen wäre? Was würde sich an meinem Alltag ändern, wenn ich davon ausginge, dass es Gott (nicht) gibt?

Wenn ich meinen Platz in dem Buch suche, stehe ich zwischen den beiden Protagonisten. Als Christ und studierter (evangelischer) Theologe bin ich eher auf der Seite des Priesters. Freiheitliche Gedanken, Grundeinstellungen und der ungeordnete Lebensstil ähneln wohl eher der Berliner Partykultur als dem Dorfpfarramt. Und in vielen Fragen springe ich, kann beide Seiten verstehen, weiß manchmal selber nicht, wie ich mich klar positionieren soll. Für die einen bin ich konservativ, in anderen Kreisen mit der gleichen Meinung liberal. Klar mag ich die Kirche als Gemeinschaft der Christen, aber ein solch blinder Gehorsam, wie es Franziskus zeigt, geht mir zu weit. In vielen Punkten bin ich froh (bei aller ökumenischer Offenheit), dem evangelischen Spektrum anzugehören, wo die Kritik an der eigenen Institution (als „Protestant“) quasi immanent ist. Und doch schätze ich dieses tiefe Gott-Vertrauen, das ich bei Franziskus herausspüre. Ich versuche gnädig zu sein, wenn Menschen Fehler machen oder an Strukturen festhalten, die einer gesunden Entwicklung im Weg stehen. Und gleichzeitig kann ich mit einigen modernen Spielarten der freiheitlichen Gesellschaft nicht viel anfangen und verteidige Traditionen, wo sie mir hilfreich erscheinen.

Das nehme ich aus dem Buch mit: Glaubensdinge kritisch anschauen ohne das reflektierte Vertrauen aufzugeben. Ich kann bei heiklen Fragen immer eine kleine Valerie in meinem Kopf haben, die mit rationalem Klargeist sagt „Warum denn?“ und gleichzeitig einen kleinen Franziskus, der sagt „Gut, dass es so ist!“. Und beide dürfen sein.
Auf jeden Fall hat mir das Buch wieder neu Lust gemacht, echte Atheisten kennenzulernen und tiefer zu bohren, was sie denken, fühlen, glauben. Nicht, um sie zu bekehren, sondern um sie zu verstehen und mit ihnen zwischen beiden Welten zu pendeln. Danke für diesen Anstoß!