Neulich war ich 10 Tage im Urlaub. Da stellt sich natürlich die Frage, ob und wie man unterwegs ins Internet kommt. Gibt es eine Auslands-Flat vom Handy-Provider? Will man auch für den Laptop ein Paket erwerben oder reicht es, ab und zu freie W-LANs zu finden (und wie sicher sind die dann)?
Ich hab die Zeit genutzt, um meine Online-Kommunikation einfach mal auf ein Minimum zu reduzieren. Mails nur überfliegen und Debatten auf Facebook, Twitter, und derBlogosphäre einfach mal laufen lassen. Eine Woche tatsächlich abschalten. Dafür konnte ich die Sonne genießen, Zeit mit den Menschen vor Ort verbringen, reden, zuhören, genießen, lesen, schlafen, sein.
Wir sind vermutlich die einzige Generation der Weltgeschichte, die wählen kann, ob sie online oder offline ist. Noch vor 30 Jahren war ein normaler Mensch permanent offline, ohne sich daran zu stören. Ab und zu konnte man einen Brief schreiben oder telefonieren. Ansonsten hatte man Kontakte nur, wenn man sich traf.
Der Trend zum mobilen Web, Tracking und ständiger Vernetzung (egal, ob man das positiv oder negativ bewertet) lässt vermuten, dass in 30 Jahren kaum ein Mensch ohne digital vernetztes Device existieren wird. Ob es dann ein tragbares Telefon , eine Multimedia-Armbanduhr oder ein verpflichtend implantierter Chip im Kopf sein wird hängt von der prognostizierten Zukunftssituation ab (die wir natürlich durch unser Verhalten heute entscheidend mit beeinflussen!). Aber wir werden vernetzt sein mit der Welt. Wikipedia und Google sind schon jetzt ständige Begleiter, private und öffentliche Kommunikation via Messenger, Forum oder Network sind die Post-Its der jungen Generation und Tools wie GoogleMaps, Chefkoch.de, Kamera und mobiler Büroarbeitsplatz nötig, um den Alltag zu gestalten.
Das Abschalten (Wer erinnert sich noch an Peter Lustig?) wird immer seltener, weil man dann ja nicht mehr ereichbar ist und keinen Zugriff mehr hat. Dafür opfern wir mitunter Freizeit, Erholung, Stille und im Sinne der Datenschutzdebatte ggf. sogar Freiheit und Privatheit. Also sollten wir uns fragen: Wie wollen wir in Zukunft leben?
In meinem Artikel „virtuelle Heimat“ in Zeitgeist2 habe ich dargestellt, dass das traditionelle Heimatgefühl in unserer Zeit oft verloren geht und wir uns alternative soziale Rahmen aufbauen, um diesen Schutzraum digital nachzuempfinden. So können wir die virtuelle Vernetzung positiv nutzen, um die Veränderungen der globalisierten Gesellschaft aufzufangen. Ein spannendes Beispiel, wie dadurch sogar physische Gemeinschaft gestärkt werden kann ist die „Social Street“ mit vielen Nachahmern in Italien und der Schweiz.
Und Gott? Die geistliche Komponente eines ganzheitlichen Lebens ist ja weder nur physisch, noch rein virtuell, sondern primär spirituell erfahrbar. Und damit bietet Religion ein immer erreichbares Netzwerk, das die beiden anderen Realitätsebenen umfasst und übersteigt. Gottesdienst können wir in einer Kirche feiern, aber Gebet endet nicht, wenn wir allein auf der einsamen Insel sitzen. Online-Portale helfen uns Gottes Wort zu verstehen, aber auch im Wald ist sein Reden wahrnehmbar.
Wir können uns also daran erinnern, ab und zu mal abzuschalten, um zur Ruhe zu kommen. Wir können in den Online-Phasen bewusst gestalten, wie viel Zeit wir mit nahen und entfernten Menschen verbringen. Und wir können uns geistlich auf Gott einlassen, egal in welcher Phase wir uns gerade befinden.
„Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir.“ (Psalm 139,5)
Gott befasst sich mit uns. Er ist erreichbar. Im Urlaub und im Alltag. Wie das praktisch aussehen kann, darüber rede ich gerne in Schulungen und Seminaren. Und die Erfahrungen mache ich gerne in ganz unterschiedlichen Gottesdiensten. Meist offline, aber prinzipiell auch online. Jesus hat soziale Netzwerke gegründet und ganzheitliche Gemeinschaft gelebt (dazu ein andermal mehr). Das sollten wir auch tun, wenn unser ganzes Leben Gottesdienst sein will. Online und offline – crossmedial.