„Beim Tanzen führt der Mann, egal, wie das sonst bei euch zu Hause ausschaut!“
Das erzähle ich bei meinen Tanz-Freizeiten immer.
Denn wenn der Mann bei Walzer und ChaChaCha die Kontrolle hat, kann die Frau sich ganz darauf einlassen, sich zu präsentieren, schön zu drehen und (im vorgegebenen Rahmen) ausgelassen die Musik zu interpretieren.
Die Frau muss dafür lernen, Kontrolle abzugeben, die Führung des Partners zu „lesen“ und sich einem anderen Menschen anzuvertrauen. Auch, wenn sie meint, besser zu wissen, was grad dran wäre oder der Mann nicht so taktsicher ist. Der Mann hat allerdings auch eine schwierige Aufgabe. Er muss seine eigenen Füße koordinieren und gleichzeitig immer etwas vorausdenken. Er hört auf die Musik, überblickt die Raumposition und interpretiert mit den gemeinsamen Figuren das Lied. Er sorgt im Optimalfall dafür, dass das Paar seine Stärken umsetzen kann und die Schwächen elegant überspielt werden. Und er sorgt (wenn alles klappt) dafür, dass die Frau eine gute Figur macht.
Nicht mit eiserner Hand, sondern mit zärtlichen Impulsen, die die Frau in die Lage versetzen, selber ihre Schritte so zu setzen, wie es in der Situation passt. Da gehören dann auch Solo-Teile und Improvisationen dazu, in der die Führung zur Freiheit führt. Und dennoch behält der Mann das Gesamtbild im Auge und leitet so durch das ganze Lied.
Gerade war ich bei einem Trainingslager, bei dem ich Lindy Hop tanzen gelernt habe. Auch bei diesem entspannt-lockeren Swing-Tanz der 30er-Jahre wird geführt. Allerdings nicht unbedingt immer vom Mann. Ähnlich wie im argentinischen Tango redet man vom „Leader“ und „Follower“, also die führende und die folgende Person. So hatte ich die Gelegenheit, mich führen zu lassen. Und ich hab gemerkt, dass es gar nicht so einfach ist, die eigene Planung auszuschalten und sich darauf einzulassen, was der andere macht. In dem Fall war es der Tanzlehrer, der wirklich gut führen konnte und das Lied deutlich besser interpretieren konnte als ich Lindy-Hop-Anfänger. So hab ich mich darauf eingelassen und festgestellt, dass es funktioniert. Ich hab nicht nur für meine eigenen Führungspositionen gelernt, wie ich die passenden Impulse für Drehungen, Platzwechsel und Akrobatiken setze, sondern die Erfahrung gemacht, dass Vertrauen in einen „Leader“ durchaus entspannend sein kann.
Als Theologe kenne ich das Konzept. Gott ist der perfekte Tanzpartner. Er führt uns, ist dabei perfekt taktsicher und überblickt das Lied so gut, dass er uns optimal anleiten kann. Er gönnt uns auch Soloteile und liebt es, unsere Improvisation in seinen Tanzstil einzubauen. Er freut sich, an unserer Freiheit und lässt uns doch nie aus seiner Hand fallen. So können wir wilde Tanzakrobatiken und romantische Kuschelschritte mit ihm wagen und wissen uns gut aufgehoben.
Für eine Frau ist Gott in der Hinsicht sicherlich der Traum-Partner, dem sie gut folgen kann. Und für einen Mann ist es die Gelegenheit, auch mal die Fürungsrolle abgeben zu dürfen und sich vertrauensvoll zurückzulehnen.
Ich kann jedem nur empfehlen, sich darauf einzulassen. Vor allem im geistlichen Leben. Versuch da zu führen, wo du dich auskennst und überlasse die Führung einem starken „Leader“, wo du nicht alles überblicken kannst. Du verlierst keine Freiheit, sondern gewinnst Sicherheit in der du weiterhin deinen eigenen Stil einbringen kannst.
Und: Tanz mal wieder, das ist immer ein guter Rat 🙂