Heute stelle ich euch eine Methode zur spirituellen Medienrezeption als Kleingruppe vor.
Seit einigen Wochen treffen wir uns mit ein paar Freunden zu einem regelmäßigen Filmabend. Alle 14 Tage schauen wir eine Folge der Netflix-Serie „Black Mirror“ in einem christlichen Kontext. Das heißt, wir sehen die Episode, reden über unsere Gedanken dazu und fragen Gott nach seinen Ideen. Die Mischung aus medienwissenschaftlichem und geistlichem Zugang macht die tiefen Einzel-Episoden besonders spannend. Konkret schaut das folgendermaßen aus:
- Einstiegsfrage
Thema persönlich anreißen - Folge sehen
Ohne viele Kommentare - Offener Austausch:
Was hast du gesehen?
Wie geht es dir damit?
Wo hast du ähnliches schon mal erlebt? - Gebetsgemeinschaft
Sag Gott, was dich bewegt und lass dich von ihm bewegen!
So ein Abend dauert etwa 3h, die kurzweilig vergehen und hinterlässt mich meist mit spannenden Gedanken, die mich durch die Woche begleiten. Die persönliche Einstiegsfrage gibt allen die Möglichkeit, sich persönlich auf das Thema einzustellen und etwas aus dem eigenen Leben zu teilen. Der offene Austausch fängt ganz trivial mit einer inhaltlichen Nacherzählung der Folge an, führt dann meist in diverse Exkurse und tiefe theologisch-philosophische Fragen. Die Gebetszeit beginnt mit eigenen freien Worten, umfasst eine längere Zeit, in der wir still sind und auf Gott hören (und ggf Eindrücke teilen) und endet mit einem Vater Unser. Nach diesem dichten Abend, finde die die alten Worte Jesu besonders tiefgründig, weil sie oft auf die Thematik des Abends gedeutet eine ganz individuelle Aussage bekommen.
Geplant ist es, bis nächsten Sommer alle 22 Folgen der Serie durchzusehen und hier jeweils einen kurzen Absatz über unsere geistlichen Wahrnehmungen zu schreiben. Die Inhaltsangaben finden sich auf Wikipedia und anderen Portalen, daher soll hier ein Link reichen. Wer das Konzept kopieren möchte, kann natürlich auch andere Serien (Star Trek Discovery, Rick & Morty, Westworld, Wasauchimmereuchgefällt) nutzen, um miteinander den Inhalt tiefer zu erleben. Ich glaube allerdings, dass Black Mirror durch die vielseitigen gesellschaftlichen Themen und die in sich geschlossenen Folgen gut geeignet ist.
Ich fiolge der kontinuierlichen Zählung von Wikipedia:
Folge 1: Der Wille des Volkes
Wie stark beeinflussen soziale Medien deine Entscheidungen?
- Wir sind uns bewusst, dass Medien manipulative Macht haben, aber oft nicht, wie stark sie ist. Das wird mit der Zeit eher noch stärker.
- Impuls: Was verborgen ist, soll ans Licht kommen. Vor Menschen ist das nicht einfach, wenn Gott gut ist, muss das keine Angst machen.
- Wir brauchen Prinzipien, um in herausfordernden Situationen weise entscheiden zu können statt nach öffentlicher Akzeptanz zu gieren.
- Zusage: Du bist ein geliebtes Kind Gottes, ganz egal, was du tust. Dieses Bewusstsein kann helfen, auch gegen Widerstände zur eigenen Einstellung zu stehen und mit Rückgrat durchs Leben zu gehen.
Folge 2: Das Leben als Spiel
Was hast du schon in Onlinespiele investiert?
- Es ist gut, sich für andere aufzuopfern, solange man weiß, wofür man sich einsetzt. Manchem Kaufanreiz sollte man besser widerstehen!
- Womit ich mich berieseln lasse, das prägt meine GEdanken und Handlungen. Gut, wenn wir das eigenständig entscheiden können!
- Gott ist wie ein Versandhandel mit unendlich großer Auswahl. Du musst nur das richtige bestellen. Der Heilige Geist ist in dem Bild eine Kaufberatung, was für unsere Situation hilfreich sein kann.
- selbstkritische Frage: Was ist meine Show? Wo wollte ich die Welt verändern und bin ein Teil des Systems ohne eigenes Feuer geworden?
Folge 3: Das transparente Ich
Erinnere dich an eine besondere Situation der letzten Jahre. Was ist dir ganz klar vor Augen? Was nur noch schemenhaft? Wo bist du froh, dich nicht mehr (genau) zu erinnern?
- Bei einigen Kindheitstraumata ist es gut, dass man keine Details mehr kennt oder sogar ganz vergessen kann. Nicht immer bringt eine Aufarbeitung wirklich mehr Frieden.
- Es ist erschreckend, welches Missbrauchspotential besteht, wenn alle Privatgespräche und jeder Blick getrackt werden. Was darf der Chef, die Polizei, ein Sicherheitssystem kennen und nutzen? Was teilt man mit Freunden oder dem/der Partner:in? Führt das zu mehr Ehrlichkeit oder zu unauthentischem Leben?
- Gott sieht alles, was wir tun und denken (Psalm 139), aber dieses Privileg sollte kein Mensch haben.
- Bei allen technischen Möglichkeiten, etwas zu wissen, darf das gegenseitige Vertrauen nicht verloren gehen.
Folge 4: Wiedergänger
Hast du schonmal einen wichtigen Menschen verloren? Wie erinnerst du dich bzw was würdest du tun, um die Erinnerung wachzuhalten?
- Gemeinsame Unternehmungen, Erlebnisse nacherleben & alte Fotos/Filme betrachten, hält jemanden „am Leben“
- Es ist auch wichtig, jemanden loszulassen, der nicht mehr da ist. Wer klammert, bleibt selber stehen. Wer loslässt, kann weiterkommen.
- Ist nicht Jesus auch gestorben und wieder lebendig aufgetreten? Er hat seinen Freunden die Möglichkeit gegeben, die neue Situation zu verstehen und sich einzulassen, war dann aber wirklich weg.
- Wenn wir beten, dann „reden“ wir mit Gott, bekommen ggf sogar Antwort, das ist nicht weit weg von dem Algorithmus im Film.
- Gott ist unser Schöpfer, wir sind Schöpfer von KI/Maschinen/Systemen. Welche Rechte haben wir dann? Wie werden sie uns erleben? Als allmächtigen udn liebevollen Schöpfer oder als kriegerischen Rachegott, der gerade alles zerstört?
- Was ist Leben? Was ist Tod? Kann ein Roboter eine Seele/ein Ego haben? Kann er sich eigenständig weiterentwickeln und wie viel Freiheit geben wir einer Kopie eines realen Menschen?
- Wem gehören solche Daten? Wer darf entscheiden, dass/ob ein digitales Duplikat erstellt wird, wenn alle Daten digital verfügbar sind?
- Impuls: Wir sollten viel Kleinteiliger ein digitales Testament verfassen und uns zu solchen Themen äußern! Was soll mit unseren digitalen Datenspuren geschehen? löschen? einfrieren? weiterspinnen?
- „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden“ (Psalm 90) bedeutet: Es ist wichtig, dass wir sterblich sind und uns dessen bewusst sind. Wie wir mit dem eigenen Ende umgehen, ist damit nicht final gesagt, aber wir können versuchen, aus Gottes Sicht darauf zu schauen, um wise zu entscheiden!