Digitales Afterlife dank „Upload“ (Serie)

Aktuell gibt es unglaublich viele aktuelle Filme und Serien, die das Thema Digitalisierung, VR und gesellschaftliche Folgen thematisieren. Diese Woche habe ich auf Amazon Prime die locker-spaßige Familienkomödie „Upload“ gesehen und kann aus medientheologischer Sicht die Serie weiterstgehend empfehlen.

Es geht um „Heaven“, eine VR in die man sich hochladen kann, kurz bevor man stirbt, um dort „ewig leben“ zu können. Je nach Budget im Design eines Sanatoriums oder eines Wellness-Hotels. Die Uploads können eigenständig handeln, miteinander interagieren oder sogar per Video-Telefon mit lebendigen Menschen im Gespräch sein – solange ein Hinterbliebener die monatliche Rechnung bezahlt. Die religiöse Vorstellung, seine Liebsten wiederzusehen und wieder vereint zu sein scheint so also erfüllt, wobei diese himmlishce VR weit weg vom Paradies ist. Auf der einen Seite ist es ein begrenzter Rahmen in dem die Avatare handeln, auf der anderen Seite sind sie komplett abhängig von einer Firma, die ihnen jederzeit den Stecker ziehen oder sie herabstufen kann. Und dass sich in der Serie ein Upload in eine Servicetechnikerin verliebt – während unklar ist, ob er ermordet oder bewusst ins digitale Nirvana verschoben wurde, – zeigt, wie stark es dort auch „menschelt“. Gott oder eine höhere Instanz, die Gerechtigkeit schafft oder ewige Glückseligkeit gibt es nicht. So bleibt dieser filmische Himmel ein irdisch Ding. Immerhin wird ein Mann gezeigt, der bewusst „sterben“ möchte (statt sich uploaden zu lassen), um lieber im religiösen Himmel (an den sonst keiner mehr glaubt) mit seiner verstorbenen Frau vereint zu sein als in der VR auf seine noch lebende Tochter zu warten. Gezeigt wird also eine rational atheistische Welt in der religiöse Menschen eher belächelt werden. Spannend aber, dass so viele religiöse Aspekte (Kapelle, Beerdigung, Himmel & Hölle, Engel, Auferstehung, Gebete, Ablass, Versuchung) genutzt werden, weil man sich das Leben nach dem Tod scheinbar doch nicht ohne diese Bilder vorstellen kann.

Die 10x 30min hat man schnell durchgeschaut. Lockere Gags unterhalten gut, die Kapitalismuskritik trifft, auch wenn die dargestellten Sicherheitsprozesse eines MultimillionenDollar-Unternehmens nicht recht überzeugen wollen. Vom Spannungsbogen scheint die erste Steffel eher eine lange Exposition zu sein, die Charaktäre einführt und Probleme aufzeigt, diese leider am Ende aber nicht auflöst. Von daher war ich 5 Stunden lang gefesselt und am Ende enttäuscht. Ob oder wann eine zweite Staffel in Planung ist, ist noch offen (Prognosen erwarten sie Ende 2021). Wünschen würde ich es mir, um die losen Enden in meinem Kopf zu einem Abschluss zu bringen und aus der Wartestarre aufzuwachen. Und für zukünftige Staffeln bzw andere Serien würde ich mir wünschen, dass sie gerne mit dem Ausblick auf Folgestaffeln enden, aber zentrale Fragen der Erzähllogik der Staffel zum Abschluss führen (sehr gut hat das z.B. „Westworld“ St2 gelöst, „Dark“ St2 war fast schon zu extrem finde ich!). Denn jede ungeklärte Frage lässt frustrierte Zuschauer zurück und erschwert es, sich auf die neue Staffel einzulassen. Das würde mich auf lange Sicht dazu bringen, solche Serien komplett zu meiden.


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