Schlagwort-Archive: Gottesdienst

Wie funktionieren Hybride Gottesdienste?

Bei einem Gottesdienst treffen sich Menschen in einer Kirche und werden von Theologen bepredigt, von Musikern zum Singen animiert und von Liturgen durch den Gottesdienst geleitet. Das kann inhaltlich und musikalisch ganz unterschiedlich aussehen, lebt aber oft von der Begegnung im gleichen Raum.

Durch die Kontaktsperren haben viele Gemeinde statt der Treffen vor Ort auf Online-Formate umgestellt. Einige haben die Zelebranten in leeren Kirchen abgefilmt, andere bunte und vielfältige Impulsformate vorproduziert, die da Thema des jeweiligen Sonntags medial passend umgesetzt haben. Der kreativität sind dabei kaum Grenzen gesetzt, aber oft bleibt es bei einer Einbahnstraße. Die Gemeinde sendet und die Teilnehmer schauen zu. Interaktionselemente (Gebetsanliegen, Dialogpredigt, Umfragen, …) sind eher bei digitalen Live-Gottesdiensten möglich, die dafür meist nur einen Ort zeigen.

Wenn jetzt Versammlungen in Gotteshäusern unter bestimmten Auflagen wieder stattfinden können, stellt sich vielerorts die Frage, wie man weitermacht. Gerade die Gemeinden, die online 10-20x so viele Menschen erreicht haben als vorher offline wollen diese Menschen nicht einfach im Stich lassen, wenn sie zurück in die Gebäude gehen. Auch für Risikogruppen ist mitunter eine Feier vor Ort momentan noch nicht angesagt, was bei reinen Offline-Veranstaltugnen einem Ausschluss gleich kommen würde. Man kann also überlegen, einen minimalistischen Gottesdienst (nur 30 min, kein Gesang vor Ort, keine Kontakte, Hyginekonzept) in der Kirche zu feiern und zentrale geistliche Elemente auch nochmal für eine Onlinezielgruppe als Kurzclips zu produzieren. Das können kurze Liveaufnahmen sein oder Aufnahmen an neutralen Orten, wie man es als Onlineformat bereits eingeführt hat.

Oder man kann Gottesdienste feiern, die eine Gemeinschaft aus Menschen im Kirchgebäude und Menschen vor den Monitoren bildet und so hybrid und gleichzeitig Menschen zusammenbringt. Für so eine Gemeinschaft ist es wichtig, sich gegensitig wahrzunehmen, bestimmte Beteiligungsmöglichkeiten zu schaffen und beiden Gruppen das Gefühl zu geben, „echter Teil der Gemeinde“ zu sein. Das bedeutet, dass eine Begrüßung sowohl die Menschen vor Ort als auch die Online-Teilnehmer (direkt in die Kamera reden!) ansprechen muss, dass die Predigt sowohl in den Raum gesprochen wird, aber auch immer wieder direkt in eine Kamera (die optimalerweise so steht, dass man beide Gruppen gleichzeitig im Blick haben kann) gerichtet ist und dass die Menschen im Raum mitbekommen, wie viele Leute online dabei sind (ggf sogar wer) udn die Leute im Stream die Gemeinde vor Ort wahrnehmen (Kameraschwenk durch die Bänke, aber auch Offscreen-Plätze schaffen, falls jemand nciht im Bild auftauchen möchte!).

Ein Beispiel, wo so ein Interaktiver Hybrid-Gottesdienst mit Livestream und Dialogpredigt umgesetzt wird, ist der Checkpoint Jesus in Erfurt.

Ein weiteres Beispiel ist der Einführungs-Gottesdienst von Superintendentin Rosenthal im Kirchenkreis Arnstadt-Ilmenau am Pfingstmontag, der von der OnlineKirche in Zusammenarbeit mit zahlreichen Akteuren umgesetzt wird. Hier sind über den Hybrid-Charakter hinaus auch noch zwei Gottesdienst-Orte liturgisch vernetzt.

Was kennst du für Beispiele? Ich freue mich über inspirierende Arten, aktuell passend Gottesdienst zu feiern!

Geistliches Liedgut im Radiovergleich

Erik Flügges „Kirchenaustritte: Thesen für eine stabilere Kirche“ (20. Juli 2019, primär der vorletzte Absatz) motiviert mich, einen Vergleich christlicher Musik mit der Radiolandschaft zu posten, den ich schon länger im Kopf habe:

Wenn in der Kirche Lieder gesunden werden, geht es darum, Gott die Ehre zu geben und sich als Gemeinschaft der Glaubenden gegenseitig zu bestärken. Das gemeinsame Singen bringt zusammen, die durch Wiederholung ins Herz rutschenden Texte bilden auch in Wüstenzeiten einen Anker an geistlichen Grundwahrheiten und Gottesdienste werden interaktiver wahrgenommen (Ich-bin-beteiligt-Erfahrung). Doch oft scheiden sich am Musikgeschmack die Geister.

Klassische Landeskirchen bauen auf einem Liederbuch auf, das die Hochkultur der letzten Jahrhunderte konserviert. Wertvolle Lieder, die oft stilecht mit der Orgel begleitet werden. Luther würde sich vermutlich im Grab umdrehen, wenn er wüsste, dass wir immer noch  eine Lieder singen, hatte er doch damals Tavernenmelodien umgedichtet, um nah am Volk zu sein. Gleichzeitig sind diese Lieder eine Art Best-Of, die sich über Generationen bewährt haben, weil sie Halt geben und in Krisen tragen.
Als Innovation wurde in den 70ern das moderne geistliche Liedgut entwickelt, dass ähnlich wie die Werke Luthers und Bachs konserviert wurde und daher für heutige Ohren auch nicht mehr wirklich neu klingt.
Bei Gospel und Taize-Gesängen kommt ein wenig Schwung auf, Kinderlieder bringen (erzwungene) Bewegung in den Gottesdienst, insgesamt bleibt es aber eine ernste und gesetzte Veranstaltung.

Junge Gemeinden und Freikirchen sind oft offener für moderne Lobpreismusik, die vom Songwriting her zumindest richtung 90er Jahre geht. Tatsächlich gelten viele der Lieder erst 20 Jahren als etabliert, wenn sie musikalisch eigentlich schon fast als Retro gelten könnten. Klassiker der deutschen Lobpreiskultur findet man in „Feiert Jesus“ Liederbüchern, gleichnamigen CDs oder ähnlichen Reihen. Hier den Überblick zu behalten ist allerdings schwierig und was für die eine Gemeinde aktuelle Hits sind, wird anderswo bereits als veraltet und uncool wahrgenommen. Für manche sind nur internationale Originale (Hillsong, Vineyard, Bethel Music, Rend Collective, …) wirklich hip, die möglichst exakt gecovert und mit Bandbesetzung inszeniert werden. Andere Gemeinden kopieren zwar die Musik, verpflichten sich aber zu deutschen Übersetzungen, die nicht selten unsingbar oder alternativ inhaltlich weit weg vom Original sind. Zudem kursieren von einigen Songs mehrere deutsche Versionen, weil Pioniergemeinden manchmal schneller übersetzen als Standardisierungsprozesse es verbreiten können.
Diese Lieder haben noch keine jahrhundertelange Wirkungsgeschichte, sprechen aber musikalisch in die Jetztzeit hinein. Entsprechend stark ist die emotionale Beziehung, die (junge) Menschen zu den Melodien aufbauen. Ob die Texte dieser Bindung gerecht werden, müsste man im Einzelfall analysieren, was ggf zu wenig geschieht, wenn man sich bewusst macht, dass Lobpreis viele Gottesdienstbesucher stärker prägt als die sauber formulierte Predigt.

Von Musikern und Künstlern schließlich wird Contemporary Worship oft dafür kritisiert, musikalisch zu anspruchslos, zu flach zu schlagerartig-vorhersehbar zu sein. Klar, jeder soll schnell mitsingen können, der Song soll in kleinen Gruppen und im Stadion funktionieren und am besten mit Wandergitarre oder großer Band gut klingen. Aber so wie der Musikmarkt sich ausdifferenziert, brauchen wir auch unterschiedliche moderne Stilrichtungen, um nah dran an den Menschen zu sein. Und wer lange genug sucht, findet das auch: Da gibt es jazzigere Interpretationen, Sambarhythmen, Techno-Worship, Swing- und Punk-Varianten Gott zu loben. Zwischen Filmorchester und HeavyMetal ist jede Stilrichtung auch im „post-modernen geistlichen Liedgut“ vertreten. Nur in den Gottesdiensten trauen sich viele Gemeinden nicht so ganz, mit innovativen Formen zu experimentieren. Zum einen, weil es mit Amateurmusikern nicht so einfach ist, eine wirklich hochwertige Umsetzung zu garaniteren, zum anderen, weil extremere Stilrichtungen stärker binden aber auch stärker abstoßen. Der klassische Klavier-und-Gitarre-mit-Cajon-lastige Lobpreisstil bringt wohl die meisten Generationen zusammen, wenn er auch für viele nur halbwegs passend ist.

Diese Erkenntnis hat mich schon vor einigen Jahren zu einem Vergleich gebracht, warum es gut ist, unterschiedliche Musikstile in christlichen Gottesdiensten zu fördern. Ich habe damals in Hessen gelebt und bin in den 90ern mit einer öffnetlich rechtlichen Radiolandschaft von vier Sendern aufgewachsen:

  • HR1 für gediegene Infos, Sport, niveauvolle aber massentaugliche Musik der letzten 50 Jahre.
  • HR2 für Klassik und niveauvolle Bildung, die wertvoll ist, aber oft eher sperrig wirkt.
  • HR3 als locker flockige moderne Unterhaltung mit viel Chartmusik und nebenbei eingestreuten Infos.
  • HR4 für Schlager- und Heimatfreunde mit harmonischen Wohlfühlklängen aus der „guten alten Zeit“ zur Selbstvergewisserung.

Ähnliche Aufteilungen gab es vermutlich in den meisten Regionen. In diesem Schema sind vermutlich die meisten landeskirchlichen Gottesdienste eher im HR2-Spektrum anzusiedeln, Kirchentagsbewegungen und Gemeindefeste tendieren eher zu HR4, moderne Landeskirchen und klassische Freikirchen eher zu HR1 und die innovativen Jugendbewegungen zu HR3. (Ich will damit niemandem zu nahe treten, jeder möge sich im Zweifel selber einordnen!)
Für die, denen das Spektrum insgesamt zu eng wurde, gab es das Privatradio FFH (die charismatischen Gemeinden?), das Radio der US-Streitkräfte AFN (internationale Missionsgemeinden?) oder das lokale Bürgerradio RUM (Teestubenbewegung?).
Gefühlt mitte der 90er Jahre startete ein weiterer ÖR Jugendsender für die, denen selbst HR3 zu konservativ war. Weitere Privatradios, neue Infokanäle und digitale Streamingdienste, die das Radiohören stark individualisiert haben kamen dazu. Heute lässt man sich meist das persönliche Musikprogramm gespickt mit den Lieblingspodcasts als Infoquelle vone inem Algorithmus zusammenstellen.

Ähnliches erleben wir auch im geistlichen Spektrum. Gerade im städtischen Bereich sucht man seinen Gottesdienst nicht mehr nach Denomination oder theologischen Positionen, sondern nach Uhrzeit und Musikstil aus. Mitunter ist auch ChurchHopping passend, wenn man sich nicht festlegen will und zwischendurch streamt man sich internationale Lobpreismusik auf die Couch. Einige besonders hippe Gemeinden werden mittlerweile nicht mehr um Starprediger, sondern um besondere Lobpreis-Pastoren gebildet. Insgesamt haben wir als Christenheit so die Möglichkeit, viele Menschen da abzuholen, wo sie stehen, haben aber gleichzeitig die Herausforderung, dass wir Menschen den Wert von genreübergreifender Gemeinschaft ganz neu vermitteln müssen. Es geht eben nicht nur darum, die für mich perfekt abgestimmte Musik zu finden, sondern darum, sich darauf einzulassen, am Fremden zu wachsen und die horizonterweiternde Begegnung über die reine Selbstverwirklichung zu stellen.

An der Stelle versagen viele Landeskirchen im Übersetzungsprozess, die beim Stadtfest den Posaunenkreis antreten lassen genauso wie Freikirchen, die das Worshipteam unmoderiert auf die Marktplatzbühne schicken.
Gute Ansätze sind christliche Musiker, die technisch so gut sind, dass sie im Jazzkeller jammen, beim Sommerfest Charthits covern und zwischendurch selbstgeschriebene Songs mit tiefgängigem aber anschlussfähigem Text darbieten. So kann Kirche mit hoher zeitgemäßer Kultur überzeugen und zum Gottesdienst einladen, wo solche Musiker aus geistlichen Liedern aller Zeiten individuell passende Kunstwerke zur Ehre Gottes machen. Da darf die Orgel, das Schlagzeug und der Synthesizer gemeinsam mit Klavier und E-Gitarre oder Bongo und Querflöte erklingen und das Xylophon mit der Melodika und dem Akkordeon zwischen den Radiosendern und den individuellen Erfahrungswelten der Gemeindeglieder switchen. Wenn das gut gemacht, kreativ-liebevoll und mit geistlichem Blick einen Gottesdienst rahmt, wird er vielleicht einen ähnlichen Effekt haben, den Bachs Choräle und Luthers Tavernenlieder in ihrer Zeit hatten.

BTW, um nochmal auf Flügge einzugehen: Ich glaube, es braucht dann gar keine Liederbücher mehr, sondern digital vernetzte Liederdatenbanken und juristisch sowie pragmatisch geregelte flexible Anzeigemöglichkeiten. Egal ob das Monitore, Leinwände, Tablets oder Liedzettel sind.

Pub Theology – Buchrezension

Vor kurzem hab ich ein Buch gelesen, das ich schon länger im Schrank stehen hatte. Und es scheint aktuell sehr gut in meine gedankliche Situation zu passen: Bryan Berghoef – Pub Theology.

pubtheologyEin amerikanischer Pfarrer aus streng reformierter Tradition beschreibt darin seinen Glaubensweg von einem dogmengläubigen Mitläufer über die Öffnung für andere Christen im Studium bis zu einer grundsätzlichen Offenheit, alle Menschen in Glaubensfragen komplett stehenzulassen.
Das ist auch gleich der Punkt, wo er mir etwas zu weit geht. Er vertritt einen sehr universalistischen Ansatz (auf James Fowler: „Stages of Faith“, NewYork 1995 aufbauend), der alle philosophischen Quellen gleichwertig betrachtet. Ich bin ja auch sehr offen dafür, von unterschiedlichen spirituellen Strömungen zu lernen und verschiedene Welterklärungsmuster stehen zu lassen. Aber ich bleibe dabei (aktuell) etwas tiefer in der christlichen Tradition verwurzelt, weil sie als Gottesoffenbarung für mich eigentlich nur dann Sinn macht, wenn man ihr einen gewissen Gültigkeitsanspruch zuspricht. Bei aller berechtigter Kritik an Gegebenheiten der Kirchengeschichte und aller Offenheit für andere Methoden.

Bis auf diese für meinen Geschmack etwas zu starke Öffnung nach allen Seiten finde ich das Buch als Ganzes allerdings sehr spannend und hilfreich, um über die aktuelle Gemeindesituation nachzudenken. Die Grundlage, dass man keine Dogmen auswendig lernen sollte, sondern sich nur aufgrund eigener Glaubenserfahrung oder –Erkenntnis für eine spirituelle Weltsicht entscheiden kann, ist mir als Baptist ja nicht neu. Ebenso freue ich mich über die Impulse, im Studium auch andere Frömmigkeitsstile kennenzulernen, offen zu sein, sich auszuprobieren, Stärken und Schwächen kennen zu lernen und so das Fundament des eigenen Glaubens zu festigen. Auch das durfte ich über 10 Jahre lang erfahren und finde es gerade in meinem aktuellen Job bei der evangelischen Kirche immer noch spannend, zwischen evangelischen, katholischen und freikirchlichen Events zu pendeln und mit ganz unterschiedlichen Menschen im Gespräch zu sein.

Der Kerngedanke des Buches liegt dann freilich in der Präsentation der „Pub Theology“, eines interreligiös offenen Kneipengesprächskreises, den der reformierte Pfarrer aus Michigan ins Leben gerufen hat. Er sagt, „beer, conversations and God“ sind drei Dinge, die er liebt und die er deshalb zusammen bringen wollte. Also fand er eine lokale Kleinbrauerei, die ihm jeden Donnerstag einen Tisch reservierte und lud Menschen aus Gemeinden und Freidenkerclubs ein, mit ihm zu diskutieren. Er sagt, er möchte Menschen nicht missionieren, bekehren oder belehren, sondern offen und auf Augenhöhe mit ihnen ins Gespräch kommen. Er bereitet zwar Startup-Fragen für jeden Abend vor, aber nur, um ein Gespräch anzukurbeln und nicht mit einem bestimmten Ziel oder Ergebnis verbunden. Diese Offenheit ist für ihn der Schlüssel, warum sich Skeptiker und auch von Kirche enttäuschte Christen bei diesen Abenden so wohl fühlen. Für Atheisten ist es eine Möglichkeit, Vorurteile gegenüber vermeintlich „naiven Christen“ abzubauen. Christen aus traditionellen Gemeinden finden hier die Offenheit, kritische Fragen zu stellen statt sich vom Glauben abzuwenden.

Genau diese Offenheit fehlt heute vielen Gemeinden. Es gibt konservative Kreise, wo man schon schief angeschaut wird, wenn man skeptische Gedanken überhaupt zulässt und liberale Gemeinden, in denen klar ist, dass jeder Denken und Glauben kann, was er möchte. Beides ist als Extremform meiner Ansicht nach nicht zielführend. Aber offen und ehrlich über alle Themen zu reden, alle Denkrichtungen ernst zu nehmen und dennoch auch eine eigene Meinung zu vertreten, ist eine Kunst, die ich nicht allzu oft antreffe. Ich kenne solche Situationen allerdings von meiner Arbeit an diversen Cocktailbars. Wenn man nach Mitternacht mit Menschen ins Gespräch kommt, die ihren dritten Cocktail bestellen und sie herausfinden, dass man neben der Arbeit als Barkeeper auch Theologe ist, kommen sehr schnell zentrale Glaubensfragen auf. Oft von Menschen, die sonst niemanden kennen, mit dem sie über solche Themen reden können.
Warum also nicht gleich einen offenen Gesprächskreis ins Leben rufen, der philosophische Gespräche auf Augenhöhe und ohne vorgefasstes Ergebnis anbietet? Und ob das dann beim Kaffee, Bier oder Cocktail passt, darf man individuell entscheiden. Ein solcher Treffpunkt und so eine offene Einstellung würden jeder (größeren) Gemeinde gut tun. Das könnte den Glauben der eigenen Mitglieder festigen und Skeptiker für christliche Gemeinschaft interessieren.

In diesem Sinne, auf viele gute Gespräche, Prost!

 

Hinweis: Ich habe "Pub Theology" von 2012 (162 Seiten) gelesen.

Mittlerweile gibt es eine Neuauflage "Pub theology 101" als E-book von 2013, die fast doppelt so viele Seiten hat. Ob da mehr drinsteht oder der Inhalt aktueller ist, kann ich nicht sagen.

Wer Bücher kauft, darf gerne den lokalen Buchhandel unterstützen :-)

 

Sauna vs. Gottesdienst

Ich mag Gottesdiesnt und ich mag Sauna. Wer mit einem davon nicht so vertraut ist, darf gerne mal jemanden fragen, der sich damit auskennt und es ausprobieren 🙂

Im Laufe der letzten Jahre bin ich immer wieder Bekannten aus der Gemeinde in diversen Saunen begegnet. In zahlreichen Gesprächen kam dabei immer wieder zur Sprache, dass die Sauna durchaus ein Ort sein kann, der Entspannung, eine Auszeit vom Alltag und ein Ort der Reflexion, der Ruhe, der Erbauung und neuer Ideen/Energiequelle ist. Also eine Funktion, die auch ein guter  Gottesdienst erfüllt: Im Gottesdienst nehme ich mir bewusst Zeit, um aus dem hektischen Alltag auszubrechen, zur Ruhe zu kommen, das Heilige zu feiern und durch Selbstreflexion sowie geistlichen Input neue Impulse zu bekommen.
Natürlich kann man durch einen langweiligen Gottesdienst enttäuscht werden und auch eine zu kühle Saunalandschaft bietet nicht automatisch das perfekte Erlebnis, aber das Ziel ist zumeist ähnlich.

Wie läuft ein Sauna-Besuch ab?
Man betritt einen besonders hergerichteten Ort. Meist ruhig gelegen mit minimalistischer Dekoration, damit wenig vom eigentlichen ablenkt. Prinzipiell könnte es überall sein, aber wir bauen spezielle Räume, die durch Fliesen und Holzbänke besonders dafür ausgestattet sind, dass man mit viel Wasser in Berührung kommt, um den Körper zu säubern und Verunreinigungen auszuschwitzen.
Für einen Saunabesuch braucht man Zeit und Ruhe. Wer gehetzt durchs Leben geht, kann hier Entspannung finden, muss sich aber darauf einlassen statt immer wieder hektisch auf die Uhr zu schauen und den nächsten Termin vorzubereiten.
Statt Bürokleidung trägt man meist einen flauschigen Bademantel oder wickelt sich ein großes Saunahandtuch um. Es geht nicht um Mode sondern um funktionale und „passende Kleidung“.
Der Saunabesuch selber folgt dann einer typischen Liturgie (die je nach Ort und Zeitumfang angepasst werden kann):

  • Der Körper wird gründlich unter der Dusche gereinigt.
  • Beim Vorschwitzen im halbwarmen Terpedarium oder Dampfbad gewöhnt man sich an die Wärme.
  • Der Aufguss bietet eine besondere Erfahrung. Heißer Dampf mit wohlriechenden Duftstoffen verströhmt eine angenehme Atmosphäre. Je nach lokaler Tradition wird man still und genießt in sich gekehrt oder kommentiert die wohltuenden Wogen des wedelnden Saunameisters.
  • Nach 10-15 Minuten Hitze folgt die Abkühlung. Meist mit Schwallduschen und einem kalten Tauchbad. Je größer die Temperaturdifferenz, desto stärker der Schockeffekt, der die Kreislaufabhärtung erwirkt.
  • Ein Gang im Freigelände oder eine Pause im Ruheraum schließen sich an. Wichtig ist es, dem Körper genug Ruhezeit zu gönnen. Viele schätzen die Gelegenheit, mit anderen Saunagästen ins Gespräch zu kommen. (Anmerkung: Nach Saunameister Sascha B. sollte der Freigang eigentlich vor der Abkühlung stattfinden, um die Atemwege im aufgeheizten Körper abzukühlen. Ich finde es sorum aber meist entspannender…)
  • Um die Körperkerntemperatur wieder abzusenken, folgt ein warmes Fußbad. Dadurch vermeidet man das Nachschwitzen.
  • Typischerweise folgt ein zweiter (und ggf. dritter) Schwitzgang mit Abkühlung, Ruhe und Fußbad. Ein Aufguss kann mit einem Salz-Peeling kombiniert werden, ein anderer mit frischem Obst oder mit einer Honigeinreibung, bevor am Ende wieder eine gründliche Körperreinigung erfolgt.
  • Wer mag, bucht zusätzlich ein Solarium oder eine individuelle Massage.
  • Essen & Trinken gehören für viele zum Saunagang dazu. Auf jeden Fall sollte man genug Wasser trinken. Obst passt auch gut. Schweres Essen und Alkohol nur bedingt.

Ein Saunagang bietet so also einen festen Rahmen, den man natürlich im Einzelfall an die eigenen Bedürfnisse anpassen kann. Man trifft andere Menschen und öffnet sich für neue Gedanken. In Reflexionszeiten und Ruhezeiten kommt man ins Gespräch. Man liest etwas oder hört auf besondere Musik. Und hinterher ist man glücklich und zufrieden und kann den Aufgaben des Alltags wieder fröhlich begegnen, auch wenn man von Nicht-Saunagängern oft für diesen Tick belächelt wird…

Wie läuft ein Gottesdienst-Besuch ab?
Auch hier betritt man einen besonders hergerichteten Ort. Zumindest in protestantischer Tradition ist auch dieser eher zurückhaltend gestaltet.  Prinzipiell könnte ein Gottesdienst überall sein, aber wir bauen spezielle Räume, die durch Optik und Akkustik darauf ausgelegt sind, dass man dem erhaben Göttlichen begegnen kann. Wir reinigen uns innerlich und entledigen uns unseres seelischen Schmutzes.
Auch für einen Kirchbesuch reserviert man sich eine feste Zeit in der der Alltag Pause hat. Viele Menschen tragen besondere Kleidung, Pfarrer oft einen Talar, zumindest ist es „passende Kleidung“.
Der Gottesdienst folgt dann einer typischen Liturgie (die je nach Denomination angepasst werden kann):

  • Ein musikalisches Vorspiel läd (wie das Anfangsduschen) ein, sich zu öffnen und auf den Gotesdienst einzulassen.
  • Im Trinitarisches Votum begrüßen wir Gott und machen uns bewusst in wessen Gegenwart wir sind (Vorschwitzen).
  • Das Eröffnungsgebet und Gemeindelied geben uns Zeit, für uns selber und in bewusster Gemeinschaft vor Gott zu treten (Ruhephasen und Abkühlung)
  • Die Textlesung (1. Schwitzgang) bietet inhaltlich den ersten Input, den man durch weitere gesprochene und gesungene Gebete (Gloria, Kyrie, Halleluja als Abkühlung und Ruhephase) wirken lässt.
  • Ergänzt wird die erste Lesung oft durch eine zweite Lesung und die Predigt (2. und 3. Aufgussgang), die die gelesenen Texte mit einem weiteren Input ergänzt.
  • Das gemeinsame Glaubensbekenntnis verwurzelt uns in unserer Umgebung  (wie der Frischluftgang)
  • Weitere Lieder und Fürbitten stellen uns bewusst in Gemeinschaft (Gespräche in Ruhephasen).
  • Die Kollekte ermöglicht es, konkrete Projekte zu unterstützen (Solarium)
  • Das Abendmahl ergänzt auch eine kulinarisch-haptische Komponente (Obst beim Aufguss), der Gemeindekaffee oder ein gemeinsames Mittagessen stärken die Gemeinschaft.
  • Die Abkündigungen (Fußbad) lässt uns auf Normaltemperatur herunterkühlen, um uns wieder alltagstauglich zu machen.
  • Wer mag, kann ein individuelles Seelsorgegespräch (Massage) vereinbaren, um tiefersitzende mentale Verspannungen zu lösen.
  • Mit dem Vater Unser und Abschlusssegen (Endreinigung) gehen wir von der heiligen Zeit wieder in säkulare Zeit über.

Ein Gottesdienst bietet so also einen festen Rahmen, den man natürlich im Einzelfall an die eigenen Bedürfnisse anpassen kann. Man trifft andere Menschen und öfnet sich für neue Gedanken. In Reflexionszeiten und Ruhezeiten kommt man ins Gespräch. Man liest etwas oder hört auf besondere Musik. Und hinterher ist man glücklich und zufrieden und kann den Aufgaben des Alltags wieder fröhlich begegnen, auch wenn man von Nicht-Gottesdienstgängern oft für diesen Tick belächelt wird…

Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. (Jesus in Mt 11,29)

Am Tisch des Herrn

Gestern war ich Diener am Tisch des Herrn. Das war schön. Gleich zweimal. Das war umso besser.

Erst haben wir Gottesdienst gefeiert und ich war beim Abendmahl für den „Thekendienst“ zuständig. Also das Auffüllen der Kelche zwischen den Kreisen. Als Erklärung: Wir feiern im Christus-Treff donnerstags einmal im Monat das Abendmahl in Kreisform. Je 30-50 Leuten gruppieren sich im Altarraum, bekommen Brot und Saft und einen Segensspruch. Das ganze 3-4 mal, bis jeder dran war. Zwischendurch werden die Becher aufgefüllt und alles ordentlich gehalten. Ein kleiner Dienst im Hintergrund, den ich gerne verrichte.
Nach dem Gottesdienst hatten wir weiter Gemeinschaft bei Getränken und Snacks im gemeindeeigenen Begegnungszentrum Con:Text. Auch da war ich für Essen und Trinken verantwortlich. Zwar eher organisatorisch und weniger ausführend, aber so ergaben sich einige gute Gespräche mit den Leuten vor Ort.

Beides ganz unterschiedliche Formen von Gemeinschaft und beides wichtig.
Geistliche Gemeinschaft entsteht im eher frontalen großen Gottesdienst und im kleineren Abendmahlskreis, wo wir Gottes Liebe spürbar in uns aufnehmen. Und genauso auch in kleinen Gesprächen und Begegnungen bei Nachos und Bier. Denn jeder Ort kann zu Gottes Haus werden, wenn wir ihn feiern und ihn einbeziehen.

Beim Aufräumen hinterher musste ich an Psalm 84 denken, der genau davon spricht: Besser eine kleine Erfahrung in Gottes Nähe als viele große Events ohne ihn. Schön, wenn man das so plastisch erleben kann 🙂

Psalm 84, 2-3+11-13:
Wie lieb sind mir deine Wohnungen, HERR Zebaoth! Meine Seele verlangt und sehnt sich nach den Vorhöfen des HERRN; mein Leib und Seele freuen sich in dem lebendigen Gott. […] Denn ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser als sonst tausend. Ich will lieber die Tür hüten in meines Gottes Hause als wohnen in der Gottlosen Hütten. Denn Gott der HERR ist Sonne und Schild; der HERR gibt Gnade und Ehre. Er wird kein Gutes mangeln lassen den Frommen. HERR Zebaoth, wohl dem Menschen, der sich auf dich verlässt!

Gott – gefällt mir!

Pünktlich zur Buchmesse in Frankfurt ist es erschienen. Das Buch, in dem ich das komplexe Thema meiner Dissertation für normale Menschen aufgeschrieben habe. Natürlich etwas praktischer und ohne langes Methodenkapitel und theologischen Überbau. Lebensnah behandelt es die Frage, wie man Social Media ganz praktisch in der Gemeindearbeit einbinden kann.

Dabei ist Social Media weit gefächert und beinhaltet sowohl die klassischen Medien Facebook, YouTube und Co wie auch crossmediale Ideen für Kinder- Jugend- und Gemeindearbeit. Ideen, wie man ein Stadtfest evangelistisch nutzen kann und rechtliche Fragen zu dem, was meist schon irgendwie gemacht wird bringen so manches Aha-Erlebnis. Dabei bleibt das Buch leicht zu lesen, weil es spielerisch die Geschichte einer (fiktiven) Familie erzählt. Es ist ein Lesebuch mit kleinen Handbucheinschüben (Leseprobe).  Die knapp 100 Seiten kann man bequem an einem verregneten Herbst-Wochenende lesen oder als gemeinsame Gemeindelektüre auf mehrere Wochen aufteilen.

Passend als Geschenk für sich selber, Freunde, (zukünftige) Pastoren/Pfarrer und Gemeinde-Mitarbeiter. So kann man z.B. auch als Mitarbeiter-Präsent zu Weihnachten was unterhaltsames und gleichzeitig informatives verschenken und dazu beitragen, dass Menschen physische und virtuelle Gemeinschaft nicht nur als  Gegensatz, sodnern auch als mögliche Ergänzung wahrnehmen und sich produktiv mit beiden Welten auseinandersetzen 🙂

Und als Ergänzung für Gemeinden, die ganze Sache machen wollen, habe ich eine Seminarreihe konzipiert. Je nach Stand kann sie zwischen einem Abend, einem Wochenende und zehn Wochen Mitarbeiter und Gemeindemitglieder informieren, schulen und ermutigen, sich auf neue Medien einzulassen ohne bisherige Formate vorschnell zu verwerfen.

Dir gefällt das Buch? Schreib gerne eine positive Rezension auf Amazon oder einem anderen Portal. Das ermutigt Leute oft zum Kauf!
Du hast Verbesserungsvorschläge oder Fragen: Schreib mir eine Mail, dann helfe ich dir gerne weiter oder bedenke deine Argumente 🙂