Karsten in Kolumbien

Kolumbien – Erkenntnisse und Begegnungen

Im Februar 2025 bin ich mit einer Gruppe des CVJM Thüringen nach Kolumbien geflogen, um die Grundlagen für den jährlichen Jugendaustausch zu festigen und selbst herauszufinden, was das Land zu bieten hat.

10 Tage lang waren wir als Gruppe unterwegs, haben den YMCA Medellin und den YMCA Quindio besucht und zahlreiche Projekte kennengelernt. Das war faszinierend, herausfordernd und durch den persönlichen Bezug sehr lebensnah.

Im Anschluss bin ich noch 10 Tage weitergereist, habe nach meinen Vorlieben die Tanzmusik in Cali, das Karibikflair in Santa Marta und einen Dschungelhike im Tayrona Nationalpark eingeschoben, bevor ich aus Bogota wieder zurück geflogen bin. Ein faszinierendes und vielfältiges Land. Drogen und Kriminalität sind mir nicht aktiv begegnet, auch wenn bestimmte Vorsichtsmaßnahmen schon spürbar waren. Insgesamt habe ich mich sicher und behütet gefühlt.

In Medellin war für mich Versöhnung das große Thema. Wir wurden hineingenommen in einen Stadtteil (Communa 13), der einst als besonders gefährlich galt und jetzt besonders hip und touristisch ist. Die Stadt und viele soziale Partner haben es geschafft, mit Kunst, Versöhnung und Lebensverbesserung für die Bewohner neue Perspektiven zu schaffen und alte Wunden zu heilen.

Reel zu Versöhnung und meinen Erlebnissen in Medellin


In Quindio wurden wir herzich aufgenommen. Auf einer Finca inmitten von Kaffeeplantagen im ländlichen Bundesland Quindio haben wir als Internationales Team eine Woche lang gelebt und von dort Projekte besucht. Bei einem Kinderprogramm konnten wir helfen, soweit die Sprachbarrieren das zugelassen haben und hinterher haben wir uns das Gartenprojekt des YMCA in Circasia angeschaut.

Reel zu Gemeinschaft und unseren Erlebnissen in Circasia

Am Wochenende verlebten wir Zeit in einheimischen Familien. In meinem Fall war das Pizza essen, Cocktails trinken und alsa tanzen. Durchaus passend. Und die fehlende gemeinsame Sprache mussten wir mit Aquardiente ausgleichen 😉

Auch in der Stadt Armenia haben wir ein Mental Health Projekt des YMCA und eine Multiplikatorenrunde erlebt, waren mit politischen Entscheidungsträgern und Studierenden im Gespräch und haben erlebt, wie junge Männer und Frauen Verantwortung übernehmen, um ihre Generation positiv zu prägen.

Wir haben ein Seniorenprojekt unterstützt, waren im touristischen Ort Filandia und haben einen Abend im Partybus getanzt. Ich fand es spannend, während der Fahrt mit einer Hand am Haltegriff mit der anderen Hand die Tanzpartnerin festzuhalten und bei 50Km/h halbwegs brauchbare Salsaschritte hinzubekommen. Ebenso war ich fasziniert von der Studentin, die mir erzählt, dass sie in Venezuela geboren ist, ihre Eltern sich getrennt haben und sie zur halben Familie kaum Kontakte hat, sich viel um ihre Geschwister kümmern musste und jetzt dabei ist, ihre verkorkste Geschichte aufzuarbeiten und anderen zu helfen, mental gesund durchs Leben zu gehen. So viel Leid und so viel Reife und Lebensfreude machen Hoffnung auf die Zukunft!

Reel zu kulturellem Austausch auf Augenhöhe


In Cali war ich zum Tanzen. Also hab ich mir ein englichsprachiges Partyhostel mit angeschlossener Tanzschule gesucht, Gleich am ersten Tag waren wir auf der Salsa-Street, wo mit Livemusik die ganze Straße am Tanzen ist. Allerdings mit so wenig Platz, dass ernsthafte Schritte nciht mehr funktionieren. Und im echten Tanzlokal musste ich mir erst zeigen lassen, wie man in Cali Salsa tanzt, um dann am zweiten Abend damit glänzen zu können. Hier habe ich also eine Menge über die Geschichte und Stilrichtungen der Salsamusik gelernt und spannende Leute getroffen.

Reel zu meine Tanzerfahrungen in Cali


An der Kribikküste in Santa Marta, der zweitältesten Stadt Kolumbiens, ist das Leben langsamer, entspannter und tendentiell nachts. Zumindest wurde ich mit einer Rooftop-Party begrüßt, habe bis morgens um 4 am Kirchplatz gute Gemeinschaft mit kalten Drinks und Locals gehabt und mittags um 12 eher Schatten gesucht als den strand zu genießen. Promenade und Shoppingviertel sind trotzdem nett, aber die Abkühlung ist der dauerhafte Begleiter und ich habe Klimaanlagen wirklich schätzen gelernt.

Vier Tage lang war ich mit einer geführten Gruppentour auf der Suche nach der „Lost City“ (Ciudad Perdida). Über 400 Jahre war sie verschollen und ich hab sie gefunden. OK, auch vorher schon einige Grabräuber und Archeologen und tausende andere Touris. Aber der Weg mitten durch den Nationalpark lohnt sich definitiv, auch wenn bei schwülwarmem Wetter Schwitzen zum Dauerzustand wird und ich abends so durch war, dass ich freiwillig früh ins Bett gegangen bin…

Nach vier Tagen im bergigen Dschungel kamen noch zwei Tage im Strand-Dschungel. Tatsächlich muss man auch da 2h zu Fuß vom letzten Busstop laufen, um an einem traumhaften strand zu landen, wo man in einfachen Camps in Hängematten übernachten kann. Eine Mischung aus Pilgerreise und Ballermann, wenn man die Wochenendausflügler mit Bikini und Kühltasche trifft. Aber über die kühlen Drinks hab ich mich sehr gefreut und zwischen Affen, Krokodilen, Termiten und Geckos 2 entspannte Tage naturverbunden gelebt.

Reel zum LostCity Trek und dem Strandhopping im Tayrona Nationalpark


Zum Abschluss nochmal hoch auf 2600m, wo es in Bogota angenehm kühl war. Ich bin vor allem in La Candelabria und dem Studentenviertel City-U unterwegs gewesen, habe mich zum Colombian Coffee Taster ausbilden lassen und schonmal ein wenig aklimatisiert, bevor es wieder 32h auf die Rückreise ging.

Reel zum Reiseabschluss in Bogotá


Das Essen in Kolumbien war fein. Bis auf eine Magenverstimmung hab ich alles gut vertragen und das meiste auch als sehr lecker empfunden. Etwas mehr Gewürze hätte es geben können, aber mit eigenem Chilli-Fläschenchen war ich gut vorbereitet. Und ich war durchaus froh, wenn ich mal eine Mahlzeit ohne Fleisch oder ein Frühstück ohne Rührei bekommen konnte. So lecker das Fleisch da war, hat diese Überfülle mich in meinem fleischarmen Lebensstil eher bestätigt, denn ohne das große Schnitzel wären die meisten Gerichte durchaus auch schon gut sättigend gewesen.


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