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Der Herr ist auferstanden!

Karsamstag, Jesus ist beerdigt. Die Jünger verängstigt, zerstreut, versteckt. Alles scheint vorbei zu sein.

Ostermorgen, das Grab ist leer. Wurde der Leichnahm gestohlen und versteckt? Doch einige sagen, Ihnen wäre Jesus begegnet. Das hat sie verändert, ermutigt zum Guten.

Und dass wir heute, kanpp 2000 Jahre später immer noch davon sprechen und dieses Ereignis feiern, zeigt, wie zentral diese Begegnungen unser Weltgeschehen verändert haben. Was genau in dieser Osternacht geschah, können wir wohl nie wissenschaftlich erforschen. Aber der Glaube an den Auferstandenen gibt seither zahlreichen Menschen Kraft und befreit.

Nachdem ich bereits über das Kreuz und den Passionsfilm von Mel Gibson geschrieben habe, möchte ich heute von einem anderen Film erzählen, der für mich zu den Ostertagen gehört. Er fängt ungefähr da an, wo Mel Gibson aufhört und kommt dementsprechend mit deutlich weniger Gewalt aus. „Auferstanden“ ist ein amerikanischer Spielfilm aus dem Jahr 2016, der aus Sicht eines römischen Soldaten (Clavius, gespielt von Joseph Fiennes, den einige schon als Martin Luther kennen) die unglaubliche Geschichte erzählt, wie ein jüdischer Aufrührer hingerichtet wird, die Oberen extra eine Grabbewachung ordern und dennoch nach zwei Nächten das Grab leer ist. Jetzt beginnen die Ermittlungen und bringen viele Fragen mit sich.

Spannend, weil der Film sich relativ nah an den biblischen Quellen orientiert, aber dennoch eine Geschichte erzählt, die darüber hinaus geht und filmisch gut inszeniert ist. Anfangs will Clavius nur irgendeine Leiche finden, um seine eigene Haut zu retten. Am Ende geht es ihm darum, die Wahrheit herauszufinden und zu begreifen, was das für ihn bedeutet, falls ein Mensch, den er sterben sah, tatsächlich wieder leben sollte.

Die Frage sollten wir uns auch immer wieder stellen: Was hat Jesu Tod und seine Auferstehung mit uns heute zu tun. Was bringt es uns, daran zu glauben? Was verändert es, wenn er tatsächlich lebt? Und welche Perspektive hat unser Leben, wenn Jesus uns persönlich begegnen kann? Mit oder ohne Film wichtige Fragen.

Frohe Ostern euch allen.

Der Herr ist auferstanden!

 

Die Sache mit dem Kreuz…

Gestern war Karfreitag, ein stiller Feiertag an dem wir dem Tode Jesu Christi gedenken. Ein trauriges Ereignis. Entsprechend habe ich den Tag ruhig gestaltet, habe einen Kreuzweg in einer Baptistenkirche um die Ecke besucht, wo man in knapp einer Stunde 7 Stationen des Leidens Jesu meditierend nacherleben kann. Später war ich in einem Karfreitags-Gottesdienst und habe abends noch einen Passionsfilm geschaut und den Abend in eigener Meditation ausklingen lassen.

Ich finde, der Karfreitag eignet sich besonders, um aus der Normalität auszubrechen und sinnlich zu erleben, was wir in jedem Gottesdienst besingen. Der Schöpfergott stirbt am Kreuz, damit wir leben können. Ein Kreuzweg kann das bieten, weil man sich „auf den Weg“ macht  und etwas nacherlebt. Auch wenn medial erlebter Schmerz und Demütigung immer nur Anleihen sein können. Deshalb mute ich mir auch Mel Gibsons Passion Christi als Film zu. Ein harter Film voller Blut, Hass und Gewalt. Aber auch voller Liebe und Hingabe. Er erzählt die Passions-Geschichte ab Jesu Gebet in Getsemaneh bis zur Sterbestunde. Knappe 20 Stunden erzählte Zeit auf 2 Stunden grausam-martialischen Film reduziert; gespickt mit Rückblenden auf die ganz andere Lehre Jesu vorher: Die Bergpredigt, die Fußwaschung, die Ehebrecherin, das letzte Abendmahl – Jesus lehrt Liebe, Vergebung, Güte und gelebte Demut. Er ist Menschen zugwandt und tut niemandem etwas zu leide. Dennoch erzürnt er die religiöse Oberschicht gegen sich, weil er nicht nach ihren Regeln spielt und stattdessen Menschen in einen echten Kontakt zu Gott bringen möchte, der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit hervorruft.

Der Film ist hart, aber vermutlich sehr nah an dem, was Jesus an dem Tag durchgemacht hat. Ich verstehe, dass nicht jeder einen so grausamen Film sehen mag. Gerade für Kinder ist er nicht geeignet und auch Erwachsene dürfen an einigen Stellen die Augen schließen ohne sich schämen zu müssen. Ich mag an dem Film gerade, dass er so eine Abscheu auslöst. Man merkt, dass da etwas nicht stimmt, dass es zu viel, zu krass, zu grausam ist. Weil Jesus sehr wahrscheinlich genau das gefühlt hat. Stop, genug, reicht jetzt. Die Kreuzigung war kein Spaziergang, sondern tatsächlich die grausamste Art der Römer, Menschen hinzurichten. Das hat Mel Gibson sehr gut erkannt und umgesetzt.

2004, als der Film neu im Kino lief, gab es Kontroversen, ob die Juden zu schlecht wegkommen und darüber hinaus zu der Frage, wer eigentlich Jesus ans Kreuz gebracht hat.
In einer Karfreitagspredigt hab ich damals gesagt: Die Juden haben Jesus angeklagt und seinen Tod gefordert, die Römer haben den Befehl zur Hinrichtung gegeben. Jesus hat die ganze Zeit geschwiegen (je nach Evangelium hat er einzelne Worte oder Sätze gesagt, aber keine ernsthafte Verteidigung). Er hätte es in der Hand gehabt, Pilatus zu überzeugen und freigesprochen zu werden, das hat er nicht genutzt und damit letztlich seinen Tod selber zu verantworten. Jesus hat sich selber ans Kreuz gebracht!? Warum hat er das gemacht? Weil er als inkarnierter Gott die Trennung zwischen Menschen und Gott aufheben und Gemeinschaft wieder möglich machen wollte. Weil er die Sünde sühnen und Schuld vergeben wollte. Weil er wusste, dass wir Menschen es nicht aus eigener Kraft schaffen, mit Gott in Gemeinschaft zu leben. Das sieht man im Film, wo weder die Juden, noch die Römer, aber auch nicht die Jünger besonders gut wegkommen. Und auch heute sind wir Menschen immer noch weit weg davon, Gottes Maßstäbe von Liebe & Vergebung selber zu leben.

Wir singen Lieder wie „Ich seh das Kreuz, und nichts anderes muss ich sehen. Ich seh das Kreuz, komm und glaube ruft es mich.“ als locker flockige Lobpreissongs in fröhlicher Auferstehungshaltung und haben doch so wenig verstanden, was das Kreuz bedeutet. Jesus ist eben nicht lebendig vom Kreuz heruntergekommen, um seine Macht zu demonstrieren, er hat auch nicht seine Gefangennahme und Geißelung abgebrochen, sondern er hat das Leid ausgehalten. Wir sollten nicht vor dem Kreuz weglaufen, weil wir ja schon wissen, dass Ostern folgen wird. Natürlich leben wir über 300 Tage im Jahr aus der Osterfreude heraus, aber dafür müssen wir auch die andere Seite ernst nehmen, ruhig werden und mit Jesus durch das Leid gehen. Bei der Taufe werden wir in sein Leid, in seinen Tod hinein getauft, um gemeinsam mit ihm auferstehen zu können. (Passenderweise war die Grabesstation beim Kreuzweg im baptistischen Taufbecken gestaltet, sodass man tatsächlich durch Jesu Grab hindurchgehen konnte.) Und so bleibt der Abend des Karfreitags und der Samstag für mich eine ruhige Zeit, in der ich garnicht tanzen und feiern möchte. An dem auch keine fröhlichen Lieder oder ausgelassenen Feste passen. Die Gemeinschaft und die Freude passen am Sonntag wieder. Dann umso mehr. Darauf freue ich mich.

Da passt dann auch die fröhliche Coda des erwähnten Liedes wieder: „Wir werden auferstehen und ewig leben, weil du für uns starbst. Wir werden auferstehen und ewig leben, weil du in uns lebst. Ich seh das Kreuz!“ Ja, die Auferstehungsfreude wird kommen, aber jetzt möchte ich trauernd stehendbleiben und dem Kreuz nicht ausweichen, es in Ehrfurcht wirken lassen, ein Stück tiefer verstehen, was da geschehen ist.

Passend dazu: „Der Herr ist auferstanden!